Syrische Truppen hissen Flagge in Manbidsch

Das Bild soll das Hissen der Fahne in Manbij zeigen. Bild: Tasnimnews/CC BY-SA-4.0

Erdogan betrachtet dies nur als "psychologische Operation", heute werden der russische und der türkische Außenminister in Moskau über eine Lösung des Konflikts verhandeln

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Gestern meldete die syrische Armee offiziell, dass die ersten Truppeneinheiten nach Manbidsch (Manbij) vorgerückt sind und dort die Fahne gehisst hätten. Wir hatten bereits berichtet, dass parallel mit dem Vorrücken von türkischen Verbänden und den verbündeten Milizen am 25. Dezember bereits eine syrische Militäreinheit in die von der SDF kontrollierte Stadt Al Arimah westlich von Manbidsch eingefahren war. Damit war offensichtlich, dass Damaskus wahrscheinlich mit russischer Rückendeckung einen Vormarsch der Türken verhindern wollte. Nach den ersten Ankündigungen ist bislang von türkischer Seite auch noch nichts geschehen.

Das syrische Generalkommando erklärte, die Bevölkerung von Manbidsch habe um die Entsendung von Truppen gebeten, die syrische Armee komme damit seiner Verpflichtung nach, die Souveränität über jeden Zentimeter syrischen Gebiets wieder herzustellen. Betont wurde, dass zur Wiederherstellung der nationalen Souveränität die gemeinsame Bemühung aller Syrer ebenso notwendig sei wie die Niederschlagung des Terrorismus und der Hinauswurf der "Invasoren und Besetzer". Damit dürften Türken sowie Amerikaner, Briten und Franzosen gemeint sein.

Moskau steht hinter Damaskus. So sagte Kreml-Sprecher Peskow, dass die syrische Kontrolle über Manbidsch ein "positiver Schritt hin zur Stabilisierung" sei. Die Ausdehnung des von syrischen Truppen kontrollierten Gebiets sei ein "positiver Trend".

Die YPG, der militärische Arm der kurdischen PYD, erklärte in einer Mitteilung, man habe sich aus Manbidsch zurückgezogen und fordere die syrische Armee auf, die Kontrolle zu übernehmen, "um diese Gebiete vor der türkischen Invasion zu schützen". Die YPG bzw. die SDF werde sich weiter im Kampf gegen den IS im Osten des Landes widmen. Überdies werden fortlaufend Berichte über Angriffe in Afrin gegen türkische Soldaten und die mit diesen verbündeten Milizen veröffentlicht. Vermutlich nutzen die syrischen Kurden den Umstand aus, dass die Türkei Milizen aus Afrin abgezogen und bei Manbidsch stationiert hat.

Wie es weiter geht, könnte das Treffen des russischen und türkischen Außenministers am heutigen Samstag entscheiden. Auch der türkische Verteidigungsminister und der Geheimdienstchef reisen mit. Dabei werden die Regierungen darum pokern, wer die Kontrolle über Manbidsch und die von den Kurden kontrollierten Gebiete östlich des Euphrat ausüben wird. Peskow sprach von der "Synchronisierung" der russischen und türkischen Aktionen. Da es hier ergiebige Erdölfelder gibt, wäre die Kontrolle über diese wichtig für den Wiederaufbau Syriens oder für den Widerstand gegen Damaskus.

Obgleich der Abzug der amerikanischen Truppen, sofern er tatsächlich vollzogen wird, noch Monate dauern wird, nutzen die Türkei und Russland das gerade herrschende Machtvakuum nach Trumps Rückzugsentscheidung und dem teilweisen Shutdown der Regierung im Kampf um die Mauer, um demonstrativ ohne Einbeziehung der Amerikaner über Manbidsch zu verhandeln. Dort waren oder sind noch amerikanische Sondereinheiten, aber auch französische Soldaten stationiert.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht erst einmal die Bedeutung der syrischen Truppen in Manbidsch herunterzuspielen. Das sei eine "psychologische Operation", sagte er gestern, so die Nachrichtenagentur AA: "Wir wissen, es gibt eine Situation wie die, dass sie ihre eigene Flagge dort hissen, aber es ist noch nichts entschieden." Ziel der Türkei sei es, der "YPG/PKK-Terrorgruppe" eine Lektion zu erteilen: "Wir sind gegen die Aufteilung von Syrien. Unser Ziel ist, dass die Terrorgruppen dort weggehen. Wenn sie gehen, dann gibt es für uns nichts mehr zu tun."