Venezuela: Eine neue Währung als revolutionäre Handlung

Bild: avn.info.ve

Die Regierung will sich vom Dollar unabhängiger machen und sich auf die neue Staatliche Kryptowährung Petro stützen

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Es ist eine verzweifelte Aktion der Regierung von Venezuela, die "gegen den perversen Kapitalismuskrieg" gegen Venezuela als "magische Formel" eine neue Währung im Rahmen des Programms für "Recuperación, Crecimiento y Prosperidad Económica" am Montag eingeführt hat. Fünf Stellen wurden vom Bolivar gestrichen. Für die Einführung des Bolívar Soberano war der Montag zum Feiertag erklärt worden - die Banken waren geschlossen. Der neue Bolivar hat einen festgesetzten Wert von 100.000 alten Bolivar.

Zum Feiern gab es bei der massiven Entwertung um fast 100 Prozent für die Menschen wenig. Der alte Bolivar gilt für kleinere Transaktionen weiter, die gigantische Inflation dürfte durch den neuen Bolivar nicht gebremst werden. Jährlich gingen die Preise um etwa 100.000 Prozent nach oben. Man kann das Geld gar nicht so schnell ausgeben, wie es entwertet wird. Der Internationale Währungsfonds (IMF) warnte, dass die Inflation eine Million Prozent in diesem Jahr erreichen könnte.

Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Venezuela fliehen die Menschen massenhaft in andere Länder, vor allem nach Kolumbien, Brasilien und Peru. Dort aber treffen die Venezolaner auf wachsenden Widerstand, besonders in Brasilien, wo es am Wochenende deswegen zu Tumulten kam, ein Camp verwüstet wurde und mehr als tausend Venezolaner wieder über die Grenze zurückgedrängt wurden. Inzwischen hat Brasilien Militär an der Grenze zu Venezuela stationiert. Man weiß nicht, wie man mit der Massenmigration zurechtkommen soll, Ängste entstehen, dass die venezolanischen Migranten die Löhne drücken und einheimische Menschen aus ihren Jobs drängen können. Über 2 Millionen Venezolaner sollen seit 2015 schon in andere Länder geflohen oder ausgewandert sein, in diesem Jahr mehr als eine halbe Million. Ecuador und Peru haben bereits die Einwanderungsregeln verschärft.

Der bedrängte Präsident Nicolas Maduro, der das Land immer tiefer ins Chaos hineingetrieben hat, versucht die Entwertung der Währung mit einer Anhebung des Mindestlohns für die ärmeren Schichten zu kompensieren. Die Anhebung um 60 Prozent, die erst am 1.September erfolgt, könnte aber schnell verpuffen. Maduro will nicht nur die Währung verändern, sondern das Land wirtschaftlich unabhängiger machen. Dazu gehören Maßnahmen wie die Privatisierung von Staatsunternehmen, die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die erhöhte Steuer auf Benzin, höhere Unternehmenssteuern und die staatliche Kryptowährung Petro, die als Sicherheit für die neue Währung dienen soll (Offenbar großes Interesse an venezolanischem "Petro", US-Präsident Trump verbietet venezolanische "Petro").

Der Petro soll seinen Wert aus den riesigen Öl-Ressourcen des Landes beziehen, um ihn Währungsspekulationen zu entziehen. Die Regierung konnte bislang davon nicht profitieren, weil durch fehlende Investitionen und Korruption die Infrastruktur verfällt. Vielleicht kommt der durch die US-Sanktionen gegenüber Iran steigende Öl-Preis der Maduro-Regierung zugute. Maduro verspricht: "Sie haben unsere Preise verdollarisiert. Ich petrofiziere die Gehälter und die Preise … Wir werden den Petro in die Referenzwährung verwandeln."