Fleisch muss nach Fleisch aussehen

Artificial Intelligence kann jetzt Fotos von Essen generieren, das es gar nicht gibt. Das macht nichts, denn Procter & Gamble hat Photoshop für Haut erfunden

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Wie das jetzt bitteschön zusammenhängen soll, muss mir erst noch einer erklären. Vermutlich tut es das auch gar nicht, aber wenn man es nacheinander liest, dann drängt sich einem der Verdacht auf, dass da doch irgendetwas in die gleiche Richtung geht. Nur hat das eine mit dem anderen eigentlich erst einmal wenig zu tun.

Zum Punkt. Ein Team an der Universität von Tel-Aviv hat ein wenig KI zusammengerührt, die jetzt imstande ist, Fantasieessen herzustellen. Also nicht direkt im Kochtopf. Mehr auf Bildern. Da kommen einem dann die leckersten Fotos von einem Essen unter, das man sich sofort bestellen würde. Allerdings geht das nicht, denn die vollen Portionen bestehen nur im Eingemachten des neuralen Netzwerks von StackGAN V2. Ein eher unappetitlicher Name, wenn ich das anmerken darf. Aber ja nun: Das Ergebnis als Neukombination von Darstellungen aus einer auf Essen spezialisierten Bilderdatenbank kann sich durchaus sehen lassen. Auf jeden Fall löst es Speichelbildung aus, wenn man darüber schreibt. Wir wissen ja nicht, wie es schmecken soll, das Zeug, das sich StackGAN V2 da ausdenkt, aber es kann sich sehen lassen. Wie gesagt.

Und dann kommt direkt danach diese Meldung von der CES Nachlese, dass P&G einen Stift für das gezielte Anbringen von Anti-Aging-Creme auf den Markt bringen will, der die eigene Haut zuerst scanned, darauf die eine oder andere Runzel findet und diese dann sofort abdeckt.

Ein Schlingel, der da an ein Photoshop-Tool denkt.

Nicht uninteressant, dass digitale Werkzeuge jetzt ihren Weg zurück in die analoge Welt zu finden scheinen. zumindest ersparen sie dem Bildredakteur von Modezeitschriften vielleicht das eine oder andere Filtern in Photoshop, wenn die nächste Bildstrecke ins Heft kommen soll, weil jetzt das Model gleich am Set richtig und punktgenau abgedeckt werden kann. Jetzt muss man es nur noch digital strecken und manchmal ein wenig eindellen, digital natürlich.

Aber auch ein Schlingel, der hier schon seinen Kopf mit einem Schütteln abschaltet. Erst die Kombination von mehreren solcher Tools wird spannend. So wäre es doch nett, ein von StackGAN V2 generiertes Mittagessen 3D printen zu lassen. In der Hoffnung, dass es sich hier auch um ein geschmacklich interessantes Gericht handelt. Und wenn es dann an der einen oder anderen Stelle nicht mehr so lecker aussieht, geht man schnell mit einem von Procter & Gamble entlehnten MjammMjammstift drüber und kleckst noch schnell die eine oder andere Fertigsosse über eine Schwachstelle.

OK, es geht auch anders herum. Wer dann trotz aller Abdeckstifte und Photoshop lookalike Tools altert und anrunzelt, den kann man sich ja vielleicht mit der Hilfe von StackGAN V3 neu berechnen und dann 3D drucken lassen. Dann sogar ohne Stift für die Alterungsnachbearbeitung.

Da sehe ich Potential. Frankenstein & Gamble könnte eine Marktlücke als Tool werden.