1/64 bis 1/1.024 Indianerin

Elizabeth Warren. Foto: Edward Kimmel. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Elizabeth Warren hat Donald Trump nach einem Gentestgutachten aufgefordert, eine Million Dollar zu spenden

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Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren hat dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump dazu aufgefordert, eine Million US-Dollar an das National Indigenous Women's Resource Center (NIWRC) zu zahlen. Hintergrund ist eine Äußerung Trumps vom 5. Juli, die sie dahingehend interpretiert, dass der Präsident zur Zahlung dieser Summe bereit wäre, wenn sie mit einem Gentest ihre behauptete indianische Herkunft nachweist (vgl. Kanye West vs. Elizabeth Warren?).

Nun legte die blonde und blauäugige Senatorin ein Gutachten des an der Stanford-Universität tätigen Genetikers Carlos D. Bustamante vor, in dem es heißt, die Resultate der Analyse seien ein "starker Anhaltspunkt dafür", dass Warren zu einem kleinen Teil von vorkolumbianische Bewohnern Amerikas abstammt. Dieser Anteil liegt dem Gutachten nach zwischen 1/64 und 1/1.024. Warrens Heimatzeitung Boston Globe, die einen größeren Anteil gemeldet hatte, musste sich inzwischen korrigieren.

Indianischer Anteil geringer als beim amerikanischen Durchschnittsweißen

Trump antwortete Warren gestern via Twitter und merkte an, dass dieser Wert unter dem Durchschnittsanteil indianischen Blutes liegt, den weiße Amerikaner in sich tragen. Lediglich in einzelnen Bundesstaaten wie dem von Warren hervorgehobenen Utah ist er höher. Die konservative Kolumnistin Ann Coulter sprang Trump bei und rechnete vor, dass 1/1.024 von einer Million Dollar 977 Dollar wären. Diese Summer sollte der Präsident ihrer Meinung nach tatsächlich spenden - aber nicht an die von Warren genannte Organisation, sondern an ein Hilfswerk für Geisteskranke.

Kritik an Warren kam aber nicht nur von Trump-Anhängern, sondern auch von Indianervertretern wie dem Cherokee Chuck Hoskin Junior. Er verlautbarte, es sei "unangemessen und falsch", einen DNA-Test dazu zu benutzen, eine Verbindung mit den Cherokee oder einem anderen nordamerikanischen Indianerstamm herzustellen. Damit mache man sowohl DNA-Tests als auch die Gesetze lächerlich, die sich die Indianerstämme selbst gaben, um die jeweilige Stammeszugehörigkeit zu regeln.

Hoskins Stellungnahme ist insofern von besonderer Bedeutung, als Warren behauptet hatte, von Cherokee abzustammen. Die Testergebnisse qualifizieren sie allerdings weder für eine Zugehörigkeit zu Hoskins Cherokee Nation aus Warrens Herkunftsstaat Oklahoma, die einen Stammbaum verlangt, noch für eine zu den Verbänden United Keetoowah Band of Cherokee Indians in Oklahoma (UKB) und Eastern Band of the Cherokee Indians (EBCI), die mindestens ¼ beziehungsweise 1/16 Indianergenanteil verlangen.

Befreiungsschlagsversuch für eine Präsidentschaftskandidatur?

Auch bei Barack Obamas ehemaligem Kampagnenmanagern Jim Messina und David Axelrod sowie bei mehreren anderen Parteigängern der Demokraten kam Warrens Präsentation des Gutachtens drei Wochen vor den Halbzeitwahlen nicht gut an. Sie fürchten, dass das Gutachten zwar die persönliche Wiederwahl der Senatorin im als Demokratenhochburg geltenden US-Bundesstaat Massachusetts nicht gefährdet, aber einen negativen Einfluss auf Bundesstaaten und Wahlkreise hat, in denen Demokraten und Republikaner näher beieinander liegen.

Dass Warren die DNA-Ergebnisse trotzdem vorlegte, gilt Axelrod und vielen Medien als Zeichen dafür, dass sie ihre Ankündigung revidieren könnte, bei der Präsidentschaftswahl 2020 nicht als Kandidatin anzutreten. Nun haben sie und ihre Verteidiger die Möglichkeit, auf Donald Trumps Pocahontas-Spott mit dem Hinweis auf ihren - wenn auch winzigen - indianischen Genanteil zu reagieren.

Für diese Vermutung spricht auch, dass die Senatorin in einem gleichzeitig mit der Millionenforderung an Trump veröffentlichten Video eine Reihe von ehemaligen Kollegen und Arbeitgebern auffährt, die alle aussagen, ihre behaupte indianische Abkunft habe auf ihrem Karriereweg keine Rolle gespielt. Vermutungen, dass das doch der Fall war, waren laut geworden, nachdem bekannt wurde, dass Warren an der Harvard-Universität als Angehörige einer Minderheit geführt wurde.

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