Schulstreiks: Schüler demonstrieren, Regierung verkohlt Journalisten

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Klimaproteste der Jugend halten an, Regierungssprecher meinen derweil, dass die Bürger einfach ein bisschen ihr Verhalten ändern sollten und dann schon alles gut sei

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Auch an diesem Freitag – in einigen Bundesländern ein Ferientag – demonstrierten wieder in vielen Städten im In- und Ausland die Schüler für konsequenten Klimaschutz. In Deutschland gab es in mindestens 21 Städten Aktionen, unter anderem in Berlin, auf Fehmarn, in München, auch in mancher Kleinstadt und anderswo in mindestens 730 weiteren Orten in aller Welt. Besonders viele Teilnehmer gab es diesmal mit 32.000 in Wien.

Unterdessen kam Großbritannien, das Mutterland der industriellen Revolution, am Freitag bereits seit 14 Tagen gänzlich ohne Kohlekraftwerke für seine Stromversorgung aus, wie der britische Sender itv auf seiner Internetseite schreibt. Das sei die längste kohlefreie Periode seit dem Beginn der industriellen Revolution.

Hierzulande ist derlei für viele Ältere offenbar noch immer unvorstellbar. Lieber droht man Schülern, die eben dafür auf die Straße gehen, mit Sanktionen. Wie die Zeitung die Welt berichtet, wurde 13 Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassen des Lessing-Gymnasiums in Berlin-Wedding angedroht, dass sie nicht versetzt würden, sollten sie bis zu den Sommerferien noch einmal am Freitag streiken.

Unterdessen hat sich das Klimakabinett, wie berichtet, ohne Ergebnisse vertagt. Darin scheint in Berlin keiner weiter ein Problem zu sehen, denn in der Regierungspresskonferenz wurde am Mittwoch verkündet, dass man getagt habe, um zu bekräftigen, dass Deutschland seine Klimaziele für 2030 erreichen will. Ach so.

Kohleausstieg -alles klar?

Außerdem erfahren wir, dass der Kohleausstieg für 2038 beschlossen worden sei und dieses ein Beispiel dafür sei, wie Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit im gesellschaftlichen Konsens in Einklang gebracht werden könne. Aha. Der Kohleausstieg ist also schon beschlossen und das Datum gesellschaftlicher Konsens? Und die Schüler demonstrieren seit bald einem halben Jahr für mehr Lutschbonbons oder wofür nochmal?

Klimagesetze, oder so etwas, scheinen ohnehin nicht notwendig zu sein: Da ja das Klimabewusstsein in der Bevölkerung so groß ist, "wird es gar nicht nötig sein von Seiten der Politik – die die Rahmenbedingungen liefert – Vorschriften zu machen, sondern es wird wahrscheinlich auch schon ein verändertes Verhalten der Bevölkerung, dazu führen, – also mehr bei der Mobilität bewusster zu sein, vielleicht auch mehr bei der Ernährung bewusster zu sein –, dass Klimaziele sich erreichen lassen". Alles klar?

Aber bekanntlich kommt nichts von nichts: Das US-Magazin Forbes, bisher eher nicht als antikapitalistisches Blatt aufgefallen, zitiert aus einer Untersuchung der Summen, die Ölkonzerne in Lobbyarbeit gegen Klimaschutzmaßnahmen stecken. Das Ergebnis ist atemberaubend: BP, Shell, ExxonMobil, Chevron und Total geben zusammen jährlich 195 Millionen US-Dollar aus, um Öffentlichkeit und Politiker entsprechend zu beeinflussen. Besonders eifrig übrigens nicht die bösen Amis, sondern zwei europäische Konzerne.