Mehr Sommerzeit, mehr Verkehrssicherheit

Die saisonale Zeitumstellung steht in der Kritik. Wer sie abschaffen will, sollte eine dauerhafte Sommerzeit fordern - im Sinne der Sicherheit von Kindern.

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Von
  • Anton Weste

Die EU-Komission führt eine Online-Umfrage zur Zeitumstellung durch und sorgt dafür, dass die Sommerzeit nicht nur Ende März und Ende Oktober Gesprächsthema ist, sondern auch im Juli. Bis zum 16. August können Bürger der EU darüber abstimmen, ob sie die Zeitumstellung weiterführen möchten oder ob sie bei einer dauerhaft geltenden Normalzeit lieber eine permanente Standardzeit (Winterzeit) oder Sommerzeit bevorzugen.

Gegen die zweimal im Jahr stattfinende Zeitumstellung werden viele Argumente vorgebracht, vor allem Schlafstörungen und das mühevolle Anpassen der inneren Uhr bewegen die Menschen. Die daraus resultierende größere Müdigkeit in den Tagen nach der Zeitumstellung soll auch für mehr Verkehrsunfälle sorgen. Die Studien sind sich da aber uneins.

Einstimmiger sind die Untersuchungen dagegen in einer anderen Frage, die verwandt ist, aber seltener gestellt wird: Wenn es abends länger hell ist, verringert das die Zahl schwerer Verkehrsunfälle? Und zwar trotz eines späteren Hellwerdens am Morgen?

Lichtverhältnisse haben großen Einfluss auf die Verkehrssicherheit. Die morgendliche und nachmittägliche Hauptverkehrszeit fällt in vielen Monaten in den Grenzbereich zwischen Tag und Nacht. Mit der Wahl zwischen Winter- und Sommerzeit gibt es ein Instrument, Anfang und Ende des lichten Tag so zu verschieben, dass die Bedingungen für den Verkehr besser oder schlechter sind. Spontan könnte man annehmen, dass die Verschiebung kaum ins Gewicht fällt. Schließlich fehlt jede Stunde Tageslicht, die man dem Abend schenkt, im gleichen Maß am Morgen.

Studien zeigen allerdings schon seit den Achtzigern einen signifikanten Einfluss, wie das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag 2016 in seiner Bilanz der Sommerzeit aufschlüsselte. Broughton/Sedman untersuchten 1989 die ganzjährige Anwendung der Sommerzeit in Großbritannien von 1968 bis 1971. Sie stellten fest, dass diese dauerhafte Sommerzeit die Zahl der Verkehrsunfalltoten um 232 verringerte, die Zahl der Schwerverletzten um 887. Dabei ging die Anzahl der getöteten Fußgänger viermal stärker zurück, als die der getöteten Fahrzeuginsassen.

Andere Untersuchungen aus Großbritannien und den USA zeigen diesen Trend ebenfalls. Vor allem die Zahl an Todesopfern unter Fußgängern - darunter viele Kinder - geht bei geltender Sommerzeit zurück. Tageslicht ist für die Verkehrssicherheit anscheinend nachmittags und abends wichtiger als am Morgen.

Von der Zeitumstellung mag man halten, was man will. Die Sommerzeit an sich ist jedoch ein erhaltenswertes, ja sogar ausbaufähiges Konzept. Zumindest bezogen auf die Unfallstatistik und hier insbesondere die verletztlichsten Verkehrsteilnehmer betreffend.

(anwe)