Für eine Mehrheit der EU-Bürger ist der Zerfall der EU in 10-20 Jahren wahrscheinlich

Bild: pxhere.com/CC0

Nach einer Umfrage hält es sogar ein Drittel für realistisch, dass ein Krieg zwischen EU-Staaten möglich ist

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Geht man nach einer Umfrage, die YouGov im Auftrag des European Council on Foreign Relations (ECFR) im März in 14 EU-Ländern hat durchführen lassen, ist die Stimmung nicht sonderlich gut. Eine Mehrheit der Menschen in Österreich, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Polen, Rumänien, der Slowakischen Republik, Spanien, Schweden und Ungarn glaubt, dass es die EU in den nächsten 10-20 Jahren sowieso nicht mehr geben wird. Die Briten wurden leider nicht gefragt.

Die Slowaken sind am pessimistischen - oder am optimistischen? Zweidrittel gehen davon aus, dass die EU in 10-20 Jahren "realistisch" gesehen zerfallen wird. Aber auch 58 Prozent der Franzosen und 57 Prozent der Rumänen, Polen und Italiener sind dieser Meinung. In Deutschland und Österreich vermutet dies jeweils die Hälfte. Nur in Schweden, Dänemark und Spanien sieht keine Mehrheit die EU am Zerfallen, aber auch hier sind diejenigen eine Minderheit, die das für unrealistisch halten.

Gefragt wurde auch nach der Stimmung der Menschen gegenüber der Zukunft. Am häufigsten genannt wurden: gestresst, ängstlich und optimistisch. Der Stress überwog bei den Italienern, Griechen und Ungarn, die Angst war bei den Franzosen, Slowaken und Tschechen am größten, in den anderen Ländern war Optimismus am stärksten. Den Dänen und Schweden geht es am besten, sie fühlen sich glücklich bzw. sicher. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass es ihnen finanziell am besten zu gehen scheint. Fast die Hälfte sagt, sie hätten am Monatsende noch Geld übrig, im Durchschnitt ist es ein Drittel wie in Deutschland, Österreich oder den Niederlanden. In Polen, Frankreich und Rumänien sind es weniger als ein Viertel und noch weniger in Ungarn oder gar in Griechenland.

Und erstaunlicherweise fühlen sich viele auch in der EU nicht geschützt vor Kriegen zwischen den EU-Staaten. ECFR sieht eine "Logik des Konflikts" am Werk, die die Menschen entweder zur Ablösung vom politischen System bzw. zur Wahlenthaltung oder zu "Anti-System-Parteien" treibt. Sowohl bei den Nichtwählern als auch bei Anhängern der AfD oder des Rassemblement National ist der Anteil derjenigen mit 41 bzw. 46 Prozent hoch, die mit der Möglichkeit eines Kriegs in der EU rechnen.

Bild: ECFR

Durchschnittlich sehen 30 Prozent die Möglichkeit eines Kriegs als realistisch an, gefragt wurde allerdings nicht, zwischen welchen Staaten. Besonders die Franzosen und Polen scheinen mit 34 bzw. 33 Prozent nicht mehr an das Friedensprojekt der EU zu glauben. Nur 32 Prozent der Franzosen sind der Meinung, eine solche Möglichkeit sei nicht realistisch. Bei den Italienern und Spaniern sind es etwas mehr als ein Fünftel, in Deutschland immerhin auch 27 Prozent, für die die Möglichkeit eines Kriegs realistisch ist. In aller Regel halten die jüngeren Menschen eher einen Krieg für möglich. In Deutschland etwa 36 Prozent der 25-34-Jährigen und 30 Prozent der 18-24-Jährigen.

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