"Es können Brauereien in Bayern explodieren"

Nach der Festnahme von Puigdmeont wurde vor dem deutschen Konsulat in Barcelona protestiert. Bild: assemblea

Spanien verfüge über "200.000 Geiseln" aus Deutschland auf den Balearen, so ein rechtsradikaler Radiomoderator wegen der Puigdemont-Entscheidungen und droht mit "Aktionen"

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Der Ton aus Spanien wird nun auch scharf gegen Deutschland und Deutsche. Spanische Rechtsradikale drohen massiv und freuen sich sogar über die Toten beim Anschlag in Münster. So feierte "Alerta digital" den gestrigen Anschlag in Münster, bei dem ein Münsteraner mit einem Kleinbus in Passanten gefahren ist und zwei Menschen ermordet hat. "Karma existiert", twitterten die Rechtsextremisten, dass ein "Lastwagen eine Menschenmenge in Munster überfahren hat."

Die Falangisten und Franco-Nostalgiker stehen damit wahrlich nicht allein. Sie werden vom bekannten Radiomoderator Federico Losantos inspiriert, der schon zuvor zu "Aktionen" gegen Deutschland aufgerufen hatte, da es Puigdemont freigelassen hat und nicht wegen Rebellion ausliefern will. Der Rechtsradikale verwies angesichts des Desasters für die spanische Repressionspolitik auf "200.000 deutsche Geiseln", über die man auf den Baleareninseln verfüge, da viele Deutsche auf den Urlaubsinseln leben. Er erklärte sogar: "In Bayern können Brauereien anfangen zu explodieren", weil Spanien einen "Schlag ins Gesicht" erhalten habe.

Er hat vielen Ultrarechten und Faschisten im "EsRadio" eine Stimme gegeben. Und auch bei den angeblich "liberalen" Ciudadanos (Bürger) - real eine weitgehend verjüngte Kopie der PP mit vielen Rechtsradikalen im Boot - , wurden die Worte des Radiomoderators ebenfalls unterstützt. Die Ortsgruppe der Ciudadanos in Igualada stellte sich ganz offen hinter Losantos: "Alle unsere Unterstützung für den großartigen Journalisten und die noch bessere Person. Federico, du bist nicht allein", machten die angeblichen "Liberalen" deutlich, wessen Geistes Kind sie sind. Der Twitter-Account wurde zwischenzeitlich gesperrt, aber der Vorgang ist dokumentiert.

Weder Losantos noch die Falangisten oder ihre Unterstützer bekommen dafür vermutlich Probleme, da sie wiederum viele Sympathisanten in der regierenden Volkspartei (PP) von Mariano Rajoy haben. Die wurde von einem Minister des Diktators Franco gegründet und hat sich nie vom Putsch und Diktatur distanziert.

Die Katalanien-Phobie wird ergänzt durch Hass auf Deutsche

Leute wie Losantos werden in Spanien auch nicht wegen "Hassdelikten" oder "Terrorismusverherrlichung" angeklagt und inhaftiert, wie eher linke Rapper und Twitterer. Dabei rufen sie klar zu Gewalt auf und verhöhnen Opfer massiv, wie sich am Beispiel Münster zeigt. Aber im Spanien der PP-Postfaschisten ist die Verherrlichung der Diktatur und des Franco-Terrors kein Vergehen, dessen Opfer, die noch zu zehntausenden in Massengräbern liegen, dürfen auch weiterhin verhöhnt werden.

Nun bekommen also auch Deutsche ein Bild davon, was Katalanen oder Unterstützer des Selbstbestimmungsrecht im spanischen Staat zum Teil erleiden müssen. Denn sie werden auch massiv von spanischen Ultras gewalttätig angegriffen. Gerade war das auch wieder in Mallorca zu beobachten. Die Katalanen- Phobie, die in Teilen der spanischen Gesellschaft gezielt erzeugt wurde, wird nun auch zur Deutschen-Phobie.

Angesichts der Gewalttätigkeit der spanischen Ultras, dürfen die Drohungen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die Politikerin Anna Gabriel hat schon Morddrohungen erhalten und das war ein Grund für sie, aus Katalonien in die Schweiz zu fliehen. Es gibt längst eine Boykott-Kampagne in Spanien gegen katalanische Produkte, aber nun sollen auch deutsche Produkte boykottiert werden.

Spanien will weder Dialog noch Vermittlung

Der Ton dürfte in Spanien nun sogar noch rauer werden, da die Bundesjustizministerin die stolzen Spanier erneut brüskiert hat. Katarina Barley (SPD) hat erklärt: "Die Entscheidung der Richter in Schleswig ist absolut richtig." Sie fügte zudem an, sie habe es erwartet, dass Puigdemont nicht wegen Rebellion ausgeliefert werden kann. Und dass sie sogar anzweifelt, dass er sich der Untreue schuldig gemacht haben soll, missfällt Madrid auch. Barley sagte, Spanien müsse nun darlegen, warum sich Puigdemont einer Untreue schuldig gemacht haben soll: "Das wird nicht einfach sein", fügte sie zum Entsetzen in Madrid an.

Um dem Vorgang noch eine Krone aufzusetzen, nahm sie auch noch das Unwort "politisch" im Zusammenhang mit dem Katalonienkonflikt in den Mund. Man werde "jetzt miteinander auch über die politischen Komponenten reden müssen". Das treibt massive Sorgenfalten auf die Gesichter spanischer Politiker. Außenminister Alonso Dastis sprach diplomatisch angesichts des großen und starken Gegners nur von "unglücklichen" Aussagen. Doch hinter den Kulissen ist die Wut groß, dass offensichtlich auch Deutschland zur Einschätzung kommt, dass Spanien endlich verhandeln muss.

Puigdemont hat gerade auf einer Pressekonferenz in Berlin erneut einen Dialog und internationale Mediation gefordert. Beides lehnt Madrid seit Jahren ab. Aber auch jetzt ist aus Regierungskreisen nur zu vernehmen, man werde niemals mit Puigdemont verhandeln.

Spanien setzt darauf, über den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg über eine Eilentscheidung seine Auslieferung zu erzwingen. Man will ihn mit allen Mitteln über eine "groteske" Anklage wegen Rebellion für bis zu 30 Jahre einsperren. Dass man damit wie Don Quijote gegen Windmühlen anrennt, zeigt, dass man in Madrid offensichtlich Cervantes nicht gelesen oder nicht verstanden hat. Durch solche Vorstöße wird man die Sympathien in Belgien, Deutschland und Großbritannien sicher nicht vergrößern, wo man ja dann wohl ebenfalls Auslieferungen katalanischer Politiker erzwingen will.