Erste deutsche Städtepartnerschaft mit nordsyrischer Stadt

Foto: Wikipedia/gemeinfrei

Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist Vorreiter; andere Städte wie Frankfurt oder Tübingen wollen folgen

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Das Bezirksparlament des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg hat die erste Städtepartnerschaft mit einer nordsyrischen Stadt beschlossen. Andere Städte wie Herford wollen dem Beispiel folgen. Die Städtepartnerschaft mit der nordsyrischen Stadt Derik (kurdisch: Dêrik; arabisch: al-Malikiya) wurde auf Initiative der Partei Die Linke beschlossen. Bündnis90/Die Grünen, SPD, Die Partei/Piraten und die Gruppe der FDP unterstützten den Antrag.

Im Herbst 2017 hatten sich die beiden Bürgermeister von Derik über den Städtepartnerschaftsverein Friedrichshain-Kreuzberg-Derik an die Berliner Bezirksbürgermeisterin mit dem Vorschlag gewandt, eine Städtepartnerschaft mit ihrer ca. 26.000 Einwohner zählenden Stadt einzugehen. Sahed Osman Mohammed, Kovorsitzender des Stadtrats, berichtet der Deutschen Welle, dass Derik dafür bekannt sei, dass dort Kurden, Araber, Assyrer, Syrer, chaldäische Christen und Armenier zusammenleben und alle im Stadtrat und der Stadtverwaltung vertreten sind.

In Derik gibt es ein großes Flüchtlingscamp mit Eziden (auch: Jesiden) aus dem Shengal/Irak, die im August 2014 vor dem Islamischen Staat (IS) geflüchtet sind. Inzwischen kommen aber auch mehr und mehr Geflüchtete aus dem von der Türkei annektierten Afrin im Westen Nordsyriens. Die Bürgermeister bemühen sich - trotz des Embargos der Türkei, der kurdischen Regionalregierung im Nordirak und der syrischen Regierung - den Geflüchteten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Allen Kriegswirren und den ständigen Invasionsdrohungen aus der Türkei zum Trotz sind die Bewohner in Derik erstaunlich umweltbewusst. Dies sei eine weitere Gemeinsamkeit mit dem traditionell grünen und linksalternativen Kreuzberg, so die Deutsche Welle. Ein mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördertes Projekt soll sich um ein ausgetrocknetes Flussbettes und Gärten kümmern, weitere Umweltprojekte sollen folgen, da die Stadt auch mit der Abfallentsorgung, dem Abwasser und der Wasserversorgung Probleme hat.

Die Initiative in Berlin wird von vielen ähnlichen Projekten, die sich in der selbstverwalteten Region Nord- und Ostsyrien engagieren, begrüßt. In Frankfurt, Oldenburg, Tübingen, Nürnberg und Herford/Löhne gibt es ebenfalls Bemühungen, Städtepartnerschaften mit Städten in der Region abzuschließen.

Die Autorin dieses Artikels ist Mitinitiatorin der Städtepartnerschaft