Profitiert Russland von US-Sanktionen gegen den Iran?

Petrochemischen Industrieanlage in Asaluyeh. Bild: Majmood Hosseini/Tasnimnews.com/CC BY-SA-4.0

Seit Mitte Oktober brechen die Rohölpreise ein, warum aber werden in Süddeutschland Heizöl und Benzin immer teurer?

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Im Vorlauf zum Beginn der amerikanischen Sanktionen gegen den Iran waren die Ölpreise nach der Ankündigung des Ausstiegs aus dem Iran-Abkommen immer weiter von 60 US-Dollar pro Barrel Rohöl auf 75 US-Dollar Mitte Oktober gestiegen, was erst einmal auch dem Iran geholfen hat, die bereits angefallenen Exportausfälle durch die höheren Preise teilweise zu kompensieren.

Seit Mitte Oktober fielen die Preise aber schnell wieder unaufhaltsam zurück auf 60 US-Dollar, wo sie bereits im Februar standen. Parallel wurde Erdgas teurer, wovon wiederum die Frackingbranche in den USA profitierte. Allerdings waren die Ölpreise im Juni 2017 schon einmal auf 44 US-Dollar gefallen und erst wieder angestiegen, nachdem die Opec-Mitglieder und Russland beschlossen, die Fördermenge zurückzufahren.

Eigentlich war erwartet worden, dass die Ölpreise mit den Sanktionen steigen würden, weil es schwierig werden würde, den Ausfall des iranischen Rohöls zu kompensieren. Washington hatte ja erklärt, die iranischen Ölexporte auf Null zu bringen, was aber gescheitert ist. Vermutlich gingen die Exporte von täglich um die 2,5 Millionen Barrel auf 1,5 -1,7 Millionen zurück.

Warum sind die Preise für Heizöl und Benzin in Süddeutschland so teuer?

Manche werden sich verwundert fragen, warum besonders in Süddeutschland in Zeiten, in denen die Rohölpreise wieder abgestürzt sind, Heizöl und Benzin immer teurer werden. Das hat auch mit der Nutzung fossiler Energien zu tun, da die CO2-Emissionen beim Verbrennen die Klimaerwärmung vorantreiben. Deren Auswirkung ist nicht nur daran zu sehen, dass dieser Sommer wieder einer der wärmsten seit Beginn der Messungen war, es hat auch außergewöhnlich wenig geregnet.

Eine der Folgen sind drastisch gesunkene Pegelstände der Flüsse, die von Lastschiffen kaum mehr zu befahren sind. Mit diesen wird aber ein guter Teil der Ölprodukte transportiert. Das hat die Preise im Süden nach oben getrieben. Kosten etwa 1.000 Liter Heizöl in Hamburg um die 84 Euro, so muss man in München dafür 98 Euro und mehr oder in Stuttgart über 100 Euro bezahlen. Die Preise können weiter in die Höhe klettern, wenn es nicht bald ausgiebig regnet. Bei Niedrigwasserstand gefriert das Flusswasser auch schneller. Ob auf die Schnelle in ausreichender Menge über Straßen und Schiene geliefert werden kann, ist fraglich.

Dazu kommt, dass aufgrund einer Explosion am 1. September die Bayernoil Raffinerie in Vohburg schwer beschädigt wurde. Die Arbeit kann noch lange nicht aufgenommen werden. Zwar sind die Pipelines intakt geblieben, so dass die Versorgung mit Rohöl nicht unterbrochen werden musste, aber es fällt ein Teil der Versorgung mit allen Benzinsorten, Diesel-Kraftstoff, leichtes Heizöl, Kerosin, Bitumen, Schwefel, Flüssiggas und Raffinerieheizgas im süddeutschen Raum aus, auch wenn es in Neustadt eine weitere Raffinerie von Bayernoil gibt. Zusammen verarbeiten sie jährlich mehr als zehn Millionen Tonnen Rohöl, jetzt ist die Produktion halbiert.

Ausgerechnet Russland könnte von den US-Sanktionen profitieren

Das Kalkül der USA war deswegen nicht aufgegangen, weil die größten Abnehmer des iranischen Öls, auch die mit den USA verbündeten, dieses trotz der amerikanischen Drohungen weiter kauften. Um eine Blamage zu vermeiden, musste die US-Regierung die Hauptabnehmer, darunter China, Südkorea, Japan und die Türkei, erst einmal von den Sanktionen ausnehmen, wenn sie iranisches Öl kaufen. Auch Italien und Griechenland wurden verschont, ebenso der Irak, der zur Stromversorgung auf den Iran angewiesen ist. Mehrere Staaten, darunter China und die Türkei, haben erklärt, sich den Sanktionen nicht zu unterwerfen.

Die Entwicklung könnte ausgerechnet Russland nützen. Zwar fördern die USA, Saudi-Arabien und Russland mehr Öl, offensichtlich so viel, dass bislang nicht nur die iranischen Ausfälle kompensiert wurden, sondern auch der Bedarf auf dem Weltmarkt überschritten wurde. Die USA förderten zuletzt über 11,6 Millionen Barrel am Tag und wurden im September nach der US-Energieinformationsbehörde (EIA) damit vor Russland und Saudi-Arabien zum weltgrößten Erdölproduzenten. Russland hat seine Förderung ebenso um 500.000 Barrel täglich hochgefahren. Vermutlich wurde im Vorfeld der Sanktionen mehr Öl eingekauft und gebunkert, um einen Umstieg in die Gänge zu bringen. Jetzt sollen Saudi-Arabien und Russland in Gesprächen sein, die Fördermenge zu senken, um die Preise wieder in Höhe zu treiben.

Russland, das selbst mit amerikanischen Sanktionen im Energiebereich zu tun hat, profitiert von den iranischen Sanktionen, weil es selbst mehr Öl verkaufen kann, vor allem auf dem europäischen Markt, aber etwa auch in China oder Südkorea. Aber Russland will auch selbst iranisches Rohöl kaufen, um es zu verarbeiten und dann für den russischen Markt zu nutzen, wodurch mehr russisches Öl für den Export vorhanden wäre und zudem der Alliierte gestützt würde, der für die geopolitischen Interessen im Nahen Osten wichtig ist.

Russland hat angeboten, täglich 100.000 Barrel nicht mit Geld zu kaufen, sondern für russische Maschinen und Lebensmittel zu tauschen. Und würden die Ölpreise auf den Weltmarkt wieder steigen, würden sowohl der Iran als auch Russland davon profitieren.