"Klappmesser gibt es schon für 2,50 Euro"

Bild: TP

Die zunehmende Zahl der Messerattacken beschäftigt die Polizei, die Bevölkerung ist beunruhigt, Wissenschaft und Politik wiegeln ab

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Um ein Problem zu lösen, muss es erst einmal analysiert werden. Die Grundvoraussetzung ist eine Bestandsaufnahme, in Bezug auf Gewalttaten mit dem "Tatmittel Messer" fehlt jedoch eine klare Datenlage: Lediglich in 9 der 16 Bundesländer werden Messerattacken in den Polizeilichen Kriminalstatistiken gesondert aufgeführt. Deshalb fordern sowohl die Gewerkschaft der Polizei (GdP) als auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) eine bundesweite klare Datenerhebung.

Die Zahlen, auf die zurückgegriffen werden kann, u.a. aus den Bundesländern Berlin, Hessen oder auch der Stadt Leipzig belegen eine Zunahme dieser Gewaltdelikte, und auch die Medien berichten mindestens jede Woche von schweren Gewaltverbrechen, ausgeübt mit einem Messer. Das veranlasste die DPolG zu der Forderung, Messerattacken grundsätzlich als versuchte Tötung zu bewerten, statt wie bislang als Körperverletzung.

Die Gesellschaft rüstet auf

Es häufen sich Berichte über Messerattacken in den Medien, sie führen in der Bevölkerung zu Verunsicherung, in Teilen sogar zur Aufrüstung: Immer häufiger tragen vor allem Jugendliche Messer bei sich, in der Annahme, mit anderen Jugendlichen konfrontiert zu werden, die ihrerseits mit einem Messer bewaffnet sind.

Das sind nicht unbedingt auf Tatwerkzeug ausgerichtete Geräte, sondern es ist auch das nächstbeste Küchenmesser, das mitsamt dem Schulbrot (oder auch statt desselben) den Weg in die Schultasche findet. Messer liegen allerdings praktisch überall rum, und sie werden willkürlich zum Einsatz gebracht - im Privaten, im geschützten Raum und in der Öffentlichkeit.

Der Landesvorsitzende der nordrhein-westfälischen GdP , Arnold Plickert, erläuterte gegenüber Telepolis:

Jugendliche bewaffnen sich vielfach zum potentiellen Selbstschutz. Sie gehen davon aus, dass jeder ein Messer dabei hat. Dabei sind das hochgefährliche Waffen - und dennoch anders als Gewehre und Pistolen überall zu kaufen. Küchenmesser gibt es für ein paar Euro im Haushaltsladen. Im Waffenladen werden Hunderte Jagdmesser, Wurfmesser, Taschenmesser und Klappmesser angeboten - die Preise beginnen bereits bei 2,50 Euro.

Arnold Plickert

Nach dem Tod eines Schülers aus Lünen, der Opfer einer Messerattacke durch einen Mitschüler wurde, schlugen auch andere Schulen in Nordrhein-Westfalen (NRW) Alarm. Daraufhin gab die Polizei NRW eine Pressemitteilung heraus, in der Eltern aufgefordert werden, stärker zu kontrollieren, ob ihre Schützlinge eventuell Messer mit sich tragen, und diesen auch nachdrücklich zu erklären, dass die Schule kein gefährlicher Ort sei, der nur bewaffnet erobert werden könne.

Auch Frauen bewaffnen sich zunehmend, wenn auch nicht mit Messern. Doch auch Pfefferspray und Gaspistole bergen große Gefahren, nicht zuletzt für die Trägerin, und können zu schweren Verletzungen bis hin zum Tod führen.

In nur 4 Bundesländern wird neben den Gewaltverbrechen mit "Tatwaffe Messer" auch die Nationalität von Opfer und Tatverdächtigen registriert. Diese Aufschlüsselung zeigt, dass zumindest dort, wo diese Erhebungen gemacht werden, überproportional häufig Asylsuchende in solche Delikte verwickelt sind. Auch Medienberichte legen diesen Schluss nahe.

Das bringt Kriminologen und die Politik auf den Plan. Nicht, um nach Lösungen für das Problem zu suchen, sondern um abzuwiegeln: Mit der Herkunft der Tatverdächtigen habe das nichts zu tun, mehr Integration und dann wird das schon - und vor allem brauchen wir Familiennachzug. Doch genau das wird das Problem verstärken, statt lösen und zudem viele Frauen völlig ungeschützt dem Gewaltpotential "ihrer" Männer ausliefern.