"Amerika ist wieder auf dem Pfad des Erfolges und gewinnt an Stärke"

Warum MeToo nur die halbe Wahrheit über Hollywood ist und die Deutschen Trump auch nach einem Jahr immer noch nicht verstehen, erläutert die politische Kommentatorin für Fox News Nadja Atwal

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Nadja Atwal war quasi die einzige Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, die noch vor der Wahl für einen "President Trump" warb - vor allem, weil nach ihrer Meinung ihr früherer Favorit Barack Obama und die Eliten der Demokraten-Partei die "einfachen Leute" außerhalb von LA und NYC an die großen Player des Silicon Valley verraten und unter dem Deckmantel linksakademischer Aufgeklärtheit die Armut gerade der Randgruppen verschärft, materiell stattdessen nur das eigene Klientel versorgt hätten.

Die Ex-Hamburgerin machte sich nach ihrer Karriere als Model im PR- und Mode-Segment als Beraterin selbstständig, bevor sie nach New York zog, um den renommierten indischstämmigen Herzchirurgen "Mickey" Atwal zu heiraten, mit dem sie nun zwei Kinder hat. Seit rund zehn Jahren ist sie auch als Produzentin in Hollywood aktiv für TV-Serien und Kinofilme, unter anderem mit Mel Gibson, Chistian Slater und dem "Desperate Housewives"-Star Eva Longoria (u.a. die Liebeskomödie "Without Men"). 2013 kürte sie das US-Magazin "Viva Glam" zur "Sexiest Powerwoman of All Times" - noch vor Trumps "First daughter" Ivanka und Heidi Klum, die auch in den USA eigentlich zu den Super-Stars zählt durch ihre dortigen TV-Shows.

Für den TV-Kanal von Bild kommentierte Nadja Atwal als Mitglied des New Yorker Trump-Zirkels die Amtseinführung Trumps und ist nun Stamm-Kommentatorin ("Analyst") für die US-Senderfamilie Fox (u.a. Fox News und Fox Business) in den Bereichen Politik, Börsen, Finanzen und Unternehmen. Kritikern galt Fox News vor Jahren als Sprachrohr der außenpolitisch robusten, aber innenpolitisch linksliberalen "Neo-Cons", welche auch bei den Demokraten prominent zu finden sind, und des vermeintlich rechten "Falken"-Flügels der republikanischen Administration des mexikanischstämmigen Präsident George "W" Bush Jun., der aber heute zu den allerschärften Trump-Kritikern zählt und sein Interview dazu dem in den USA als "linksradikal" geltenden Sender NBC gab. Allerdings weist das Rechts-Links ("liberals")-Gefüge in den Staaten mehr scheinbar widersprüchliche Bruchlinien auf als etwa in Europa, was sich wohl auch vor allem den diversen ethnischen bzw. religiösen Communities verdankt, die politisch nicht in Gänze den Rep vs. Dem-Lagern zuzuordnen sind. Dementsprechend wird Atwal auch vom Sender CNN (TimeWarner) als Talk-Gast eingeladen.

FOX NEWS ist der quotenstärkste Nachrichtenkanal in den USA und flagship channel des global führenden Medienkonzerns 21st Century Fox, der zum Firmenimperium des umtriebigen Rupert Murdoch (u.a. "The Sun") gehört. Obwohl sowohl die Moderatoren als auch das Programm in seiner Gesamtheit nicht eindeutig politisch zu verorten sind und das Unterhaltungsprogramm von Fox legendäre Eigenproduktionen wie zum Beispiel "The Simpsons" oder neuartige Hipster-Formate wie "New Girl" verantwortete, gilt er "God's & Guns"-Kritikern nun als "Haussender" des Weißen Hauses unter Präsident Trump.

Haben Sie sich auch Michael Wolffs "Fire and Fury"-Enthüllungsbuch über das Weiße Haus gekauft?

