Nordportugal: Liebe auf den zweiten Blick

Arribes Naturpark Douro. Bild: Ralf Streck

Der Internationale Douro-Naturpark, die Mandelroute, Weltkulturerbe wie das Weinbaugebiet Alto Douro oder gravierte Felszeichnungen in Foz Côa und vor allem die gastfreundlichen Portugiesen laden zum Besuch

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Eine Blütenexplosion in der atemberaubenden Landschaft können ist für alle zu genießen, die im Frühjahr den Norden Portugals besuchen. Das Schauspiel der Mandelblüte ist nur schwer in Worte zu fassen, das sich allen bietet, die vom spanischen Zamora kommend in Miranda do Douro die Grenze überschreiten. Gefangen von einer kargen Stein-Landschaft, in die der Douro-Fluss und seine Zuflüsse tiefe Schluchten in altes Granitgestein vulkanischen Ursprungs gefressen haben, bilden weiße und zartrosa Blüten einen extremen Kontrast zu spektakulären Felsformationen, die Gletscher, Wind und Wasser durch Erosion in vielen tausend Jahren erschaffen haben.

Der Gegensatz ist im Vorfrühling besonders scharf, da die Pflanzenwelt hier auf der Hochebene noch im Winterschlaf liegt. Die frühe Mandelblüte kündigt den Frühling in Miranda, Mogadouro, Freixo de Espada à Cinta oder Castelo Rodrigo ja erst an. Die Nächte sind zum Teil noch kalt, die Tage aber in den sonnenverwöhnten Regionen "Trás-os-Montes" (Hinter den Bergen) oder Guarda schon lang und die Temperaturen steigen auf 20 Grad an. Meist kommt es hier auf der Hochebene aber erst bis Mitte März zur Explosion der Mandelbäume, die auf der Mandelroute sehr verbreitet sind.

Castelo Rodrigo. Bild: Ralf Streck

Der erste Blick auf eine rohe graue Betonmauer einer Staustufe ist in Miranda nicht gerade einladend. Wie stets sollte man sich in Portugal aber vom ersten Blick nicht trügen lassen, sich Zeit nehmen, um Stadt, Land und Leute erleben zu können. Denn es gilt hier, den wirklichen Schatz zu heben. Und der steckt in den Bewohnern, ihrer bescheidenen Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Lebensfreude, die trotz oder wegen vieler Entbehrungen in der armen Region vorherrschen. Die wird von einer schweren Dürre heimgesucht, was auch noch verstärkt zu Bränden in einer einst eher feuchten Region führt.

Mandelblüte. Bild: Ralf Streck

Der "Mirandés" ist meist zu jeder Hilfe bereit, nimmt sich viel Zeit für Auskünfte oder für einen interessierten Schwatz. "Schaut euch die Kathedrale und die Burgruine oben an, von dort habt ihr auch eine gute Aussicht auf die Douro-Schleifen", erklärt Ines. Sie steht vor einem der kalkweißen Häusern der Altstadt, in dem ihren auf den ersten Blick unscheinbaren Laden "Sabores da Muralha" betreibt. Sie gibt umsonst Infos zur Region und verkauft exzellente regionale Produkte zu ortsüblichen Preisen. Ihr Laden wurde 2010 mit einem Preis für "Nachhaltige Existenzgründer" ausgezeichnet, was sie bescheiden verschweigt.

Der Besuch der dreischiffigen Kathedrale und der Befestigungen einer Gemeinde, die schon vor fast 1000 Jahren Stadtrechte bekam, lohnen sich, wie der Ausblick auf den Grenzfluss , mit von Flechten überzogenen steilen Felswänden, vor denen sich blühende Mandelbäume oder graugrüne Olivenbäume abzeichnen. Es lohnt ein längerer Aufenthalt in Miranda, denn es gibt ein ökonomisches und kulturelles Leben, das man bei gut 2000 Einwohnern (7500 im gesamten Kreis) nicht erwarten würde. Noch läuft die Ausstellung von Skulpturen im Kulturhaus, die im Rahmen des jährlichen Festes "Sabores de Miranda" (Genüsse Mirandas) kürzlich eröffnet wurde. Am Osterwochenende findet das Fest der süßen "Bola" und anderen lokalen Genüssen statt. Begleitet wird es erneut von einem reichhaltigen Kulturprogramm, Konzerten, "Pauliteiras"-Tänzen …

Zentraler Platz in der Altstadt von Miranda. Bild: Ralf Streck

Dass das abgelegene Miranda nicht auch langsam entvölkert wird, dazu tragen Existenzgründer wie Ines oder lokale Kulturvereine wie "Lérias" bei. Der Verein stellt sich zur Aufgabe, Musik, Kultur und Traditionen und die eigene "Sprache" zu pflegen. Denn hier wird "Mirandés" gesprochen, die einzige anerkannte Regionalsprache Portugals. Die Beschilderung ist meist zweisprachig. So wird der Abwanderung junger Leute begegnet, die die allgemeine Vergreisung im Land hier noch verstärken würde.

Die Tipps von Ines sind wie ihre Produkte Gold wert. Auf die Frage, wo man gut essen kann, empfiehlt sie erst diplomatisch einige Restaurants. Wo würde sie hingehen, frage ich direkt? "Zu Balbina", kommt als klare Antwort zurück. Und im Restaurant der alten Dame ist man tatsächlich gut aufgehoben. Sie überwacht am offenen Feuer, dass herausragender gegrillter Stockfisch, Zicklein oder Lamm auf den Tisch kommt, der mit guten lokalen Weinen seinen Weg in den Magen findet.