Bayern befürworten mehrheitlich Söders Identitätstheater mit dem Kreuz

Gegen die AfD und für die gewünschte absolute Mehrheit hilft das der CSU nach einer Umfrage aber nicht

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Offenbar hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder die Stimmung bei der Mehrheit des bayerischen Volks richtig erfasst und mit dem Kruzifix-Beschluss gepunktet. Bei einer Umfrage, die Infratest dimap für das BR-Politikmagazin "Kontrovers" durchführte, stellen sich 56 Prozent der bayerischen Wähler hinter die populistische Aktion, in den Behörden durch Aufhängung des Kreuzes die "bayerische Identität" zu demonstrieren. Für Söder ist das eine "klare Mehrheit", die damit auch seiner Aussage zustimmt, dass in Bayern keine Kreuze abgehängt, sondern aufgehängt werden.

Tatsächlich hat es Söder geschafft, mit der provokativen Geste, bei der es eigentlich um nichts geht, für maximale Aufmerksamkeit zu sorgen und die Konservativen und Rechten hinter sich zu bringen, die mit der "Identität" wohl teilweise auch das Völkische ins Spiel gebracht sehen. Wahrscheinlich hätte es auch ein anderes Symbol für die christlich-abendländische Kultur sein können, die vor allem gegen die islamische Kultur beschworen wird und insgeheim die Zeit der Kreuzzüge wieder aufleben lässt. Vorbild war für Söder wohl auch der FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der gerne einmal mit dem Kreuz auftrat.

Verwunderlich ist daher nicht, dass mit dem Kruzifix als Identitätssymbol zur Austreibung unerwünschter Kulturen aus den bayerischen Amtsstuben, vor allem die AfD-Anhänger begeistert waren. 77 Prozent befürworten Söders Gag mit dem - nicht nur - christlichen Symbol, aber auch 71 Prozent der CSU-Wähler und 56 Prozent der FW-Wähler. Die Anhänger der in Bayern weiter abstürzenden SPD klammern sich auch noch mit 52 Prozent an die Einladung der rechtsnationalen Stimmung, bei den Grünen- und FDP-Sympathisanten sind mehr als Zweidrittel dagegen. Dabei punktet Söder vor allem auf dem Land. Schon bei Städten ab 100.000 Einwohnern findet sein politisches Spiel nur noch bei 45 Prozent Anklang, während in Gemeinden bis zu 5000 Einwohnern Zweidrittel es 66 Prozent gut finden.

Allerdings kam die CSU bei der Sonntagsfrage nur auf 41 Prozent, nur ein Punkt mehr als vor Amtsantritt Söders bei einer Umfrage im Januar. Das würde im Herbst nicht zur absoluten Mehrheit reichen, die man bei der CSU natürlich gerne wieder hätte, zeigt aber auch, dass Söder trotz Anfangs-Bonus nach dem Abtritt Seehofers die Popularität der CSU nicht wieder in die Höhe reißen konnte. Gleichwohl sind 54 Prozent der Befragten mit der Arbeit der CSU zufrieden, vier Prozent mehr als im Januar.

Wahrscheinlich auch aus Mangel an realistischen Alternativen würden 64 Prozent für Söder stimmen, wenn sie ihn direkt als Ministerpräsidenten wählen könnten. Er konnte sogar um 7 Punkte zulegen, was sich aber für die Partei kaum niederschlug. Die bayerische SPD-Chefin und Spitzenkandidatin Natascha Kohnen, kann nur 20 Prozent für sich gewinnen, womit sie 5 Prozentpunkte weniger erzielt.

Das Trauerspiel mit der SPD geht damit weiter, der Absturz geht weiter, so dass die Grünen mit 14 Prozent zur stärksten Oppositionspartei bei der Sonntagsfrage wurden, während die AfD zur SPD aufschloss. Die AfD konnte, was die Strategie Söders nicht gerade bestärkt, weiter um 2 Prozentpunkte zulegen, während die SPD um 4 Prozentpunkte abstürzte und allmählich ernsthaft mit der politischen Bedeutungslosigkeit konfrontiert ist (womit die SPD in Berlin noch bis zur nächsten Wahl Zeit hat). Die Linke in Bayern ist mit 3 Prozent chancenlos.

Gut möglich, dass die bayerischen Grünen, die nach der Umfrage mit 14 Prozent bereits zur zweitstärksten Kraft geworden sind, das Erbe der SPD antreten. Immerhin sind erstaunliche 44 Prozent mit deren Arbeit zufrieden, 11 Prozent mehr als im Januar, ebenso viel konnten die Freien Wähler gewinnen, mit deren Arbeit sich 40 Prozent zufrieden zeigen. Bei der SPD sind es nur 33 Prozent. Mit 45 Prozent wäre eine Koalition CSU-Grüne am beliebtesten, eine CSU-Alleinregierung würden 42 Prozent befürworten, eine Koalition mit den Freien Wählern 40 Prozent. Eine Koalition mit der SPD oder FDP würde deutlich weniger Anhänger finden. Wie es mit einer Koalition mit der AfD aussieht, die in den nächsten Landtag einziehen wird, wollte man beim Bayerischen Rundfunk offenbar lieber nicht so genau wissen.

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