Automobilindustrie: Wann kommt das große Zähneklappern?

Es geht auch klein. Bild: V.T. Polywoda/CC BY-NC-ND-2.0

In China steigt der Absatz von Elektroautos rasant. Außer BMW und Tesla haben alle ausländischen Hersteller die Entwicklung verschlafen

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Chinas Automarkt brummt, aber Marktbeobachter sehen dennoch langfristig wenig Auftrieb für die Nachfrage nach Erdölprodukten. Morningstar.com, eine Plattform für Aktienbesitzer und an den Anlage- und Rohstoffmärkten interessierte, prognostizierte vor ein paar Tagen, dass in der Volksrepublik der Höhepunkt des Ölverbrauchs um 2030 erreicht werde. Insgesamt gehe man daher von einem langfristig eher niedrigen Ölpreis von 55 US-Dollar pro Barrel der US-Standartsorte WTI aus.

Nun sind langfristige Vorhersagen des Ölpreises eine knifflige Angelegenheit, weil sehr viele Faktoren rein spielen. Die Internationale Energie Agentur hat zum Beispiel kürzlich in ihrem jährlichen Ausblick gewarnt, dass viel zu wenig in die Erschließung neuer Ölfelder investiert werde. Der derzeit fallende Rohölpreis dürfte diese Unlust sogar noch steigern. In wenigen Jahren könnte das aber schon zu einem deutlichen Rückgang der Ölförderung führen.

Wie dem auch sei, in China könnte die Nachfrage dann – und nicht erst 2030 – vielleicht schon ihren Höhepunkt überschritten haben. Die dortigen Steigerungsraten im Verkauf von E-Autos – bei allen Vorbehalten, die man gegen diese haben muss – sind gigantisch.

Wie die Plattform Clean Technica berichtet, könnten in diesem Jahr in China bereits über eine Million reiner Elektro-Autos neu zugelassen werden. So viel wie 2017 weltweit. Hinzu kommen Pkw mit Hybridantrieb.

Das, so die Autoren des Beitrags, dürfte über das Jahr gerechnet einem Anteil von über vier Prozent der Neuzulassungen entsprechen. Würde das Wachstum in November und Dezember in ähnlicher Höhe wie in den Vormonaten ausfallen, dann läge der Anteil der Elektroautos im Dezember bereits bei sieben Prozent.

Ab dem nächsten Jahr sind in China Quoten verbindlich. Dann müssen Hersteller einen bestimmten Anteil ihres Absatzes mit Elektroautos machen. Die Quoten werden jährlich angehoben.

Chinesische Unternehmen sind darauf offensichtlich gut vorbereitet, wie die genannten Daten zeigen. Das Gros der 2018 verkauften Elektro-Pkw stamme von chinesischen Herstellern, schreibt Clean Technika. Nur sechs Prozent entfielen auf ausländische Automobilproduzenten, davon je zwei auf BMW und zwei auf Tesla.

Mit anderen Worten, die meisten traditionellen Hersteller, einschließlich VW, haben auf dem größten Automobilmarkt der Welt ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Das kommt dabei heraus, wenn man jahrzehntelang seinen ganzen technischen Sachverstand vor allem für den Betrug an Käufern, Öffentlichkeit und Gesetzgebern einsetzt.

Die Frage ist eigentlich nur noch, wann in den deutschen Automobilregionen das große Zähneklappern einsetzt: In zwei Jahren schon oder doch erst in dreien oder vieren?