Israel soll neue Überschallraketen in Syrien eingesetzt haben

Screenshot aus Werbefilm von Imisystems

Die neuen "Rampage"-Raketen sollen die russischen S-300-Luftabwehrsysteme austricksen und supergenau gut geschützte Ziele wie Bunker zerstören können

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Am Samstag vor einer Woche meldete die syrische Nachrichtenagentur Sana, dass israelische Kampfflugzeuge aus dem libanesischen Luftraum einen militärischen Stützpunkt in der Nähe der Stadt Massyaf angegriffen hätten. Verbreitet wurde die ziemlich ungenaue Erfolgsmeldung, dass die Luftabwehr die Raketen erkannt und einige abgeschossen hätten. Es seien, musste man einräumen, einige Gebäude zerstört und 3 "Kämpfer" verletzt worden.

Israelische Medien berichteten, die israelische Luftwaffe habe für den Angriff erstmals die neu entwickelte Luft-Boden-Überschallrakete "Rampage" eingesetzt. Zerstört worden seien ein großer Hangar und drei Gebäude, weitere Gebäude seien beschädigt worden. Alles, was innerhalb der Gebäude gewesen ist, sei völlig vernichtet worden. Angeblich soll es sich um eine iranische Anlage zur Herstellung von Boden-Boden-Raketen gehandelt haben. Satellitenbilder von ImageSat International (ISI) würden zeigen, dass die Anlage völlig zerstört worden sei. Man habe al-Quds gezeigt, dass auch die Verlegung von Anlagen von Damaskus nach Massyaf keinen´Schutz vor Israel biete.

Der Einsatz wird als Reaktion auf die von Russland aufgerüstete Luftabwehr Syriens beschrieben. Moskau hat Damaskus zur besseren Abwehr der zahlreichen israelischen Luftangriffe S-300-Systeme übergeben, allerdings nicht die neuesten S-400-Versionen, die Russland zum Schutz der eigenen Stützpunkte in Syrien stationiert hat. Rampage soll Eigenschaften haben, die Raketenabwehrsysteme austricksen können. Die Meldungen sind wohl auch als Werbung für die neuen Rüstungsprodukte zu sehen, zudem dürften sie als Abschreckung dienen, sofern sie tatsächlich zutreffen.

Im Mai 2018 meldete Israel, man habe durch Luftangriffe in einem der größten Angriffe der letzten Jahrzehnte fast die gesamte iranische militärische Infrastruktur in Syrien zerstört habe. Dabei waren auch russische Soldaten getötet worden, was Moskau, das bislang die israelischen Angriffe geduldet hatte, zu einer Reaktion zwang, zumal im September versehentlich eine russische Militärmaschine von der syrischen Luftabwehr während eines erneuten Angriffs der israelischen Luftwaffe abgeschossen wurde. Im Oktober 2018 erklärte dann Russland, dass S-300-Luftabwehrsysteme an Damaskus geliefert werden.

Die neue Superrakete wurde letztes Jahr im Juni von den Rüstungskonzernen Israeli Military Industries Systems (IMI Systems) und Israel Aerospace Industries bekannt gegeben. Es handelt sich um 4,5 Meter lange, 570 kg schwere GPS-gesteuerte Präzisionsraketen mit einer Reichweite von 145 km, die supergenau sein sollen. Angeblich soll die Raketen auch nach Abschuss noch in der Luft warten und den Angriff abbrechen können.

Hervorgehoben wurde, dass die Raketen besonders auf Ziele zugeschnitten seien, die durch Luftabwehrsysteme geschützt sind, aber sie auch tief in geschützte Gebäude wie Bunker eindringen können, weil sie so schnell sind, auf unterschiedlichen Bahnen fliegen können und zwei Sprengköpfe haben, die nacheinander explodieren. Und es wurde bereits Werbung gemacht, dass die neuen Raketen angesichts des Quantensprungs ihrer Leistung höchst kostengünstig seien. Als Exportwaffen liegt es nahe, die Raketen erst einmal in Syrien ungestraft im wirklichen Einsatz zu testen.

Nach einem Sprecher der Hersteller könne die Rakete zwar entdeckt, aber schwer abgeschossen werden. Wichtig ist, dass damit Ziele angegriffen werden können, ohne die Kriegsflugzeuge, die sie abschießen, zu gefährden. Medien deuten an, dass der Einsatz auch austesten sollte, ob die russischen S-300-Flugabwehrsysteme ausgetrickst werden können, die in der Nähe des angegriffenen Stützpunkts stationiert gewesen sein sollen und Flugzeuge oder Raketen im Umkreis von 300 km ausmachen, verfolgen und abschießen können, was eine Gefahr für die israelischen Kampfflugzeuge und Luftangriffe darstellt. Angeblich seien die S-300-Systeme nicht von syrischen, sondern noch von russischen Soldaten bedient worden.

Sollten die Meldungen zutreffen, haben die israelischen Raketen die Flugabwehr austricksen können. In der Logik des Wettrüstens müsste nun Russland demonstrieren, dass die neuen S-400-Flugabwehrsysteme auch solche neuen Überschallraketen abschießen können. Bislang haben sich Russland und die USA davor gescheut, ihre neuen und teuren Systeme unter realen Bedingungen zu testen. Man scheut wahrscheinlich davor zurück, weil ein Scheitern höchst geschäftsschädigend wäre und auch verhindern würde, andere Staaten von der eigenen Militärtechnik und deren vermeintlicher Überlegenheit abhängig zu machen.

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