CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird auch 2019 weiter ansteigen

Voraussage des Anstiegs der CO2-Konzentration in der Atmosphäre 2019. Bild: Metoffice.gov.uk

2018 haben die CO2-Emissionen weiter zugenommen, die britische Wetterbehörde erwartet auch in diesem Jahr eine beunruhigende Rekordzunahme der CO2-Konzentration

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Das Umweltbundesamt berichtete vergangene Woche, dass die Treibhausgasemissionen 2017 in Deutschland leicht gesunken seien. Mit 906,6 Millionen Tonnen seien es 4,4 Millionen oder 0,5 Prozent weniger als 2016 und 27,5 Prozent weniger als 1990. Eigentlich müssten bis 2030 die Emissionen um 55 Prozent weniger geworden sein. Angestiegen sind aber die verkehrsbedingten Emissionen, sie liegen 2 Prozent über dem Wert von 1990. Schuld seien mehr Fahrzeuge, mehr Güter auf der Straße und immer größere und schwerere Autos. EU-weit sind nach Schätzungen der EU-Umweltbehörde die Emissionen allerdings um 0,6 Prozent angestiegen, vor allem in Spanien, Polen und Frankreich, während den größten Rückgang Dänemark, Finnland und Großbritannien verzeichneten.

Dagegen sollen die Treibhausgasemissionen in den USA stark zugenommen haben. Das wäre auch wenig erstaunlich mit einem Präsidenten, der die Klimaerwärmung für eine gegen die USA gerichtete Verschwörung betrachtet, die saubere Kohle propagiert und den Ausbau der Ölförderung unterstützt. Nach der Rhodium Group sind die CO2-Emissionen nach einem dreijährigen Rückgang letztes Jahr schätzungsweise um 3,4 Prozent angestiegen - und das trotz Stilllegung von Kohlekraftwerken und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien, allerdings hat überwiegend Erdgas den Kohleausfall kompensiert. Auch hier war der Verkehrssektor maßgeblich.

Der Global Carbon Project erwartet, dass die weltweiten Emissionen auch angestiegen, um 2,7 Prozent, also weniger als in den USA, aber da sie auch schon 2016 um 1,6 Prozent angestiegen sind, dürfte es auch 2019 weiter nach oben anstatt nach unten gehen. Die größten Verschmutzer sind Indien und China. Nach dem Oktober-Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change müssten die Emissionen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, um 50 Prozent weniger werden und bis 2050 auf Null zurückgehen. Die Klimakonferenz in Katowice im Dezember hat es erwartungsgemäß nicht erreicht, einen Weg zu finden, wie die Staatengemeinschaft über Selbstverpflichtungen hinaus realistisch das 1,5-Grad-Ziel erreichen könnte.

Was 2019 betrifft, ist auch die britische Wetterbehörde, die Met, wenig optimistisch. Die CO2-Konzentration wird voraussichtlich auf eine Rekordhöhe anwachsen, so berichtet sie, nächstes Jahr würden sich noch mehr in der Atmosphäre ansammeln, da die natürlichen CO2-Senken durch Veränderungen des tropischen Klimas weniger aufnahmen. Abhängig von den Temperaturen des Pazifik schwankt die Aufnahme von CO2-Emissionen durch die Ökosysteme. In den Jahren, in denen der tropische Pazifik wärmer wird, werden nach dem Met viele Regionen wärmer und trockner, was das Pflanzenwachstum und damit die Aufnahme von CO2 beeinträchtigt. Ist der Pazifik wie vergangenes Jahr kälter, kann mehr CO2 aufgenommen werden.

Die Klimawissenschaftler konnten den Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre bislang ziemlich genau vorhersagen. Gemessen wird sie seit 1958 auf der Beobachtungsstation Mauna Loa auf Hawaii, die derzeit wegen des Shutdowns der Regierung mitsamt Website geschlossen ist. Im Mai wurde dort mit 411 ppm der höchste Durchschnittswert für einen Monat gemessen, 1960 waren es noch weniger als 320 ppm. Danach beschleunigt sich die CO2-Zunahme in der Atmosphäre weiter von durchschnittlich 0,9 ppm jährlich in den 1960er Jahren auf 1,5 ppm in den 1990er Jahren auf 2,2 ppm im vergangenen Jahrzehnt. 2016 auf 2017 erhöhte sich der Wert auf 2,3 ppm, zum sechsten Mal nacheinander war damit die jährliche Zunahme höher als 2 ppm. Vor 2012 kam dies nur zweimal vor.

Nach dem Met Office würde die CO2-Konzentration in der Atmosphäre 2019 durchschnittlich um 2,75 +/- 0,58 ppm höher sein als 2018. Das wäre zwar ein Rekordhoch, aber weniger als 2015-2016 und 1997-1998 aufgrund des El Nino-Effekts und einer dadurch größeren Erwärmung des Pazifiks. Im Mai wird erwartet, dass die Konzentration auf etwas mehr als 414 ppm ansteigt, der Durchschnitt soll bei etwas mehr als 411 liegen, in anderen Monaten sollen es 408 ppm sein.

Richard Betts vom Hadley Centre des Met Office erklärt, man könne anhand der monatlichen Messungen das "Atmen" des Planeten je nach dem saisonalen Pflanzenwachstum auf der nördlichen Halbkugel sehen: "Aber jedes Jahr ist das CO2 höher als im vorigen. Das wird so lange weitergehen, bis die Menschen aufhören, CO2 in die Atmosphäre zu blasen."

Der Guardian zitiert Jos Barlow von der Lancaster University, nach dem 2018 ein besonders schlechtes Jahr war. Die Abholzung des brasilianischen Regenwalds sei auf 8000 Quadratkilometer angestiegen, auch in den anderen Ländern der Region wie Kolumbien, Bolivien und Peru verschwindet der Regenwald schneller. Und das wird nicht besser mit dem neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der mehr Regenwald zur Bewirtschaftung freigeben will. Die einen verursachen mehr Emissionen, die anderen vermindern die Senken.

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