Österreich: Kurz gewinnt, FPÖ hält sich trotz Ibiza

Am Donnerstag, den 16. 5., war die rechtskonservative Welt noch in Ordnung. Bild: Bundeskanzleramt Österreich

Wie in Deutschland kristallisieren sich mit ÖVP, SPÖ und FPÖ Altparteien heraus, die jungen Menschen wenden sich ab

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Die Trendprognose für Österreich hat sich bestätigt. Klarer Wahlsieger ist bei einer Wahlbeteiligung von 59 Prozent die ÖVP, die auf 34,9 Prozent kommt, 7,9 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Europawahl. Die SPÖ ist in Österreich noch stabiler, verliert nur leicht und erzielt 23,4 Prozent.

Drittstärkte Partei ist die FPÖ, die überraschend trotz des Ibiza-Skandals nur 2,5 Prozent verliert und auf 17,2 Prozent. Allerdings ist zu vermuten, dass die FPÖ ohne Ibiza deutlich zugelegt hätte, wie dies bei der Lega Nord in Italien und beim Rassemblement National in Frankreich der Fall ist. In der Nationalratswahl 2017 hatte sich noch 26 Prozent erhalten.

Im Gegensatz zu Deutschland können die österreichischen Grünen mit 14 Prozenten nicht zulegen, sondern verlieren 0,6 Prozentpunkte. Die liberalen NEOS gewinnen 0,6 Prozentpunkte und kommen auf 8,7 Prozent.

Auch in Österreich zeigt sich dasselbe Bild wie in Deutschland. Es gibt die Altparteien, die vorwiegend von älteren Menschen gewählt werden (Die Volksparteien sind die Altparteien). Das trifft auch auf die AfD und die FPÖ zu. Die jungen Menschen machen einen Bogen um sie, aber auch viele Frauen. Nur in einigen ostdeutschen Gebieten wie in der Uckermark, Gera, der Lausitz oder in Görlitz zeigt sich ein anderes Bild und wurde die AfD stärkste Partei.

Die Macho- und Angstmacherparteien, die sich in eine sichere Festung zurücksehnen, wo sie noch Patriarchen sind, werden vorwiegend von den älteren Männern geschätzt, während sich die Jungen, die nicht von der Vergangenheit träumen, sondern die Zukunft sichern wollen und auch deswegen die realitätsfremden Klimaleugner meiden, von ihnen abwenden.

In Deutschland liegt die AfD bei den Erstwählern bei 5 Prozent, noch hinter der SPD. In Österreich ist die FPÖ nach einer ORF-Befragung vor der Wahl trotz Ibiza auch bei den Unter-29-Jährigen noch beliebter. 17 Prozent wählten die Rechtspartei, die am meisten Zuspruch bei den 30-59-Jährigen mit 19 Prozent fand. Die Altersgruppe zieht aber mit 23 Prozent die SPÖ und mit 33 Prozent die ÖVP vor. Bei den Jüngeren sind die Grünen wie in Deutschland die beliebteste Partei. 28 Prozent haben nach der Umfrage die Grünen gewählt, die SPÖ noch 22 Prozent.

Und obwohl die ÖVP, die nicht nur mit der FPÖ eine nun geplatzte Regierungskoalition eingegangen war, sondern sich auch inhaltlich der Rechtspartei genähert hatte, mit Sebastian Kurz einen jungen Kanzler stellt, stimmten gerade einmal 16 Prozent für sie, 2 Prozentpunkte mehr als für die NEOS, die für die Jungen aber doch eine Alternative zu sein scheint, während die Älteren an diesen keinen Gefallen finden.

Die Über-60-Jährigen österreichischen Wähler machen jedoch mit ihrer deutlichen Präferenz für die ÖVP und SPÖ klar, dass mit ihnen auch die Wählerbasis für diese Volks- und Altparteien wegbrechen wird. Wenn gerade einmal 4 Prozent der Alten für die Grünen und ebenso wenig für die (wirtschafts)liberalen NEOS stimmen, dann erkennt man hier den Generationsbruch. Und dann gibt es auch noch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. 26 Prozent der Männer, aber nur 10 Prozent der Frauen wählten die FPÖ, sie neigen auch den Grünen eher zu, aber wählen ansonsten einfach eher alle anderen Parteien als die FPÖ.

Und Menschen, die Abitur gemacht haben oder einen Universitätsabschluss haben, machen einen großen Bogen um die FPÖ, die vor allem bei denen punktet, die die Pflichtschule oder eine Lehre absolviert haben. Dazu passt, dass Arbeiter von der SPÖ zur FPÖ gewechselt haben. Die Hälfte gab der FPÖ die Stimme, der SPÖ nur 17 Prozent. Bei den Angestellten sind es nur 17 Prozent. Auffällig auch, dass die Grünen gegenüber allen anderen Parteien am stärksten wegen ihres Programms gewählt.

Interessant ist, dass bei den FPÖ-Wählern die Ibiza-Videos kaum zu einem Vertrauensverlust geführt haben, während dies mehr als die Hälfte der Anhänger aller anderen Parteien sagen. Das Wahlverhalten sollen aber die Videos bei fast allen nicht beeinflusst haben.