Kaschmir: Drei Flugzeuge abgeschossen

Mirage-Kampfflugzeug der indischen Luftwaffe. Foto: Rejoyce Jose. Lizenz: CC BY 2.0

Indien sperrt fünf Flughäfen, Pakistan den kompletten Luftraum

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Am 14. Februar starben bei einem Anschlag der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed (JEM) im indischen Teil Kaschmirs über 40 Polizisten der Spezialeinheit CRPF. Gestern reagierte das indische Militär darauf mit zwölf Mirage-Kampfflugzeugen, die ein Lager der Terrorgruppe im pakistanischen Balakot bombardierten (vgl. Indischer Luftangriff auf Terrorcamp in Pakistan). Dabei wurden den indischen Militärangaben nach "Terroristen, Ausbilder, hochrangige Befehlshaber [und] potenzielle Selbstmordattentäter […] eliminiert".

Der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi bestritt diese Schilderung. Ihm zufolge gab es in Balakot weder ein Terrorcamp noch Tote, sondern lediglich eine Verletzung des Luftraums auf die man "zu gegebener Zeit und an gegebenem Ort antworten" werde. Am Morgen danach twitterte der pakistanische Militärsprecher Asif Ghafoor, man habe in der Nacht im Luftraum über der Kaschmir-Demarkationslinie zwei indische Flugzeuge abgeschossen. Eines davon sei in den indisch kontrollierten Teil von Kaschmir gestürzt, das andere in den pakistanisch kontrollierten. Danach sei ein indischer Pilot festgenommen worden.

Die indischen Nachrichtenagentur PTI meldete ein Eindringen pakistanischer Militärflugzeuge in den indischen Luftraum, Bombenabwürfe, zwei tote Piloten und einen toten Zivilisten. Als Reaktion darauf habe das indische Militär ein pakistanisches Kampfflugzeug zerstört. Danach schloss Indien die im Norden des Landes gelegenen Flughäfen Srinagar, Jammu, Chandigarh, Amritsar und Dehradun - und Pakistan sperrte seinen kompletten Luftraum.

Die indischen Mirage- und MiG-Kampfflugzeuge sind bereits betagtere Modelle und den pakistanischen F-16 nicht unbedingt überlegen. Deshalb kauft Indien neben den Mirage-Nachfolgern Rafale (vgl. Später Erfolg für einen Ladenhüter) russische Suchoi, die auch im Land selbst gefertigt werden sollen. Selbiges gilt für die F-16-Weiterentwicklung F-21, die Lockheed Martin gerade auf der Aero India präsentiert.

USA und China rufen Pakistan und Indien zur Zurückhaltung auf

US-Außenminister Mike Pompeo forderte angesichts der Ereignisse sowohl die indische Außenministerin Sushma Swaraj als auch den pakistanischen Außenminister Shah Mehmood Qureshi telefonisch zur Zurückhaltung auf. Von letzterem hatte er bereits gestern ein konsequenteres Vorgehen gegen Terrorgruppen wie die die JEM gefordert. Sie ist zwar auch in Pakistan offiziell verboten, kann dort aber amerikanischen und indischen Geheimdiensterkenntnissen nach recht unbehelligt Terroristen anwerben und ausbilden. Auch die chinesische Regierung rief sowohl die indische als auch die pakistanische Seite zur "Zurückhaltung" auf und forderte darüber hinaus eine "Verbesserung der Beziehungen" zwischen Indien und Pakistan und eine "Stabilisierung der Situation in der Region".

Das Fürstentum Jammu und Kaschmir, zu dem diese Region früher gehörte, war religiös dreigeteilt: Jammu war mehrheitlich hinduistisch und Ladakh buddhistisch. Insgesamt bestand in dem an Pakistan grenzenden Fürstentum aber eine moslemische Bevölkerungsmehrheit. Obwohl der durch ein Eindringen paschtunischer Stammeskrieger aus Pakistan unter Druck gesetzte Maharadscha, dem die Kolonialverwaltung die Entscheidung überlassen hatte, 1947 für einen Verbleib bei Indien votierte, berief sich Pakistan auf den Präzedenzfall Junagadh (einem Duodezfürstentum, dessen moslemischer Herrscher trotz überwältigender Hindu-Bevölkerungsmehrheit für eine Zugehörigkeit zu Pakistan votiert hatte, was eine indische Invasion zur Folge hatte), machte einen Anspruch auf ganz Jammu und Kaschmir geltend und unterstrich dies mit einem Einmarsch.

Wasserwaffe

Seitdem hält Pakistan die Nordgebiete (Karakorum) und das "Asad Kaschmir" besetzt, während Indien Jammu, den größten Teil Ladakhs, aber auch zahlreiche Gebiete mit moslemischer Bevölkerungsmehrheit kontrolliert. China besetzte 1962 Demchok, Aksai-Chin und das Shaksam-Tal - allesamt buddhistische Gebiete.

Vor drei Jahren hatte die indische Regierung erwogen, als Reaktion auf die Duldung oder sogar Unterstützung islamistischer Terrorgruppen in Pakistan die drei Indus-Zuflüsse Sutlej, Ravi und Beas in den indischen Teil des Pandschab und andere indische Bundesstaaten umzuleiten, wodurch das pakistanische Wasserversorgungsproblem deutlich verschärft würde (vgl. Pakistans Wasserkrise wird immer bedrohlicher und Pakistan: Ist der Wassermangel gefährlicher als das Talibanproblem?). Dieser Plan wird den Informationen der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) nach wegen des Anschlags nun erneut debattiert.

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