Vietnam: Mehr Sonne und Wind, aber auch mehr Kohle?

Elektrische Leitungen in Hanoi, Foto von 2017

(Bild: Ji-Elle / CC BY-SA 4.0)

In Südostasien sollen die Erneuerbaren ausgebaut werden. Umweltschützer hoffen auf Kohle-Moratorium

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Vietnam hat sich den Ausbau erneuerbarer Energieträger vorgenommen. Premierminister Nguyen Xuan Phuc kündigte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters an, die jährliche Strommenge dieses Sektors von derzeit 58 Milliarden Kilowattstunden (TWh) auf 101 TWh im Jahre 2020 und 186 TWh im Jahre 2030 auszuweiten. Diese werden voraussichtlich überwiegend mit neuen Windkraft- und Solaranlagen erzeugt, denn das Wasserkraftpotenzial ist nach Angaben der Nachrichtenagentur weitgehend ausgeschöpft.

Angesichts der schnellen ökonomischen Entwicklung des südostasiatischen Landes mit seinen knapp 93 Millionen Einwohnern bedeutet der skizzierte Ausbau der Erneuerbaren allerdings immer noch, dass auch weiter Kohle- und Gaskraftwerke gebaut werden müssten, wenn es nicht erheblich schneller mit dem Ausbau geht.

Allein im Mekong-Delta im Süden des Landes sind derzeit 14 neue Kohlekraftwerke geplant, wie vietnamesische Umweltschützer im Internet schreiben. Sie machen sich allerdings Hoffnungen auf ein Moratorium und weiter fallende Preise für Solaranlagen. Sie können auf das Beispiel Indien verweisen, wo neue Kohlekraftwerke inzwischen unrentabel geworden sind. Telepolis berichtete.

Derweil hat die chinesische Regierung unerwartet Maßnahmen ergriffen, die die Kosten für Solarstrom weiter drücken sollen. Schon ab dem 1. Juni wurde der Preis für Solarstrom um 0,05 Yuan pro Kilowattstunde abgesenkt, berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Damit ist der Strom aus Neuanlagen gemeint, wie aus einem am Freitag veröffentlichten gemeinsamen Kommuniqué der zentralen Energieagentur, der Planungskommission und des Finanzministeriums hervorgeht (chinesisches Original hier).

Außerdem würden künftig nur noch zehn Gigawatt Neuanlagen im Bereich der "distributed generation" pro Jahr gefördert. Damit sind hauptsächlich Anlagen auf Dächer gemeint und im allgemeinen kleinere Anlagen im Vergleich zu den großen, zum Teil gigantischen Solarparks. Letztere sollen künftig nur noch über Ausschreibungen errichtet werden, wie es letzten Monat auch bereits für Windkraftanlagen angekündigt wurde.