Die Sache mit dem Finger

Was wäre, wenn das Smartphone einen Finger hätte? Ja, was wäre denn dann? Marc Teyssier hätte dazu ein paar Anmerkungen

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Gut, es ist ein Forschungsprojekt. Und außerdem klingt der Name des Forschers ein wenig nach der Dame, die in meiner Jugend das Glück aus den Sternen gelesen hat. Aber trotzdem. Die Frage, was denn wäre, wenn mein Smartphone einen, und zwar nur einen, Finger hätte, habe ich mir bisher selten gestellt. Allerdings kommen bei dem Video des jungen Herrn zu seinem Telefon mit Roboterfinger doch ein paar Fragen auf.

Vielleicht die wesentliche: Wozu das Ganze?

Gut, es ist ein Forschungsprojekt. Ein einzelner Roboterfinger ist unten am Gerät montiert und zeigt auf. Man kann sich eben fragen: Soll das ein Finger sein, der mit "ich ich ich" nach oben streckt, wenn das Telefon läutet oder auf Wikipedia eine richtige Antwort gefunden hat, oder soll er im Café gleich noch dem freundlichen Servicepersonal winken, um noch einen Kaffee zu bestellen? So ein Finger kann ja, wie im Video gezeigt wird – und bitte, das ist jetzt kein Witz –, zum Beispiel personalisiert werden, als gemütlich vor sich hin wedelnder Katzenschwanz herumfuchteln. Oder er streichelt sanft die Nutzerhand, während die die Mails auf dem Gerät aufruft. Oder aber er ist dazu da, das Gerät, sobald es auf der Tischplatte herumliegt, in die richtige Position zu robben.

Gut, ganz Wilde werden sich vorstellen können, dass das Zusatzgerät auch anfangen könnte, sich ungebührlich in die Höhe zu strecken, sobald man einen bösen Kommentar in Twitter ablässt. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und ich will mir wiederum nicht vorstellen, in Zukunft meinem schlimmen Finger immer wieder auf selbigen hauen zu müssen, weil er sich besserwisserisch in meine Auswahl auf dem Touchscreen einmischt und statt der aktuellen Nachrichten doch lieber die Fußballergebnisse vom Vortag aufruft.

Die Frage stellt sich natürlich auch, ob der Finger als männlich oder weiblich programmiert wäre. Das macht auf den ersten Blick keinen Unterschied, aber vielleicht trauen sich in Zukunft manche Nutzer nicht mehr, einen eher unflätigen Inhalt auf dem Smartphone aufzurufen, sobald Madame Finger stutzt und missbilligend von links nach rechts schwenkt.

Das alles wäre denkbar, ist eigentlich laut Objektstudie von Marc Teyssier auch schon durchführbar. Ob das einen Sinn macht und ich den schlimmen Finger sogar personalisiert haben möchte, das sei dahingestellt. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass sich das Zeigeding beim neuen iPhone in Zukunft durchsetzen wird. Aus einem einfachen Grund: Sobald ich es dann mehr als dreimal in die Tasche gesteckt habe, breche ich es beim Wegstecken eh ab.

Der Formfaktor stimmt einfach noch nicht.