Bleibt Großbritannien der "Pudel" der USA?

Auf dem Nato-Gipfel standen Trump und May noch nebeneinander. Bild: Nato

Donald Trump auf Besuch in Großbritannien, wo er von einer großen Mehrheit ebenso schlecht angesehen wird wie Putin, mit Theresa May hat er ebenso Schwierigkeiten wie mit Angela Merkel

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Nach seinem Besuch in Brüssel und vor dem Treffen mit Wladimir Putin in Helsinki schaut US-Präsident Donald Trump noch schnell in London vorbei. Die USA und Großbritannien hatten immer eine "besondere Beziehung", allerdings wurde auch gerne Großbritannien als der folgsame Pudel des großen Bruders bezeichnet. Wie weit die besondere Beziehung in Zeiten von Trumps Präsidentschaft und des Brexit noch trägt, ist fraglich.

Zwar wurde im Fall Skripal und mit dem gemeinsamen Luftangriff auf syrische Stellungen, an dem auch Frankreich teilnahm, noch einmal Gemeinsamkeit zelebriert, aber trotz aller Bemühungen Mays scheint sich Washington derzeit nicht um sonderlich enge Beziehungen mit London zu bemühen, das Land sei sowieso, wie Trump sagte, ein wenig in Problemen. May hingegen sucht den Anschluss an die USA vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, aber sie will auch die Sicherheitskooperation stärken, also die militärische Zusammenarbeit.

Mit dem Verlassen der EU, so May, sei in den nächsten Jahren keine Allianz so wichtig wie die mit den USA. Ohne diese, so muss man hinzufügen, verliert das Land weltweit an Einfluss, weil es nicht mehr gemeinsam mit der EU als großer und wirtschaftlich bedeutsamer Block auftreten kann. Überdies will May, dass die USA bei der harten Haltung gegenüber Russland bleibt, wenn Trump Putin besucht.

Mit dem gewünschten Treffen mit seinem "Freund" Boris Johnson sieht es zudem schlecht aus, da dieser gerade wegen des ihm zu weichen Brexitkurses von Theresa May zurückgetreten ist. Mit May hat es Trump hingegen - vielleicht ähnlich wie mit der Bundeskanzlerin - nicht so. Bezeichnend ist, dass er auf die Frage, ob May im Amt bleiben soll, ausweichend antwortete, dass das eine Frage des Volkes sei. Und er erklärte, dass sein Treffen mit Putin wahrscheinlich einfacher sei als das mit der Nato und mit May. Das deutet wieder einmal darauf hin, dass Trump Deals mit Männern bevorzugt und mit mächtigen Frauen Schwierigkeiten hat, auch mit Männern wie Macron oder Trudeau, die nicht dem Macho-Bild entsprechen.

Bei den Briten ist Trump nicht sonderlich beliebt. Nach einer aktuellen Umfrage sagen 76 Prozent, er sei ein Sexist, für 63 Prozent ist er ein Rassist. Charismatisch finden ihn immerhin 38 Prozent, ehrlich aber nur 16 Prozent. Nur knapp haben mit 79 Prozent mehr Briten eine schlechte Meinung von Putin als von Trump, bei dem es 77 Prozent sind. Besser kommt Merkel weg, von der 39 Prozent eine schlechte Meinung haben, eine positive aber immerhin 41 Prozent, was von Trump nur 17 und von Putin 7 Prozent sagen.

Heute Abend wird es für Tump ein Dinner mit May im Blenheim Palace, dem Geburtsort von Winston Churchill, geben. Morgen werden sich beide Vorführungen von britischen und amerikanischen Spezialeinheiten zu Gemüte führen, dann wird noch einmal ein Arbeitsgespräch mit May sein, nachmittags gibt es dann Tee bei der Queen. Viele Briten sprachen sich dagegen aus, dass die Queen Trump empfängt.

Gleichwohl sagen mit 48 Prozent mehr britische Bürger, sie hätten eine positive Einstellung gegenüber den USA, 39 Prozent sehen diese aber auch negativ. Ende 2016 hatten allerdings noch 61 Prozent eine positive Haltung gegenüber den USA. In Deutschland und Frankreich überwiegt hingegen mit 59 bzw. 51 Prozent die negative Einstellung. In den USA ist die positive Haltung hingegen noch hoch: 70 Prozent gegenüber Großbritannien, 66 Prozent gegenüber Frankreich und 59 Prozent gegenüber Deutschland.

Kurz vor Abfahrt nach London hatte Trump noch verkündet, es habe sich bei der Nato mit seinen Forderungen durchgesetzt. Gefragt, ob er gedroht habe, sonst aus der Nato auszutreten, verneinte dies der US-Präsident nicht, der mittlerweile bekanntlich von den Nato-Ländern Militärausgaben in Höhe von 4 Prozent vom BIP fordert. Trump erzählte Journalisten, er habe den anderen Regierungschefs nur gesagt, er wäre "extrem unglücklich", wenn die Rüstungsausgaben nicht erhöht werden. Aber er fügte an, er könne "wahrscheinlich" auch ohne Billigung die USA aus der Nato holen, "aber das ist nicht notwendig". Die anderen Nato-Staaten hätten nun zugesichert, die Militärausgaben schneller auf 2 Prozent vom BIP anzuheben. Das sehen diese aber nicht so und sagen, ihre Rüstungsausgaben blieben wie vor dem Gipfel geplant.