Unwetter: Tropenstürme am Fließband

Das Auge von Michael am 10. Oktober. Bild: Nasa

"Michael" schüttelt gerade den Südosten der USA durch, aber auch seine Gefährten verdienen ein bisschen mehr mediale Aufmerklsamkeit

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Immerhin vier schwere Tropenstürme bedrohen derzeit verschiedene Küsten, aber wieder einmal schafft es nur der Hurrikan "Michael" in die hiesigen Schlagzeilen, weil er seit Mittwochabend den Nordosten des US-Bundesstaates Florida und Teile Georgias verwüstet. Das globale Dorf leidet halt immer noch unter einer recht selektiven Wahrnehmung.

Wie dem auch sei, die anderen drei Kandidaten sind zum einen "Leslie", der nach einem wilden Zickzack im südlichen Teil des Nordatlantiks nun auf die Kanarischen Inseln zusteuert, diese am Samstag erreichen soll und sich auf dem Weg dorthin zeitweise noch erheblich verstärken wird. Vorhersagen über mehrere Tage sind für die Zugbahnen in diesen relativ südlichen Breiten aber schwierig, daher kann es auch gut sein, dass er westlich der Kanaren nach Süden schwenkt.

Genau dort dreht übrigens zur Zeit Tropensturm "Nadine" seine Kreise, der aber erstens noch schwächer ist, zweitens auch wenig Potenzial zur Verstärkung zeigt und sich drittens langsam Richtung Westnordwest bewegt und daher sicherlich nicht mit "Leslie" zusammentreffen wird.

"Nadine" zählt also nicht zu den oben angesprochenen vier Kandidaten für besonders schwere Tropenstürme, die derzeit über den subtropischen Ozeanen wirbeln. Hurrikan "Sergio" vor Mexikos Westküste ebenso wenig. Der fällt erheblich schwächer als "Michael" und auch deutlich schwächer als "Leslie" aus, wird aber noch vor diesem auf Land treffen, und zwar am Freitag zuerst auf die Kalifornische Halbinsel (Baja California) und dann auf das mexikanische Festland, wo er für massive Regenfälle sorgen dürfte.

Dann wären da zum anderen als Nummer drei und Nummer vier der "Schrecklichen Vier", nämlich "Titli" und "Luban", von denen der indische Wetterdienst zu berichten weiß. Über dem Indischen Ozean werden die tropischen Wirbelstürme einfach Zyklonen (cyclonic storms) genannt, wobei beide Stürme am Mittwoch in der obersten Kategorie "very severe cyclonic storm" gehandelt wurden.

"Titli" dreht sich derzeit noch über dem Golf von Bengalen und wird nach der Vorhersage am Donnerstag Morgen Ortszeit, das heißt, noch vor der Veröffentlichung dieses Blogbeitrags, mit auf die Küste des indischen Bundesstaats Orissa treffen, wobei er sich auf dem Weg dorthin vermutlich weiter intensiviert haben wird. Seine Windgeschwindigkeiten sind mit denen "Leslies" vergleichbar, aber geringer als die "Michaels".

"Luban" wirbelte am Mittwoch über dem westlichen Arabischen Meer und bewegt sich sehr langsam auf den Golf von Aden zu. Am Sonntag sollte er nach der bisherigen Vorhersage im östlichen Jemen - einem Land, wo derzeit unter anderem mit deutschen Waffen von US-amerikanischen Verbündeten ein blutiger Stellvertreterkrieg geführt wird - auf die Küste treffen und sich bis dahin etwas abgeschwächt haben. Die langsame Zuggeschwindigkeit könnte allerdings für zerstörerische und lang andauernde Niederschläge sorgen.

Die NASA biete einige Beobachtungen und Satellitenaufnahmen von einigen der aktuellen Tropenstürme auf ihrer Seite an: "Michael", "Sergio", "Leslie", "Nadine" und "Luban".