Fukushima: Roboter berührt erstmals geschmolzenes Material in Reaktor 2

Greifarme des Roboters im Kontakt mit geschmolzenem Material im Inneren von Reaktor 2. Bild: Tepco

Der Erfolg zeigt, wie lange man 8 Jahre nach der Kernschmelze noch von einer Lösung entfernt ist, unklar ist auch noch, wo der geborgene Atommüll gelagert werden soll

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Es ist ein Erfolg, der allerdings zeigt, wie lange man noch von einer Lösung entfernt ist und wie lange eine Hightech-Nation benötigt, um überhaupt mit einem Roboter nach mehreren gescheiterten Versuchen in den Reaktor vorzudringen. Am 13. Februar wurde erstmals erreicht, mittels eines ferngesteuerten Roboters im Reaktor 2 von Fukushima, in dem sich vor 8 Jahren wie in den Reaktoren 1 und 3 eine Kernschmelze ereignet hat, die Ablagerungen der Schmelze nicht einmal am Reaktorboden, sondern nur auf dem Gehgitter unterhalb des Druckkessels im Sicherheitsbehälter zu berühren.

Tepco, der Betreiberkonzern von Fukushima 1, berichtet, dass sechs Mal mit den Roboterfingern an verschiedenen Stellen der Boden kontaktiert wurde. An 5 Stellen habe man Ablagerungen bewegen und ein wenig in die Höhe heben können. Der von Toshiba und dem International Research Institute for Nuclear Decommissioning (IRID) entwickelte 30 cm lange und 19 cm breite Roboter ist allerdings eher eine Sonde und wird durch eine Röhre in den Reaktor eingebracht.

Der Roboter verfügt über eine Kamera, LED-Lampen, ein Thermometer, ein Dosimeter und einen Schwenkkopf, an dem sich Greifarme befinden, die Druck ausüben und ein Gewicht von bis zu 2 kg heben können. Im Inneren wurde die Strahlung und die Temperatur gemessen, allerdings eben nicht am Boden, wo sich der Großteil des geschmolzenen Materials befindet, das aus dem Druckkessel durchgebrochen ist. Man werde die aufgenommen Bilder und die gemessenen Werte analysieren, meldet Tepco. Bilder wurden bereits veröffentlicht, die Daten aus dem Inneren allerdings noch nicht. Versichert wird aber, dass während der Untersuchung, bei der der Roboter durch eine Öffnung in den Reaktor eingeführt wurde, keine zusätzliche Strahlung in der Umgebung entstanden sei.

Damit wurde ein erster Schritt getan, um überhaupt den Abbau des Reaktors planen zu können. Ursprünglich war Tepco davon ausgegangen, 2021 mit dem Abbau des AKW zu beginnen. Erwartet wird, dass damit Tausende von Arbeitern 30-40 Jahre lang beschäftigt werden. Die Städte in der Nähe des AKW hoffen, dass dadurch auf Jahrzehnte hinaus Arbeitsplätze gesichert werden, schließlich ist nicht nur der Betrieb eines AKW ein Geschäft, sondern auch der Rückbau (Fukushima: AKW-Abbau als Jobmaschine). Allerdings ist bislang noch nicht geklärt, wo der hochkontaminierte Abfall deponiert werden soll. Es ist auch noch keine Lösung für das zwar teilweise gefilterte, aber weiterhin durch Tritium und Jod 129 belastete Wasser gefunden worden, das in Hunderten von Tanks, die jeweils 1000 Tonnen fassen, auf dem Gelände gelagert wird.

Fukushima (7 Bilder)

Bild: Tepco

Der Erfolg wird schon dadurch getrübt, dass der Roboter das meiste Material auf dem Gitter nicht greifen und heben konnte, weil die Brocken zu groß sind. Anderes Material ist mit dem Gitter verschmolzen. Im Laufe des Jahres soll dann das erste Mal eine kleine Menge herausgeholt werden, um die Beschaffenheit genauer untersuchen und klären zu können, mit welcher Ausrüstung und Technik der nukleare Abfall herausgeholt werden kann.

Völlig ungeklärt ist noch, wo das Material dann gelagert werden soll. Die Regierung der Präfektur fordert, so berichtet Asahi Shimbun, dass das geschmolzene Material weggebracht wird. Das wird heikel werden, weil sich kaum Gemeinden finden lassen werden, die es auf ihrem Gebiet zwischenlagern wollen.

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