Fast die Hälfte der US-Soldaten erwartet demnächst einen größeren Krieg

Verteidigungsminister James Mattis. Bild: DoD

Nach einer Umfrage der Military Times sind für US-Soldaten die größten Bedrohung der Cyber-Terrorismus sowie Russland und China

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Fast die Hälfte der US-Soldaten geht davon aus, fürchtet oder hofft (?), dass die USA bald in einen neuen großen Krieg gezogen werden. Zwar führt das US-Militär auch schon derzeit Kriege, aber die Soldaten glauben, die Weltlage sei derzeit so instabil, dass es zu einem Krieg mit Russland oder China kommen könnte. Die Zeitschrift Military Times hat US-Soldaten, die im Dienst sind, nach ihrer Haltung zur Politik und zur nationalen Sicherheit befragt. Wie weit die Online-Umfrage repräsentativ ist, lässt sich anhand der Mitwirkung von gerade einmal 829 Soldaten (89% Männer und 11 % Frauen) im Alter von durchschnittlich 31 Jahren nicht wirklich beurteilen.

46 Prozent der Befragten glauben, dass es bereits im nächsten Jahr zu einem Krieg kommen könnte. Die Frage, ob die USA in einen Krieg "hineingezogen" werden können, mutet allerdings schon seltsam an und suggeriert, dass die USA nicht selbst auch zur Instabilität und Aggression beitragen oder diese gar verursachen. Da will man es sich mit seinen Lesern wohl nicht verderben. Auffällig ist, dass sich mit US-Präsident Trump offenbar im Militär die Vermutung, dass es demnächst einen Krieg geben könnte, massiv verstärkt hat. In der Umfrage im letzten Jahr hatten dies nämlich gerade einmal 5 Prozent gesagt, 67 Prozent meinten, dass dies unwahrscheinlich sei. Der Meinung sind jetzt nur noch 50 Prozent.

Military Times führt die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs darauf zurück, dass Trump immer wieder betont hatte, dass die militärische Bereitschaft angesichts drohender Gegner verbessert werden müsse. Aber er ist natürlich deutlicher geworden. Trump hatte unüberhörbar Nordkorea mit einem Atomkrieg bedroht und auch dem Iran gegenüber brachte er rhetorisch das Militär in Stellung. Syrien griff er bereits an, damit auch einen Konflikt mit Russland riskierend, und drohte einen schwereren Angriff an, sollten in Idlib Chemiewaffen eingesetzt werden. Gerade warnte er auch Mexiko vor dem Einsatz des Militäts, wenn das Land die Einwanderung in die USA nicht stoppt. Die Immigration nannte er einen "Anschlag". Auch in der Pentagon-Führung, so Military Times, sei immer wieder die Rede davon gewesen, dass man sich auf einen Konflikt mit dem Militär eines anderen Staates vorbereiten müsse. Nicht zuletzt haben Trump und der Kongress den Rüstungshaushalt stark erhöht, das Weiße Haus drängt darauf, dass die Alliierten auch ihre Militärausgaben erhöhen.

Größte Angst vor Cyberterrorismus

Vorbei scheint für die Soldaten die Ausrichtung auf asymmetrische Kriege und Kriege gegen "Schurkenstaaten" wie Nordkorea oder Iran zu sein. 71 Prozent sehen Russland als Bedrohung der nationalen Sicherheit, 18 Punkte mehr als im letzten Jahr, und 69 Prozent China, 24 Punkte mehr als 2017. Noch bedrohlicher schätzen die Soldaten aber mit 89 Prozent Cyberterrorismus ein. Das Vertrauen, dass das Militär dagegen gewappnet ist, scheint nicht sehr groß zu sein. Ein Drittel lehnt die Bemühungen zur Bekämpfung des Cyberterrorismus ab, nur 13 Prozent sagen, sie würden hier wirklich hinter Regierung und Militär stehen.

Nordkorea und Iran sehen 46 bzw. 40 Prozent als Bedrohung an. Noch 2017 stand Nordkorea an erster Stelle mit 72 Prozent. Größer noch ist mit 57 Prozent die Sorge vor dem islamistischen Terrorismus, die aber gegenüber letztem Jahr leicht abgenommen hat. Interessant ist, dass dahinter mit 49 Prozent gleich die Bedrohung durch heimischen nicht-islamistischen Terroristen kommt. Etwa gleich hoch ist mit 48 Prozent die Angst vor ausländischen islamistischen Terroristen.

Afghanistan und der Irak waren zwar keine Bedrohung der USA, sondern wurden dazu erklärt, gefährdet waren dort die eingesetzten amerikanischen Soldaten. Beide Länder werden, in welcher Hinsicht auch immer, als weniger bedrohlich eingeschätzt als weiße Nationalisten bzw. Rassisten, die mit 36 Prozent auch noch vor Syrien mit 24 Prozent rangieren.

Im US-Militär steigt die Ablehnung von Donald Trump. Man will zwar dort sein Geld verdienen, aber nicht in einen gefährlichen Krieg geraten und seinen Kopf für Trumps Eskapaden hinhalten. Hatten Trump Ende 2016 nur 37 Prozent abgelehnt und 46,1 Prozent befürwortet, so ist das Militär nun wie die übrige Gesellschaft gespalten. 43,8 Prozent befürworten ihn noch, 43,1 Prozent lehnen ihn ab. Allerdings hat Trump damit noch etwas mehr Unterstützer als in der allgemeinen Bevölkerung, wozu wahrscheinlich auch die Erhöhung des Militärhaushalts und des Solds beigetragen haben dürfte.

Wie in der allgemeinen Bevölkerung finden ihn mehr Männer (47%) als Frauen (26%) gut, die meisten Frauen neigen auch zu den Demokraten, während fast die Hälfte der Männer Republikaner wählt. Mehr Frauen bei den Streitkräften verändert mithin deren politische Haltung. Sowohl bei Soldaten als auch bei den Soldatinnen wächst der Anteil derjenigen, die sich als unabhängig bezeichnen, als weder Anhänger der Republikaner noch der Demokraten sind. Es schmilzt also auch in den USA die Macht der beiden Volksparteien. In den oberen militärischen Rängen ist Trumps Ansehen geringer als in den unteren. Bei der Army mit dem größten Truppenanteil kommt Trump am schlechtesten an. Dagegen kann sich Verteidigungsminister James Mattis mit fast 84 Prozent einer hohen Zustimmung erfreuen, abgelehnt wird er von weniger als 4 Prozent.

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