Nadja Atwal: Nein. Erstens ist da die langjährige Reputation des Autors. Zweitens: Sogar nicht Trump-freundliche Leute sagen über im Buch beschriebene Ereignisse, dass sie entweder nicht so oder überhaupt nicht passiert sind. Tony Blair war einer von den ersten, der früh eine Episode mit ihm im Buch verblüfft als "Ist nie passiert" dementierte. Warum soll ich dann meine Zeit mit so einem Müll verschwenden? Da hat dann jede Paulo-Coelho-Novelle mehr Wahrheitsgehalt - und ist lehrreicher.

Nach einem Jahr Trump: Sind Sie nun enttäuscht oder begeistert?

Nadja Atwal: Ist das eine rhetorische Frage? Was soll man sagen, wenn die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit weiter sinkt, es den Schwarzen, die unter Obama extrem zu leiden hatten, wieder sehr viel besser geht in puncto Beschäftigung und Hauseigentum, illegale Einwanderung drastisch gesunken ist, der Aktienmarkt stetig Rekorde bricht, Firmen dank der Steuerreform und den Deregulierungen nicht nur Ihren Angestellten Bonusse zahlen, sondern die Mindestlöhne anheben, IS so stark dezimiert wird, dann die US-Nato-Partner erfolgreich dazu angehalten werden, ihren fairen Beitrag zu zahlen … ich könnte die Liste noch extrem verlängern, aber Sie können sich bereits jetzt vorstellen, wie ich entsprechend heute zu Trump stehe.

Aber was war denn mit Steve Bannon los? Der galt doch als Präsidentenmacher ...

Nadja Atwal: Sehe ich als einen Mann, der seiner eigenen Relevanz zu viel Gewicht beigemessen hatte und dann negativ überrascht und verletzt reagierte, als die Party für ihn vorbei war. Nun ist er auch noch seinen Job bei Breitbart los. Kann sich nicht gut anfühlen - aber wäre ja vermeidbar gewesen.

Den meisten Europäern völlig unbekannt ist ja die fly over zone zwischen NYC und LA. In der Country Music war der Slogan "America First" schon vor Trump lange verbreitet mit rein sozialpolitischem Impetus. Aber warum will Trump nun seine eigenen Wähler enttäuschen und kürzt Gelder bei den Ärmsten und bei Kranken und Behinderten?

Nadja Atwal: Sie meinen die, die während der Obama-Jahre ihren Job verloren haben, kein Eigenheim finanzieren konnten oder deren Krankenversicherungsbeiträge durch die Decke gingen? Oder die Kriegsveteranen, die für ihr Land ihr Leben riskierten und dann Monate auf Arzttermine warten mussten und für einige dann Selbstmord als beste Lösung erschien?

Schauen Sie sich zum Beispiel den klassischen Swing State - mal demokratisch, mal republikanisch - Florida an. Trump wurde von mehr Universitätsabsolventen gewählt als Hillary - so viel zum Thema, Trump-Wähler seien ungebildet. Aber er wurde auch und vor allem vom sogenannten "kleinen Mann", der sich vergessen fühlte, gewählt. Dieser Wähler sieht jetzt im neuen florierenden Arbeitsmarkt und der Steuerreform seinen Anker der Hoffnung. Da schon vor Trumps Präsidentschaft nach und nach die Krankenkassen aus Obamacare ausstiegen, muss eine Reform her, da das existierende System sonst einfach kollabiert. Trump will das vermeiden und so müssen sich die beiden Parteien auf einen Konsens einigen.

Aber was haben die Dreamers denn falsch gemacht, dass die Trump-Wähler sie unbedingt raus haben wollen?

Nadja Atwal: Die Dreamers haben nichts falsch gemacht, sondern ihre Eltern, indem sie illegal in die US mit den Kindern eingewandert sind. Aber weder Trump noch die Republikaner wollen die Dreamer unbedingt raushaben. Der Aufenthalt dieser Kinder, die heute ja zum Teil weit über 30 sind, war auch von Obama nur in einem Übergangsabkommen festgehalten worden. Es war also immer klar, dass zeitnah an einer langfristigen Lösung gearbeitet werden müsste - und das in beiden Parteilagern.

