Trump zu Tankern im Golf von Oman: "Der Iran hat es getan"

Screenshot aus einem Video des US-Militärs, dass Personen in einem Schnellbot iranischen Typs beim Abnehmen einer nicht explodierten Haftmine zeigen soll

Saudi-Arabien und der britische Premierministerbewerber Jeremy Hunt schließen sich den amerikanischen Anschuldigungen an - die UN, die EU, Russland, China und die Türkei sind dagegen skeptisch

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Nach der bereits am Donnerstagabend geäußerten Schuldzuweisung seines Außenministers Mike Pompeo meinte gestern auch Donald Trump zu den Beschädigungen zweier Tanker im Golf von Oman: "Der Iran hat es getan." Auf die von Fox News gestellte Frage, was er nun unternehmen wolle, meinte der US-Präsident: "Wir werden sehen." Vor zwei Wochen hatte er gewarnt: "Wenn der Iran kämpfen will, dann wird das das offizielle Ende des Iran sein".

US-Verteidigungsministers Patrick Shanahan will nun Geheimdienstinformationen weitergeben, um in der Frage einen "internationalen Konsens" herzustellen. Saudi-Arabien, den Regionalrivalen des Iran, und Jeremy Hunt (der neuer britischer Premierminister werden will), hat er bereits von der Verantwortung des Iran überzeugt. Gestern meinte der Außenminister des Vereinigten Königreichs, der "eigenen Einschätzung" nach liege "die Verantwortung für die Angriffe fast ganz sicher beim Iran", weil dafür "vernünftigerweise" kein anderer staatlicher Akteur in Betracht komme.

Craig Murray: Saudische False-Flag-Operation

Craig Murray, der unter anderem durch eine abweichende Meinung in der Skripal-Affäre bekannte ehemalige britische Botschafter in Usbekistan, widersprach Hunt. Er glaubt an eine False-Flag-Operation der Saudis oder eines Verbündeten von Saudi-Arabien. Seiner Einschätzung nach ergibt es für den Iran keinen Sinn, "einen japanischen Öltanker anzugreifen, wenn zeitgleich der japanische Premierminister in Teheran zu freundlichen, von den USA nicht begrüßten Gesprächen über wirtschaftliche Zusammenarbeit ist, die dem Iran helfen könnte, die Auswirkungen der US-amerikanischen Wirtschaftssanktionen zu überleben".

Auch die Front Altair, das andere beschädigte Schiff, ist seiner Einschätzung nach kein ideales Ziel Teherans: Die Hälfte seiner Besatzung sind Russen und der Eigentümer ist eine norwegische Tanker-Leasing-Gesellschaft, die dem schiitischen Gottesstaat früher behilflich war, amerikanische Ölexportsanktionen zu umgehen. In diesem Zusammenhang findet Murray auch bemerkenswert, dass sich gerade die direkt getroffenen japanischen und norwegischen Eigentümer bislang nicht der amerikanischen Erklärung anschließen wollen.

Geng Shuang warnt vor "Krieg in der Golfregion"

Vorerst eher zurückhaltend geben sich auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Beide ließen mitteilen, man brauche erst einmal unabhängige Untersuchungen und keine Verstärkung der Spannungen. Ähnlich äußerten sich Vertreter der chinesischen, der russischen und der türkischen Staatsführung. Der chinesische Außenministeriumssprecher Geng Shuang warnte in diesem Zusammenhang vor einem "Krieg in der Golfregion" und rief "alle Parteien" zur Überwindung ihre Differenzen durch Dialog auf.

Gengs iranischer Kollege Abbas Moussawi nannte die amerikanischen Anschuldigungen gestern "lächerlich und gleichzeitig aber auch besorgniserregend und gefährlich". Um die Verantwortlichen zu finden, solle man sich lieber ansehen, wer "von solchen Krisen am Golf am meisten profitiere". Moussawis Chef Mohammed Dschawad Sarif hat dabei unter anderem Donald Trumps Nationalen Sicherheitsberater John Bolton im Auge, nach dem er ein "amerikanisches B-Team" (mit "B" für Bolton) und dessen angeblichen "Plan B" für einen "Regime Change" in Teheran benannte.

Drohungen mit angeblicher "Geheimwaffe"

Eher belastend wirken für den Iran nun unlängst getätigte Drohungen des Revolutionsgardenkommandeursberaters Morteza Qorbani, man habe eine "Geheimwaffe", mit der man "zwei US-Schiffe samt ihrer Besatzungen und Flugzeuge auf den Meeresgrund schicken" könne, "wenn der Feind die kleinste Dummheit im Golf begeht". Nähere Ausführungen zu dieser Geheimwaffe hatte Qorbani allerdings nicht gemacht.

Die gab das iranische Verteidigungsministerium stattdessen zu einem Luftabwehrsystem namens Khordad 15 bekannt, das der Iran angeblich selbst entwickelt hat, nachdem ihm die Russen ihr S-400-System Medienberichten nach nicht verkaufen wollten (vgl. Bloomberg: Russen lehnten iranische S-400-Kaufofferte ab). Khordad 15 soll mit iranischen Sayyad-3-Flugabwehrraketen bis zu sechs Drohnen oder Kampfflugzeuge gleichzeitig abfangen. Die Reichweite scheint mit 45 Kilometern allerdings deutlich geringer zu sein als die der Abfangsysteme der Großmächte.