Kryptowährungen: Wie im Kindergarten

Bisher habe ich immer gehofft, dass sich Bitcoin-Ableger zu alltagstauglichen Zahlungsmitteln entwickeln könnten. Ganz schön naiv.

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Der Bitcoin ist mit dem Anspruch gegründet worden, Vertrauen maschinell herzustellen. Algorithmen hielten seine Urheber für vertrauenswürdiger als von Menschen geführte Banken und Behörden. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass diese Vision zwar berechtigt, aber auch naiv war: Eine Entwicklergruppe wollte den Bitcoin-Ableger „Bitcoin Cash“ um intelligente Verträge erweitern. Der Australier Craig Wright, der von sich selbst behauptet, der legendäre Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto zu sein, erklärte der Gruppe daraufhin den Krieg. Er brachte Ende 2018 erhebliche Rechnerleistung in Stellung, um das gegnerische Projekt zu sabotieren. Doch dieses rüstete auf und wehrte die Attacke ab.

Gewonnen hat dabei allerdings niemand. Der Kurs der beiden neu entstandenen Kryptowährungen brach ein und hat sich bis heute nicht mehr erholt.

Der klassische Bitcoin ist gegen solche Attacken weitgehend gefeit, weil bisher niemand eine ausreichend große Rechnerleistung aufbringen konnte, um die Währung derart zu dominieren. Trotzdem ging auch sein Kurs in den Sturzflug über. Den Anlegern ist offenbar klar geworden, dass auch Kryptowährungen von Menschen abhängen. Und wenn sich diese wie im Kindergarten aufführen und ihre Egomanie offen ausleben, helfen Algorithmen nur noch begrenzt.

Der Fall zeigt erstens, dass es zumindest bei finanziellen Transaktionen nach wie vor eine gute Idee ist, Menschen möglichst außen vor zu lassen. Er zeigt zweitens aber auch, dass dies durch technische Kniffe nur schwer möglich ist.

(anwe)