Den Demokraten geht es ja bei allem, was Einwanderer angeht, nur noch um Wahlstimmen - weshalb man ja in Kalifornien auch lediglich mit Führerschein wählen konnte und der ist leicht zu bekommen. Die Situation mit den Dreamers ist komplizierter, als man denkt, denn wenn man den 800.000 Dreamers, um die es momentan geht, z.B. Staatsbürgerschaft anbietet, hätten diese Bürger das Recht, sofort weitere Familienmitglieder in die US zu holen. Da sind wir dann schnell bei einigen Millionen Menschen angelangt … Alles nicht so einfach.

Viele Midwest-Bürger stellen sich ja Muslime als Gottseibeiuns vor. Dabei ist die Jugend in vielen muslimischen Ländern doch aber freiheitssüchtig und die klügste Islamkritik kommt oft von progressiven Muslimas selber!? Auch auf Trumps Jerusalem-Beschluss gab es keinen großen Reflex dort, in Beirut oder Jakarta verbringen die Teens und Twens ihre Zeit lieber in den Clubs als auf Demos ...

Nadja Atwal: Klingt romantisch, aber die Westler per se sind eben auch ein Produkt anderer Tatsachen. Zum Beispiel wurde im liberalen England unter Moslems eine Umfrage zur Homosexualität gemacht: ca. 50% der Befragten sagten, Homosexualität sollte strafbar sein. Keine gute Bilanz. London ist die Stadt mit der höchsten Zahl von Säure-Attacken (pro Kopf). Und die Islamkritiker, die ich im US-TV sehe, reden darüber, wie Morddrohungen bei ihnen zum Tagesgeschehen gehören. Es gibt eben Dynamiken - in Richtung entspanntere und extremere Sichtweise. Das ist die Crux.

"Die einen dealen mit Theorie - die anderen mit Praxis"

Besonders befremdlich erscheinen vielen Europäern die immer noch laxen US-Waffengesetze.

Nadja Atwal: Sie sind gar nicht so lax, wie ich recherchiert habe. Das System der Anwendung muss extrem verbessert werden. Chicago, eine sehr demokratisch geführte Stadt, hat strengste Waffengesetze und das Resultat? Seit Jahren rekordartige Mordziffern durch Schusswaffen. Gerade unter Schwarzen. Beim letzten Amoklauf eines Twens in der Kirche einer beschaulichen amerikanischen Kleinstadt, wo fast die Hälfte aller Kirchenbesucher an dem Tag starben, stellte sich heraus, dass der Täter keine Waffe hätte kaufen dürfen auf Grund seiner "Krankenakte" in Bezug auf seinen mentalen Ausnahmezustand. Doch die eine Behörde hatte die Informationen nicht an die andere weitergeleitet; so verlief sein Backgroundcheck glatt und er konnte eine Waffe kaufen. Solche Fehler passieren wieder und wieder und müssen drastisch minimiert werden.

Wie stellen Sie sich denn Amerika in zehn Jahren vor?

Nadja Atwal: Ich stimme mit dem geopolitischem Analytiker George Friedman überein: Amerika ist wieder auf dem Pfad des Erfolges und gewinnt an Stärke. Und wenn man Trump Trump sein lässt und Substanz statt Stil höchstbewertet, dann sollte er auch die nächste Wahl gewinnen und weiterhin Amerika auf Gewinner-Kurs halten.

Viele Trump-Anhänger halten nicht viel von der "Eliten-Kultur" in Kalifornien und New York, das schon über die Brücke von New Jersey aus gerne verächtlich als "the city" bezeichnet wird. Was ist denn an den demokratischen Eliten an West und East Coast so schlimm?

Nadja Atwal: Es hat einen Grund, warum die meisten Professoren und Lehrer ultra-links sind und die meisten Bosse in der freien Wirtschaft rechts … Die einen dealen mit Theorie - die anderen mit Praxis. In Praxis funktioniert der ultra-linke Kurs nicht. Ich unterhielt mich mal mit einem ehemaligen Universitätsprofessoren, der sagte: "Ich war solange links, bis ich in die freie Wirtschaft ging und realisierte, dass ich auf dem ganz falschen Dampfer und in einem Vakuum war."

