Mit Kamikazedrohnen oder gelenkter Munition werden sich Kriegsführung und Terror verändern

Das KUB-UAV von Kalaschnikow

Kalaschnikow stellt auch eine billige und einfach zu bedienende Kamikazedrohne vor. Mit weiterem Schrumpfen der Drohnen wird es bald wirklich ungemütlich werden

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Auch wenn der IS in Syrien und im Irak bereits kleine Drohnen mit Sprengstoff eingesetzt hat, um Menschen oder Fahrzeuge anzugreifen, sind bislang gefährliche Terroranschläge oder kriminelle Einsätze von bewaffneten Mini-Drohnen ausgeblieben. Die umfunktionierten IS-Drohnen haben allerdings das Gefahrenpotenzial deutlich gemacht und die Suche nach Sicherheitsvorkehrungen und Drohnenabwehrsystemen verstärkt, um Personen, Veranstaltungen, Gebäude oder Infrastruktur zu schützen.

Ärger gab es etwa im Dezember 2018 mit Drohnen am Flughafen Gatwick, der für zwei Tage geschlossen wurde. Davor war der venezolanische Präsident Maduro Anfang August 2018 während einer Militärparade zum Ziel von mit Sprengstoff beladenen Drohnen geworden, der Angriff ist allerdings gescheitert (Drohnen-Anschlag auf Maduro).

Mörderische Einsatzmöglichkeiten für bewaffnete oder mit Sprengstoff aufgerüstete Drohnen, möglicherweise auch mit biologischen, chemischen oder nuklearen Panikwaffen, gibt es reichlich (Minidrohnen: Ideale Waffen für Anschläge und Morde). Am einfachsten und wirkungsvollsten wären Drohnen, die menschliche Selbstmordattentäter ablösen könnten und sich mit hoher Geschwindigkeit auf ein Ziel stürzen.

Aus dem "Slaughterbots"-Video

Ein Video der Organisation Campaign to Stop Killer Robots, die sich für das Verbot von Kampfdrohnen einsetzt, hat schon vor zwei Jahren ein Horrorszenario vorgestellt. In dem "Slaughterbots"-Video werden winzige autonome Präzisionsdrohnen in der Größe von Insekten beworben, die ihre Opfer durch Gesichtserkennung identifizieren, sich dann auf ihren Kopf stürzen und mit einer geringen Sprengstoffmenge gezielt töten. Sie können in Schwärmen eingesetzt werden und auch in Häuser eindringen.

Harop- und Switchblade-Drohnen

Solche Kamikazedrohnen oder Lenkwaffen (Loitering Munition) werden schon länger entwickelt (Autonome Systeme: Munition, die ihr Ziel sucht und zerstört). Das US-Militär soll 2 kg schwere Mikro-Drohnen des Typs Switchblade bereits in Afghanistan eingesetzt haben. Mit der Verschmelzung von Munition mit einer fernsteuerbaren, mit Kameras und einem leisen Elektromotor ausgestatteten Drohne kann in einer Reichweite von 10 km gezielt ein Mensch getötet oder ein kleineres Objekt beschädigt werden. Die Drohne oder Munition wird mit hoher Geschwindigkeit auf ein Ziel gesteuert, wobei sich eine kleine Sprengladung entlädt. Das ganze System ist mit Drohne, Steuerung und Abschussgerät gerade einmal 5,5 kg schwer und kann von einem Soldaten transportiert werden. Vermutlich war es Vorbild für das "Slaughterbots"-Video, bei dem die Größe nur fiktiv geschrumpft wurde.

Kampfdrohnen weltweit (13 Bilder)

MQ-1A "Predator" auf der Ali Base im Irak. Bild: U.S. Air Force

Die von Israeli Aerospace Industries (IAI) seit 2009 hergestellte Harop-Drohne soll 2016 erstmals von Aserbeidschan in Nagorni Karabach eingesetzt worden sein. Mit über 20 kg Sprengstoff beladen soll sie 7 armenische Soldaten in einem Bus getötet haben, auf den sie gestürzt wurde. Die 2,5 Meter lange Drohne, die auch die Bundeswehr erworben hat, hat eine Reichweite von 1000 km und kann 5 Stunden lang automatisch oder ferngesteuert fliegen.

Polnische Firmen entwickeln das Bee System, also Kampf-Mindidrohnen (Quadrokopter) mit einer Größe von 47 cm, die 2 km weit und eine halbe Stunde fliegen, ein Gewicht von 1,3 kg haben und eine Last von 700 Gramm, beispielsweise in Form von Sprengstoff, mitnehmen können.

Hochpräzise Kampfdrohne

Nun hat Zala Aero von der russischen Waffenschmiede Kalaschnikow, Hersteller des berühmt-berüchtigten Sturmgewehrs AK-47, auch eine Kamikazedrohne auf der Rüstungsmesse "IDEX 2019" in Abu Dhabi vorgestellt. Das KUB-UAV wird als "hochpräzise" Kampfdrohne angepriesen, die Ziele bis in einer Entfernung von über 50 km treffen und zerstören kann, und die Kriegsführung verändert.

Sergei Chemezow sagt in einer Mitteilung der Firma, es handele sich um eine sehr effektive Waffe, die mit herkömmlichen Luftabwehrsystemen kaum zu bekämpfen sei. Die "intelligente" Drohne könne mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h fliegen und eine halbe Stunde in der Luft bleiben. Sie sei sehr leise, fast unhörbar, und könne mit 3 kg Sprengstoff oder Munition beladen werden. Die Drohne mit einer Länge von 95 cm und einer Spannbreite von 121 cm ist allerdings entsprechend groß.

KUB-UAV von Kalaschnikow

Es gebe ein großes Interesse aus dem Ausland, Kalaschnikow hofft auch, dass das russische Verteidigungsministerium die gelenkte Munition einkauft. Chemezow hebt hervor, dass damit kleinere Ziele auf dem Boden wie Befestigungen, leicht geschützte Hardware und andere Ziele, also Menschen, zerstört bzw. getötet werden können. Besonders herausgestrichen wird, dass die Drohnen billig und einfach zu bedienen seien.

Für Russland ist es höchste Zeit, schließlich waren die russischen Stützpunkte im syrischen Khmeimim und Tartus im Januar angeblich von Schwärmen von aus überall erhältlichen Teilen selbstgebastelten Kampfdrohnen angegriffen worden, die mit jeweils 400 g Sprengstoff ausgerüstet waren. Das russische Verteidigungsministerium behauptet, die meisten Drohnen abgeschossen und den Rest gekapert und zum Landen gebracht zu haben. Sie hätten also nichts anrichten können.

Die Russen hätten ermitteln können, wer die Drohnen gestartet hat. Die verantwortliche Gruppe in Idlib habe man mit Präzisionsgranaten vernichtet, berichtete das Militär. Schnell hatte das russische Militär den Verdacht auch auf die USA gelenkt, die mit syrischen Milizen bei dem Angriff zusammengearbeitet und diesen von einem US-Aufklärungsflugzeug des Typs Poseidon aus der Ferne gesteuert hätten. Das Flugzeug sei zu dieser Zeit in der Nähe in der Luft gewesen. Im Oktober wiederholten russische Militärs die Anklage und äußerten die Vermutung, die Amerikaner wollten damit das russische Luftabwehrsystem auskundschaften und hätten eine "radio-elektronische Erkundung der elektronischen Abwehrsysteme" durchgeführt, sobald sie von den Drohnen aktiviert wurden, um "Löcher" ausfindig zu machen, durch die die Drohnen gesteuert werden können.

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