Wassersuche per Satellit

Hirten ziehen mit ihren Rinderherden in der Sahelzone dem Wasser hinterher. Mit moderner Technik soll das bald nicht mehr notwendig sein.

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Wassersuche per Satellit

(Bild: Here / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tim McDonnell

Der Viehzüchter Abdoul Ag Alwaly hat im Norden Malis einen Großteil seiner 50 Lebensjahre damit verbracht, nach Wasser für seine Kühe zu suchen. Meist bezahlte er Motorradfahrer oder Kameltreiber, damit sie die Wüste rund um die Stadt Gao durchstreifen und den Wasserstand der verstreuten Bäche und Brunnen prüfen. Das war allerdings teuer, zeitaufwendig und riskant, denn manchmal marschierte er tagelang mit seiner Herde, nur um festzustellen, dass der Tipp schlecht oder ihm eine andere Herde zuvorgekommen war.

Alwaly, der eine örtliche Viehzüchter-Vereinigung leitet, lebt in der Sahelzone, dem breiten Streifen trockener Buschlandschaften südlich der Sahara. In den letzten Jahren habe der Klimawandel die Suche noch schwieriger gemacht, sagt er. Die Temperaturen steigen schneller als im weltweiten Durchschnitt, Dürren werden häufiger, und die Vegetation nimmt ab. Alwaly hat dadurch bereits viele Tiere verloren, und das Konkurrieren um Wasser mündet leicht in Gewalt.

Deshalb ist er letztes Jahr auf ein experimentelles Angebot des Telekommunikationsunternehmens Orange umgestiegen, das die niederländische Organisation SNV (Stiftung Niederländischer Freiwilliger) mitentwickelt hat: Es bietet tagesaktuelle Informationen über Wasser- und Futterstellen, die es aus Satellitenaufnahmen der Europäischen Weltraumorganisation Esa herleitet. Um sich über Wasserstellen zu informieren, ruft Alwaly entweder das Callcenter des Dienstes in der Hauptstadt Bamako an oder schickt diesem eine SMS-Anfrage. Dann analysiert ein Techniker für ihn Satellitenbilder. "Mit meinem Telefon und 25 Franken (etwa vier Euro-Cent; Anm. d. Red.) habe ich nun viel mehr Sicherheit", sagt Alwaly.

Die Methode kann auch Kakao-Landwirten helfen: Fast 1600 Kilometer südlich von Gao, in Zentralghana, ist die wichtigste Feldfrucht des Landes besonders von steigenden Temperaturen, Dürreperioden und wärmeliebenden Schädlingen bedroht. Damit Landwirte dennoch sinnvoll Landwirtschaft betreiben können, haben die gemeinnützige Rainforest Alliance, die Grameen Foundation, die niederländischen Satelligence- und Waterwatch-Projekte und der französische Feldfrucht-Händler Touton das SAT4Farming-Konsortium gegründet.

SAT4Farming hat im Juli 2018 eine App vorgestellt. Sie analysiert Satellitenbilder von Kakaofarmen und liest beispielsweise die Vegetationsdichte und Abstände zwischen den Bäumen aus. Diese Ergebnisse kombiniert sie mit weiteren agrarwissenschaftlichen Daten sowie Umfrage-Ergebnissen von Landwirten zur Gesundheit ihrer Bäume und gibt Empfehlungen für Verbesserungen.

Der Blick von oben ermöglicht es landwirtschaftlichen Beratern – etwa von SAT4Farming und der Regierung – schnell, kleine Farmen mit Problemen zu erkennen und die Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen im Blick zu behalten. "Wenn ich einem Landwirt empfehle, ein paar Hundert Kilogramm Dünger auszubringen, aber der Satellit zeigt, dass sich dadurch nichts ändert, können wir prüfen, was schiefgelaufen ist", sagt Selasse Gidiglo, ein Programmverantwortlicher von SAT4Farming.

Die Satellitenbilder machen Untersuchungen vor Ort allerdings nicht überflüssig, etwa wenn Wolken und Staub die Sicht von oben versperren. Darüber hinaus verraten sie nicht immer, ob sich eine Wasserquelle auf Privatbesitz befindet oder ob die Vegetation für die Tiere genießbar ist. Trotzdem sind die Landwirte begeistert. "Mir ist das Ganze zwar immer noch ziemlich fremd", sagt Nana Kwame Korang, eine Kakaobäuerin in Sunyani, Ghana, die mit SAT4Farming zusammenarbeitet. "Aber wenn es mir in Trockenperioden einen höheren Ertrag bringen kann, mag ich es sehr."

(bsc)