Realist sein funktioniert besser als Idealist sein. Dazu kommt jetzt noch, dass die Toleranzgrenze bei den Demokraten für andere Meinungen fast gegen Null konvergiert und dazu extreme Gruppen wie die Antifa - in den US inzwischen als Terrorgruppe eingestuft - zu lange umarmt hat. Die demokratische Elite von heute hat sehr wenig gemeinsam mit den Demokraten der Bill-Clinton-Ära.

Sie selber waren ja früher eher links - warum heute nicht mehr? Was hat Sie denn an den Linken am meisten genervt?

Nadja Atwal: Ich erkannte nicht nur einen extremen Linksruck innerhalb der Demokraten in den USA wie auch innerhalb der CDU und SPD in Deutschland, sondern vor allem, dass Meinungsfreiheit von Linkeren aus nur noch akzeptiert wird, solange es das eigene Meinungsspektrum reflektiert. Das empfand ich als abartig. Und zurecht. Sogar eingefleischte US-Demokraten, die eher im Zentrum mit ihrer Gesinnung angesiedelt waren, sind geschockt von Pelosi und Schumer. Es geht nur noch um Wahlfang von illegalen Einwanderer bei den Demokraten - ohne Sinn und Verstand. Es ist fahrlässig, dumm, dreist und ehrlich gesagt zum Kotzen.

Eine "katastrophale Flüchtlingspolitik" in Deutschland

Andere halten das "Linke" an diesen Parteien aber eher für Symbol- statt für wirkliche Sozialpolitik. Und was fanden Sie eigentlich an Deutschland so furchtbar, dass Sie emigrierten? Ist die Neue Welt aufgeschlossener?

Nadja Atwal: Ich verließ Deutschland mit Stolz auf Deutschland, aber mit Hunger auf mehr. Mit Anfang Zwanzig wusste ich, dass England bessere Pop-Musik als Deutschland macht und Amerika bessere Filme als der Rest der Welt. Mein Interesse galt der Hollywood-Business-Welt. Ich schrieb ein Drehbuch, das gleich zweimal optioniert wurde und von der damaligen Chefin von Paramount positives Feedback bekam. Das überraschte mich und spornte mich sehr an, und so studierte ich in Abendkursen an der Universität von Los Angeles Drehbuchschreiben, Filmfinanzierung und weitere Fächer ... und voila: alles fruchtete.

Aber ich vermisste meine Eltern sehr und so wurde fast jeder verdiente Cent in ein Flugticket nach Hamburg umgewandelt. Mir liegt meine alte Heimat sehr am Herzen, weshalb es mich wie fast alle Amerikaner, die ich spreche, sehr schockiert, dass sich ein so erfolgreiches, schönes Land selbst zerstört mit so einer katastrophalen Flüchtlingspolitik, die weltweit einzigartig ist und für Kopfschütteln sorgt. In den USA war gerade in den News zu lesen, das vier deutschen Städte inzwischen Alarm schlagen und keine Flüchtlinge mehr aufnehmen aufgrund der starken Kriminalität, die damit verbunden ist.

Laut Bundeskriminalamt (BKA) gibt es aber keine gruppenspezifische Signifikanz in der allgemeinen Kriminalitätsentwicklung, allenfalls situations- und altersbezogene Problematiken ... Nun denn, Schluss mit Deutschland: Was gefällt Ihnen eigentlich an NYC so gut?

Nadja Atwal: Ich war immer lauffaul. Außer in New York. Kein Block ist langweilig, da schiebe ich den Kinderwagen von Downtown 40 Blöcke rauf nach Midtown. Und wenn ich Taxi oder Uber fahre, übe ich mich in "Sind Sie aus so und so?" Meine Treffer-Quote liegt inzwischen bei nahezu 100%. Die Stadt hat Dynamik, Menschen mit hoher Motivation und Sommer mit Sonne satt.

New York hat es durch Bürgermeister Giuliani mit seiner Law-and-Order-Methode bewiesen, dass ein Miteinander vieler von Menschen mit unterschiedlichsten Kulturen machbar und fantastisch ist. Die Schulklassen sehen aus wie eine UN-Mini-Konvention. Ich bin stolz auf New York.

Der Sender Fox hatte Sie engagiert - der gilt Kritikern als geradezu erzkonservativ. Sind Sie als selbstbewusste Frau da richtig oder leiden die Kritiker nur unter Missverständnissen?

