Endlich (mehr) Demokratie in der Schule wagen!

(Bild: StockSnap/gemeinfrei)

Eine Initiative fordert eine demokratische Schule, um den Herausforderungen der Gesellschaft begegnen zu können

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Die studentische Bewegung "Kreidestaub" will die Schule umkrempeln. Die Initiative hat eine Online-Petition gestartet, um Unterstützung für ihre Forderungen zu erhalten. Seit fünf Jahren vernetzen sich Studenten, die den Anspruch haben, "gute Schule" zu machen.

Einerseits thematisieren sie, was ihnen dazu im Studium fehlt. Doch nun fordern sie, damit sich ausbreitenden antidemokratischen Haltungen in der Zukunft der Boden entzogen werden könne, die Verwirklichung einer "demokratischen Bildung".

Die Initiative stellt ein von "von Stress und Angst“ geprägtes Lernklima an Schulen fest, das von Burnout-Gefahr für Lehrer und einem massiven Leistungsdruck für Schüler geprägt sei, weshalb die immer weniger gern in die Schule gehen.

"So geht es nicht weiter: Wir brauchen Ansätze, die diese Probleme lösen."

Die Einführung der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg ist für Kreidestaub schon ein "sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung", da es darin keine Leistungsbewertung in Form von gewöhnlichen Noten, "kein Sitzenbleiben und keinen Leistungsdruck" mehr gäbe, wird in der Petition herausgestellt und zur Unterstützung aufgefordert.

Enthalten seien demokratische Elemente, wie ein "längeres gemeinsames Lernen aller Kinder mit regelmäßigem Klassenrat, Vollversammlungen und individuellen Gesprächen". Allerdings sei das noch zu wenig.

Es wird eine wirklich "demokratische Bildung" und eine "Schulkultur" gefordert, "die unserer Gesellschaft und ihrer Zukunft gerecht wird!" Das bedeutet, dass demokratische Werte wie "Gleichberechtigung, Respekt, Vielfalt und Partizipation strukturell in der Schule" verankert werden müssten.

Verschiedene Elemente gäbe es schon, die sich an "demokratischen Schulen weltweit bewährt" hätten, verweisen die Aktivisten auf verschiedene Beispiele. Das seien die Schulversammlung, die Streitschlichtung und das Justizkomitee, in dem Grenzüberschreitungen diskutiert und Sanktionen verhängt werden können.

Dazu kommen Klassenräte, um klasseninterne Konflikte zu lösen. Es gehe aber auch darum, Gleichberechtigung zwischen Lehrenden und Lernenden zu verwirklichen, um gemeinsam zu entscheiden, wie die eigene Schule gestaltet wird. Wichtig sei auch, selbstbestimmt zu lernen, da längst belegt sei, dass "interessegeleitetes Lernen am nachhaltigsten ist".

Die demokratische Bildung in einer demokratischen Schule biete über das Schul- und Lernklima hinaus die Basis, um erstarkenden Rechtspopulismus und die Menschenfeindlichkeit zu begegnen: "Wer früh Gleichberechtigung erfahren hat, wird erfahrenes Unrecht bei sich und anderen nicht so leicht übersehen können."

Letztlich sei dieses Konzept auch für die Arbeitswelt der Zukunft entscheidend, in der "Verantwortungs- und Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit und Kreativität" benötigt würden. "Wie sollen sich diese Eigenschaften entwickeln, wenn man in der Schule meist nur zuhören und viel auswendig lernen darf?"

Die Initiative erinnert daran, dass die Kultusministerkonferenz schon im Jahr 2009 entschieden hat, demokratische Strukturen in Schulen zu fördern. Im Januar habe zudem deren neuer Präsident Helmut Holter den diesjährigen Schwerpunkt auf Demokratiebildung gelegt.

Das müsse nun umgesetzt werden, da der politische Rahmen und die pädagogischen Konzepte längst gegeben seien, um die Schulen demokratischer zu gestalten. An einigen Stellen müssten schon aufgebaute Strukturen ausgebaut werden, während sie an vielen Orten aber erst "einmal verantwortlich aufgebaut" und dann "kontinuierlich weiterentwickelt" werden müsse.

Der Vorgang müsse zudem wissenschaftlich begleitet werden. Die Zeit sei reif dazu, "endlich mehr Demokratie in der Schule" zu wagen.