Der kleine Lieferroboter will am Bällebad abgeholt werden

Amazon soll derzeit gerade Lieferroboter an Modellen einer US-Vorstadt trainieren. Wenn sich die kleinen Dinger da mal bloß nicht ins Chassis machen

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Ach jöööö, schau mal, das kleine blaue Ding, das da vorne durch die Gegtend rammelt und hilflos vor sich hin trötet, ist ein Lieferroboter von Amazon und hat sich in der Nacht hier heillos verfahren. Das ist ja auch kein Wunder, weil die armen Dinger keine Arme haben, um eine Straßenkarte auseinander zu falten und sich irgendwie wieder zu orientieren. Und auch ein Handy mit Google Maps drauf hilft ihnen nicht weiter. HANDy...H A N D y ? Eben, die armen Dinger ohne Hand und Fuß können sich nicht einfach so zurecht finden. Und wehe, wenn sie Orientierungshilfen brauchen.

Das hat Amazon auch verstanden und trainiert die blauen Kästen jetzt mittels Modellen von amerikanischen Vorstädten auf ihren Einsatz. Da wird man natürlich sagen: Das ist aber jetzt schon nett von diesem Bezos, so kennt man den gar nicht, dass der sich um seine Angestellten liebevoll kümmert. Vielleicht hat ihn seine aktuelle Scheidung mit dem Verlust der Hälfte seines Vermögens ja ein wenig weich gekocht und jetzt wird er sentimental, wenn er Lieferbots alleine durch die Straßen von Seattle rollen sieht.

Aber mitnichten. Kühl kalkuliert hat man in der Firmenzentrale von Amazon verstanden, dass einfach kein Weg an einem ordentlichen Training von Robotern vorbei führt. AI hin oder her, wenn so ein Blechkasten erst einmal schutzlos in der Welt steht, dann hilft ihm nicht einmal beten. Und das kann er ja nicht einmal ... wir erinnern uns H A N D Y ... eben.

Aber Herr Bezos, ich sage es Ihnen gleich, auch wenn sie angeblich diese Dinger jetzt auf weltweiten Einsatz trainieren, kann ich ihnen gleich sagen, spätestens in meinem Heimatort Linden bei Stöttwang geht dem Roboter der Saft aus. Das Terrain ist einfach zu schwierig für Künstliche Intelligenz.

Da ist zum Beispiel die Hofabfahrt von den Eberles, die einen hervorragenden Getränkehandel betreiben, aber es geht schon einmal damit los, das der Hof neben dem Haus auch von einem Eberle bewohnt wird. Das verwirrt den kleinen Roboter doch nur. Und wenn ich mich recht erinnere, ist die Hausnummer beim unteren Eberle nicht gut sichbar, und zum Briefkasten gibt es eine Treppenstufe, die die Maschine quasi nicht nehmen können wird. Ganz abgesehen davon, dass sie bei Gottwald immer noch diesen scharfen Hund haben, der dem armen kleinen Lieferding schnell ins Getriebe beißen wird. Und wenn der Hafstein, der eigentlich der Bäcker ist, aber dann doch unter dem Edekaladen bekannt ist, den man eigentlich nicht mehr offiziell führt, und wenn, dann eher als Sparladen, also wenn der jetzt Metzgereiaufschnitt bestellt, dann kommt einfach nur noch weißer Rauch aus dem Denkstübchen von unserem wackeren Roboter. Ganz zu schweigen vom Rauch, der da gar nicht mehr wohnt. Aber das liegt wohl mehr daran, dass das Haus neulich abgerissen wurde.

Um es kurz zu sagen: Alleine in Linden, so schätze ich das ein, gibt es mehr als 30 Stolperfallen für einen Lieferroboter. Wie soll denn da die ganze Welt beliefert werden? Eben. Vergessen wir es.

War eine nette Idee, Bezos, bleiben wir doch lieber beim Buch und bei der Post.