Nadja Atwal: Da muss ich herzhaft lachen ... erzkonservativ? Dann hätte ich dort nichts zu suchen … Shepherd Smith, einer der einflussreichsten, langjährigen Moderatoren bei FoxNews ist links und nicht schüchtern mit seiner Trumpkritik - und er ist kein Einzelfall. Bei Foxnews gibt es ein breites Feld von Meinungen.

Richtig ist, dass die meisten Moderatoren eher republikanische Ideen vertreten, aber jeder Sender im Newsbereich hat wie jede Zeitung seine politische Einfärbung. Deswegen ist man hier wie in Deutschland gut beraten, nach Medienorganen mit unterschiedlicher politischer Gesinnung zu suchen und sie umfassend zu bilden. Wenn mich CNN anfragt und gleichzeitig FoxNews - den Fall gab es unlängst -, wähle ich allerdings lieber die Show, dessen Moderator ich für objektiver halte in Bezug auf Trump.

Außerdem ist FoxNews zurecht der erfolgreichste Newskanal in den USA. Aber ich zappe und lese mich durch ein breites Spektrum von Meinungsmachern - denn pure objektive Berichterstattung gibt es weder in den USA noch in Deutschland. Alles ist entweder leicht nuanciert und sogar sanfte bis plumpe Meinungsmache. Traurige Tatsache.

Trump gilt als frauenfeindlich. Sie sind im Trump-Lager zu Hause. Sind das alles Reaktionäre?

Nadja Atwal: Warum haben ihn dann so viele Frauen gewählt? Und noch dazu Frauen mit Universitätsabschluss? Und mal ein paar Beispiele als Gegenpol zu dem Frauenhasser-Nonsense. Barbara Res, die erste Frau, die jemals(!) Skyscraper gebaut hat - unter Trump. Kellyanne Conway: erste Frau, die einen Präsidentschaftskandidaten erfolgreich zur Präsidentschaft führen durfte ... oder konnte - unter Trump. Sarah Huckabee Sanders: erste Mutter als Pressesprecherin des Weißen Hauses - unter Trump. Hope Hicks: schon mit Mitte 20 PR-Chefin eines Präsidentschaftskandidaten ohne Erfahrung in der politischen Landschaft - unter Trump. Die Listen könnte ich noch extrem ergänzen.

Trump, der Frauenhasser ist genauso eine verfehlte These, wie dass er rassistisch sei - wobei der einflussreichste Vertreter der Schwarzen, Jesse Jackson, Trump ja mit Preisen und Lob für sein Engagement für die Schwarzen überhäuft hatte … bis Trump Republikaner wurde (lacht).

Aber nochmal zum Thema Frauen: Trump hat in seinem Unternehmen früh Frauen Spitzenpositionen gegeben. Sogar in der Männerdomäne Architektur und Konstruktion. Er hat in seinem Management der Trump-Firmen mehr Frauen als Männer im Management. Wenn er jemanden ablehnt oder sich zofft, kommentiert er die Person zuweilen krass - und er macht dabei einfach keinen Unterschied, ob Mann oder Frau. Richtig so!

Was halten Sie von Hollywood? Vieles erscheint dort bigott ...

Nadja Atwal: Hollywood ist für mich eine noch desillusionierendere Erfahrung als Obama und die demokratische Partei. Links reden, rechts leben und permanent die Kerze von beiden Seiten anzünden.

Hollywood mimt das Sprachrohr des linkesten Flügels der demokratischen Partei … hetzt gegen Waffenbesitz, aber hat bewaffnete Bodyguards, pöbelt gegen die geplante Mauer zu Mexiko und verschanzt hier seine Villen nicht nur hinter Mauern, sondern sogar in speziellen, durch Wachposten abgegrenzte Wohnbezirken, sogenannte "gated communities". Dann faseln sie seit eh und je nach gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, wenn in keiner anderen mir bekannten Industrie Frauen so viel schlechter bezahlt werden als Männer und es nur grundsätzlich einige wenige gibt, die exorbitant verdienen und das große Mehr für die gleiche Arbeit peanuts nach Hause bringt.

