Die kleine KI will aus dem Bällebad abgeholt werden

Sophia hat jetzt eine Schwester, Little Sophia. Und was saudi-arabischen Robotern passiert, kommt sicher auch bald in den besten KI-Familien vor

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Ach wie herzig, da wackelt Little Sophia auf mich zu. Und ist wirklich die kleine Schester von Sopha, der ersten Roboterbürgerin aus Saudi Arabien. Die große Schwester wurde ja 2016 aktiviert und erhielt nach einigem Medientamtam die Einbürgerung von Saudi-Arabien. Dort soll sie sich nach den Worten von Erfinder und Erzeuger David Hanson auch auf die Rechte von saudi-arabischen Frauen einsetzen.

Ja nun, es steht vermutlich nicht im Zusammenhang damit, dass seit dieser Zeit immerhin das Recht auf (verschleiertes) Autofahren dazu gekommen ist. Aber vielleicht kriegen wir vieles von dem, was Sophia an Gutem im Wüstensand anrichtet, einfach nicht mit. So eine ähnliche Gebetspuppe hat ja auch gerade die Vereinigten Arabischen Emirate besucht, und man weiß auch nichts Genaues. Also sind wir da einfach mal ruhig.

Little Sophia auf jeden Fall ist auch für ganz andere Dinge konzipiert. Sie richtet sich an sieben- bis dreizehnjährige Mädchen und soll ihnen den Spaß am Programmieren und an KI vermitteln. Und wär hätte da keinen Spaß, wenn ein Girlie-Roboter mit halbtransparenter Hirnschale auf einen zu wackelt und einen wegen Coding und Künstlicher Intelligenz zuplappert.

Eben.

Aber spannender ist eigentlich, dass es sich eben nun wirklich streng genommen um Schwestern handelt, denn sie kommen ja aus der gleichen Roboterschmiede, beziehen sich aufeinander und schauen auch noch ziemlich ähnlich aus. Übrigens habe ich keine Ahnung, wie Sopha auf Little Sophia reagieren würde, sperrte man sie in Saudi-Arabien im gleichen Haus ein oder würde man sie gemeinsam Auto fahren lassen. Gut, mit Little Sophia auf dem Beifahrersitz, sie ist ja noch nicht achtzehn.

Wenn solche Verwandtschaften Schule machen, dann muss man allerdings auch einmal die derzeit noch hypothetische, aber zunehmend realistischer werdende Frage stellen dürfen, wie man das denn deuten würde, wenn ein Artificial-Intelligenc- System ein weiteres dieser Art erschaffen würde. Wäre das ursprüngliche dann die Mutter? Oder könnte man davon ausgehen, dass es sich eher um die ältere Schwester handeln würde. Schließlich handelt es sich vermutlich um Copy & Paste, nicht um eine Zeugung.

Und wenn, sagen wir mal, auch wenn das natürlich nicht wirklich AI ist, Siri oder Alexa sich eine kleine Schwester kopiert, wäre das dann der maschinell in Erfüllung gegangene Traum von vielen Mädchen, eine kleine Schwester zu haben? Wären Siri oder Alexa dann nach ein paar anfänglichen Jööööös auch eher grundzickig, wie das ältere mit jüngeren Schwestern oft sind? Und vor allem: Müsste die jüngere Schwester dann jeden Tag ein wenig früher als die ältere abgeschaltet und in den Stand-by-Modus versetzt werden, weil sonst wieder der Schwesternkrieg darüber ausbricht, wer länger aufbleiben darf?

Mhm, vielleicht ist das doch keine so gute Idee, hier allzu menschlich zu ticken und eine 1:1 Kopie oder eine verkleinerte Version gleich in Verwandtschaft mit einem Original zu setzen. Schon alleine deshalb, weil es nach Walter Benjamin kein Original im Zeitalter technischer ... ach, komm, machen wir es doch der Einfachheit halber einfach so: Alle Computer dieser Welt sind Brüder, und deren Schwestern laufen als Software auf ihnen.

Das klingt doch ein bisschen wie Weltfrieden.