Welcome back, Frau Scharia-Polizei

Die IS-Anhängerin Fatima M. verbüßte im Irak eine Haftstrafe und kehrt nun zurück. Allem Anschein nach in ein salafistisches Milieu

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Vor wenigen Tagen kehrte Fatima M. aus der irakischen Gefangenschaft nach Deutschland zurück. Die tschetschenisch-stämmige Frau lebte mit ihrem Mann Magomed A. und zwei Söhnen (damals 4 und 8 Jahre alt) im nordrhein-westfälischen Detmold, bevor sie 2015 mit ihrer Familie nach Syrien ausreiste.

Laut Tagesschau ging die Reise weiter in den Irak, dort schlossen sie sich dem IS an und ließen sich in "einer einst christlichen Kleinstadt nahe Mossul nieder. Ihr Ehemann sei wenige Monate nach der Ankunft dort bei Gefechten ums Leben gekommen."

Mitglied der Sittenpolizei

Fatima M. soll im Juli 2017 gemeinsam mit anderen IS-Frauen, darunter weitere Deutsche, in einem Tunnelsystem in Mossul entdeckt worden sein. Ihnen wurde vorgeworfen, zu den berüchtigten al-Ahansar-Brigaden gehört zu haben, einer weiblichen Sittenpolizei des IS, und auf Einhaltung der Vollverschleierung geachtet und bei Zuwiderhandlung die betreffenden Frauen ausgepeitscht und gefoltert zu haben.

Anfang 2018 wurde Fatima M. zu einem Jahr Haft und 400 Dollar Geldstrafe verurteilt. Diese Haftstrafe hat sie verbüßt, deshalb konnte sie nach Deutschland ausreisen.

Terrorismus und Diebstahl

Medienangaben zufolge ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen Fatima M. wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie wegen des "Paragrafen 9 Völkerstrafgesetzbuch": "Es bestehe der Verdacht, sich im Krieg und unter Zwang Eigentum völkerrechtswidrig zu Eigen gemacht zu haben. Die Familie war offenbar im Irak in ein zuvor von Christen bewohntes Haus eingezogen", berichtete die Tagesschau.

Von den Kindern fehlt jede Spur

Von den Kindern fehlt jede Spur. Als sie in Mossul verhaftet wurde, gab sie an, während eines Bombenangriffs von ihnen getrennt worden zu sein. Ob die Kinder den Angriff überlebt haben, ist nicht geklärt. Auch nicht, wo sie sich jetzt befinden, falls sie überlebten. Es gibt soweit bekannt auch keine Erkenntnisse über den etwaigen Tod der Kinder und dem Verbleib ihrer Leichen.

Für die Lehrerin und Mitbegründerin der Herforder Initiative "Extremdagegen!", Birgit Ebel, ist die Ausreise mit den Kindern in ein Kriegsgebiet ganz klar Kindswohlgefährdung, für die Fatima M. ihrer Ansicht nach zur Rechenschaft gezogen werden müsste:

Ihr Anwalt spricht Medien gegenüber von dem "ungewissen Schicksal" der Kinder als "Wehrmutstropfen am heutigen Tag". Damit versuchen er und seine Mandantin, die Journalistinnen und Journalisten mit der Mitleidsschiene einzulullen.

Aber wer trägt denn die Verantwortung für dieses Schicksal? Doch wohl Fatima M. und ihr Mann Magomed A. Der kann nun nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Aber Fatima M. sollte als Täterin, nicht als Opfer behandelt und sie müsste wegen Kindswohlgefährdung juristisch belangt werden. Sie hat ihren Kindern die Chance auf eine unbeschwerte Zukunft, die sie in Detmold gehabt hätten, genommen.

Falls die Ausreise unter Zwang geschah, hätte sie mit ihren Kindern ins Frauenhaus gehen können, statt ins IS-Kalifat. Dagegen spricht aber ihre Familiengeschichte. Frauen spielen in diesen Netzwerken eine aktive, eine maßgebliche Rolle. Wir Deutschen kennen das aus unserer Geschichte von den NS-Frauen.

Birgit Ebel

Trotz der schweren Anschuldigungen befindet Fatima M. sich auf freiem Fuß. Offenbar fand sie sehr schnell einen juristischen Beistand: den Kölner Anwalt Gábor S. Der ist einer der Verteidiger, die auf der Webseite der Organisation "Al Asraa" (die Gefangenen) genannt werden.

Die 2015 gegründete Organisation betreut muslimische Gefangene in deutschen Gefängnissen. Laut Domradio.de ist dem nordrhein-westfälischen Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) zufolge deren

"zentrales Aufgabenfeld" … die persönliche Betreuung von Haftbesuchen in den Justizvollzugsanstalten (JVA), heißt es in einem Dossier der Sicherheitsdienste. Zudem würden Inhaftierte und ihr familiäres Umfeld "durch seelische und finanzielle Zuwendungen" unterstützt. Dies geschehe durch das Versenden handgeschriebener Briefe, ideologisch gefärbter Bücher oder selbstgemalter Bilder, die teils von Kindern stammten.

Daneben würden "Patenschaften" vermittelt, um einen dauerhaften persönlichen Kontakt zu Inhaftierten aufzubauen. Aufgrund der intensiven Medienarbeit von "Al Asraa" sieht der Verfassungsschutz "ein nicht unerhebliches Mobilisierungspotenzial" in der salafistischen Szene. … Über einen Basar in den sozialen Netzwerken werden Gegenstände versteigert, um daraus Erlöse für Inhaftiere und ihre Familien zu erzielen. Zugleich gehört die Beobachtung von Strafprozessen gegen Salafisten zu den Aktivitäten dieser Gefangenenhilfe. Für das "Leid muslimischer Gefangener" Öffentlichkeit zu schaffen, ist laut "Al Asraa" eine "religiöse Verpflichtung".

Domradio

Al-Asraa scheint muslimische Inhaftierte per se als politische Gefangene zu verstehen, die nicht nur selbst staatlichen Repressionen ausgesetzt seien, sondern auch "die muslimische Nation", sprich die Umma, also gleich die gesamte muslimische Weltgemeinschaft. So ist auf der Webseite der Organisation zu lesen:

"Al-Asraa" hat es sich zur Aufgabe gemacht, muslimischen Gefangenen und ihren Familien beizustehen, sie zu betreuen und die muslimische Gemeinschaft auf ihre Notlage aufmerksam zu machen!

Jede Gemeinschaft steht für ihre Gefangenen ein und ist in der Gefangenenhilfe aktiv; - aus Angst vor staatlichen Repressionen wird dieses Feld jedoch leider von der muslimischen Nation vernachlässigt. (…)
Zu unseren Aktivitäten zählen:
- Persönliche Besuche der Gefangenen in den Haftanstalten
- Betreuung und Unterstützung der Gefangenen, sowie ihrer Familien durch seelische und finanzielle Zuwendungen
- Verwaltung und Zustellung von Briefen an muslimische Gefangene
- Prozessbeobachtung und anderweitige Berichterstattung über das Leid muslimischer Gefangener
Die Geschwister von "Muslimische Gefangene" arbeiten ehrenamtlich und erhoffen sich ihren Lohn einzig bei Allah!"

Al-Asraa

Schwer vorstellbar, dass eine Klientin eines Al-Asraa-Anwaltes dem Salafismus abgeschworen hat - zumal ihre Familie in dem "Business" tätig ist. Es hat den Anschein, als ob sie nach ihrer Rückkehr aus dem irakischen Knast direkt wieder in die Szene eingetaucht ist, aus der sie seinerzeit mit ihrer Familie nach Mosul ausgereist ist.