Leute wie Woody Allen, Weinstein und Polanski wurden hofiert, bis ... ja, bis es der Karriere mehr brachte, dies nun nicht mehr zu tun und stattdessen in das Gegenlager zu wechseln. Ich habe TV und Film mitproduziert in Hollywood und war froh, als ich nach New York zog.

Feminismus ist einfach unfeminin, verstärkt die Kluft zwischen Mann und Frau und macht Frauen einsam

Es gab MeToo-Tweets, wonach selbst Blicke als Angriff empfunden werden. Nach 40 Jahren Frauenbewegung hätte man Frauen für selbstbewusster gehalten. Gehört es nicht zu einem reflektierten Erwachsenen allgemein, mit souveräner Coolness auf dämliche Provokationen im Alltag zu reagieren, um diese "nedd amoi ignorier'n" (Karl Valentin) wie einst Foxy Brown in den Filmen der 70er?

Nadja Atwal: Absolut. Es gab Momente, da war mir der Annäherungsversuch eines Mannes recht und andere, wo es mir nicht recht war und mir die Penetranz des Mannes auf den Zeiger ging. Aber letztendlich wäre es ja widernatürlich, wenn ein Mann nicht seinem leidenschaftlichem Gefühl für eine Frau nachgehen möchte. Und wir Frauen sind ja auch nicht immer leicht zu interpretieren und wirken auf Männer oft widersprüchlich. Wenn die "MeToo"-ler jetzt die Sensibilität nach oben schrauben, wie Sie in Ihrer Fragen gerade beschrieben haben, dann schaden Sie damit auch echten Opfern, die unter echter sexueller Belästigung und Schlimmerem zu leiden haben.

Was sagen Sie zu der MeToo-Kritik von Catherine Deneuve, die gemeinsam mit vielen anderen in "Le Monde" einen radikalen Gegenaufruf veröffentlichte und eine "Diktatur der anti-erotischen Hysterie" anprangerte?

Nadja Atwal: Ich stimme ihr bei allem zu - außer bei Roman Polanski. Als ich Einzelheiten des Verfahrens gegen ihn nachlas, war der Mann für mich passé. Entsprechend habe ich schon vor Jahren laut kritisiert, dass Hollywood dem Mann noch vor ein paar Jahren einen Oscar und Standing Ovations gab.

Wenn Frauen offenherzig über Sexualität reden, gilt das als fortschrittlich. Bei Männern als rückschrittlich. Ist das nicht diskriminierende Ungleichbehandlung?

Nadja Atwal: Können Fliegen fliegen? Natürlich ist das so. Und das Gegenteil hochgradig idiotisch.

Aber was halten Sie denn insgesamt von Feminismus?

Nadja Atwal: Feminismus, wie er sich heute darstellt, ist einfach unfeminin, verstärkt die Kluft zwischen Mann und Frau und macht Frauen einsam. Mir fällt seit Jahren sowohl im US- als auch im deutschen Fernsehen auf, dass fast in jedem Werbespot mit Mann und Frau die Frau die smarte ist und der Mann der Trottel. Mal darauf achten. Die Frauen in den Werbespots wissen alles und der Mann ist das Dingding, dem sie alles zeigen und erklären muss. Im richtigen Leben jedoch ist der Mann heute smarter und selbsteffizienter denn je … kocht oft besser als die Frau, putzt, wäscht oder heuert sich entsprechend Hilfe …- und bleibt Single. Herzlichen Glückwunsch, Emanzen!

Und wie bewerten Sie die Outfits von Feministinnen? Die Feministinnen in den 1920ern und 1960ern standen ja noch für Aufbruch mit Minirock und body-reclaiming ...

Nadja Atwal: Tja, wer meint, dass man seine Glaubwürdigkeit und Stärke dadurch erhöht, indem Frau kein Make-up, kaum Absatz und eine lausige Frisur trägt….. Diese Frauen stellen zum Glück ja noch eine krasse Minderheit dar. Und so bleibe ich dann gerne bei meinen 8 cm-Stilettos, lackierten Nägeln und beim roten Lippenstift.