Hoover-Damm soll zum Pumpspeicher aufgerüstet werden

Bild: Gayinspandex / CC-BY-SA-3.0

Kalifornische Solarenergie treibt Börsenpreis für Strom tagsüber teilweise ins Negative

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Der Hoover-Damm ist eines der bekanntesten Monumente der USA. Er kommt in zahlreichen Filmen und Serien vor. Errichtet wurde das nach dem US-Präsidenten Herbert Hoover benannte Bauwerk in den Jahren 1931 bis 1935 - während der Weltwirtschaftskrise, als man mit öffentlichen Infrastrukturmaßnahmen vorher wenig erschlossene Gebiete elektrifizierte. Der über 220 Meter hohe Damm staut den Colorado River 45 Kilometer südöstlich von Las Vegas zum 63.900 Hektar großen Lake Mead an und produziert damit über 17 Generatoren 2.080 MW Strom.

Nun soll dieser Hoover-Damm einem Plan des Wasser- und Energieamtes der Stadt Los Angeles nach für etwa drei Milliarden Dollar zum Pumpspeicherkraftwerk aufgerüstet werden. Anlass für diesen Plan ist die große Menge an Solarstrom, die im benachbarten Kalifornien inzwischen tagsüber produziert wird. Sie sorgt dafür, dass der Preis an der Strombörse teilweise ins Negative fällt, weil mehr eingespeist als abgenommen wird.

Regierung Kaliforniens schreibt beim Bau neuer Häuser Solardächer vor

Die Erzeuger müssen in diesem Fall Abnehmern in anderen Bundesstaaten zuzahlen, anstatt dass sie für ihre Energie etwas bekommen. Machen sie das nicht, riskieren sie Blackouts, die durch eine Überlastung des Stromnetzes entstehen. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen und sogar verschärfen, weil die Regierung Kaliforniens vor zweieinhalb Monaten beschlossen hat, beim Bau neuer Häuser Solardächer vorzuschreiben.

Die Sonne scheint allerdings auch im entsprechend besungenen Bundesstaat nur acht bis höchstens 14 Stunden am Tag. Dann, wenn die Sonne nicht mehr scheint, würden die Solarstromproduzenten mehr (oder überhaupt) Geld für ihre Einspeisungen bekommen. Oder wenigstens nichts zuzahlen müssen.

Lageenergie

Dazu muss der Strom jedoch gespeichert werden. Die wirtschaftlichste Möglichkeit, die dafür bislang in größerem Maßstab zur Verfügung steht, sind Pumpspeicherkraftwerke: Sie haben einen Wirkungsgrad von 70 bis 92 Prozent - deutlich mehr als Druckluftspeicher (40 Prozent) und Power-to-Gas-Lösungen (30 Prozent). Batterien, die mit Wirkungsgraden zwischen 86 und 95 Prozent etwas besser abschneiden, sind unter anderem wegen der hohen Herstellungskosten und der relativ kurzen Lebensdauer für das Stromspeichern in großem Maßstab bislang ungeeignet (vgl. Stromspeicher-Varianten und Öko-Institut zweifelt an Wirtschaftlichkeit von Methangas als Stromspeicher).

Pumpspeicher wandeln den Strom dann, wenn er im Überfluss zur Verfügung steht, in Lageenergie um, indem sie damit Wasser an höhergelegene Stellen pumpen. Sinkt das Stromangebot wieder, kann die Lageenergie durch ein Hinablassen und Turbinen wieder in Strom transformiert werden.

Bedenkenträger

Der Plan der Stadt Los Angeles sieht vor, dass gut 30 Kilometer vom Hoover-Damm-Reservoir entfernt eine Pumpstation errichtet wird, die den Stausee über eine Pipeline befüllt. Allerdings gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA Landschafts- und andere Schützer, die den Bau solcher Anlagen mit Gerichtsverfahren und Einflussnahme auf die Politik blockieren (vgl. Seehofer und Grüne gegen Pumpspeicher).

Auf Anfrage der New York Times meinte ein Sprecher der Landverwaltungsbehörde des US-Innenministeriums vorsichtig, man wisse noch nicht genug über das Vorhaben, um dazu eine Stellungnahme abgeben zu können. Fällt die Stellungnahme positiv aus, prüft der Nationalparkdienst der US-Bundesregierung "ästhetische" und andere Auswirkungen. Diese Behörde ließ angeblich bereits durchblicken, dass sie auf einem weitgehend "unsichtbaren" Umbau besteht, weshalb Los Angeles die Pipeline teilweise unterirdisch verlegen will.

Hoover Dam (12 Bilder)

Generatorenhalle des Hoover Dam. Bild: Vincent Bloch / Public Domain

Hätten solche Haltungen bereits in den 1930er Jahren vorgeherrscht, dann wäre Amerika heute gleich um mehrere bedeutende Sehenswürdigkeiten ärmer: Nicht nur um den Damm selbst, der jährlich fast eine Million Besucher anlockt, sondern auch um die Stadt Las Vegas, die ein Wüstennest war, bevor Besucher aus ganz Amerika in die Gegend reisten, um das Wunderwerk zu sehen. Sie bestaunen ein eindrucksvolles Symbol der Ingenieurskunst, dessen Standhalten gegenüber den gigantischen Wassermassen man nicht nur mit 2,6 Millionen Kubikmetern Beton und 43.500 Tonnen Stahl, sondern auch mit damals noch ganz neuen Glasfasern sicherte und dessen Betonabbindungswärme mit eigenen Kühlleitungen abgeführt werden musste.

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