Frankreich: Rekordtemperaturen über 45° C

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Dennoch machen sich die meisten Bewohner des Nachbarlandes laut Umfrage weniger Sorgen als die Deutschen. Bis auf die Jüngeren, sie sehen die Hitze als Alarmzeichen der Klimakrise

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Ob bei der Hitzewelle die Freude oder die Sorge überwiegt, fragte der aktuelle ARD-DeutschlandTrend. Bei mehr als der Hälfte der Befragten (1051 Wahlberechtigte), nämlich 53 Prozent, überwog die Sorge.

In Frankreich wurde die Frage etwas anders ausgerichtet. Ob die Befragten die aktuelle Hitzeperiode als beunruhigend für ihre Gesundheit und die ihrer Angehörigen empfinden, wollte das Meinungsforschungsinstitut Odoxa im Auftrag des Figaro und France wissen. Herauskam, dass dies für 48 Prozent der Fall war. (Befragt wurden wie vergleichbar mit dem ARD-DeutschlandTrend 1000 repräsentativ ausgewählte Personen im Alter über 18).

Die knappe Mehrheit, 52 Prozent, antwortete mit "nein". Gefragt wurde auch danach, inwieweit die Regierungspolitik Mittel habe, um solche klimatischen Katastrophen zu verhindern, oder ob diese außergewöhnlichen klimatischen Ereignisse, wie die augenblickliche Hitze, eine "Fatalité" sind, in dessen Bedeutung ein "unabwendbares" Schicksal mitklingt. Hier ist die Mehrheit deutlicher ausgeprägt. 56 Prozent sind der Auffassung, wonach hier eine "Fatalité" vorliege und die "Regierung nicht wirklich alle Mittel habe, um gegen klimatische Katastrophen vorzugehen."

Hier bleibt sichtlich einiges offen, was die Frage der "Klimapolitik" betrifft, die in Deutschland derzeit hohe Wellen schlägt. Dennoch, bemerkenswert ist, dass es dazu unterschiedliche Auffassungen zwischen Älteren und Jüngeren gibt. "Je älter man ist, desto weniger sorgt man sich", schreibt der Figaro. "Der Anteil derer, die sich Sorgen um sich und die Nächsten machen, liegt bei den 25-34-Jährigen bei 55 Prozent und bei 46 Prozent unter den 50- bis 64-Jährigen. Bei den Älteren sinkt sie auf 43 Prozent."

Vielleicht, so zieht die bürgerlich-konservative Zeitung den naheliegenden Schluss, würden die Jüngeren die "künftigen Gefahren der klimatischen Erwärmung" (die nun öfter als "Erhitzung" bezeichnet wird) mehr antizipieren, weil sie mit ihr auch sehr viel stärker konfrontiert werden …

Veränderter Blick auf die Hitze

Da kann der Figaro, der um seine konservativ-rechte Leserschaft kämpft, allerdings noch so sachte und zurückhaltend vorgehen - auch in Frankreich hat sich der Blick auf die Hitze verändert, wie aus der Berichterstattung der letzten Tage herauszulesen ist.

Die Rekordtemperaturen werden nicht nur von "aufgeregten deutschen Grünen", denen gegenüber in Frankreich lange Jahre eine mit ironischen Untertönen unterlegte Distanz verbreitet war, als Alarmsignal wahrgenommen, die Konsequenzen bei der Klimapolitik dringend erfordert, sondern auch in der französischen Öffentlichkeit.

Die große Hitzewelle im Jahr 2003 kostete 20.000 Menschen das Leben, vor allem unter isoliert lebenden Älteren, so der Figaro. Daraus habe man Lektionen gezogen. Daher rührt auch ein wesentlicher Teil der oben genannten Fragestellung nach den Mitteln, die die Regierung einsetzt. An den Mitteln zeigt sich aber auch das Neue. Zum Beispiel bei der Einführung der Alarmstufen.

Zum ersten Mal gab es Alarmstufe Rot in den vergangenen Tagen. Berichtet wird zudem von Rekordtemperaturen, die noch in keinem Juni zuvor registriert wurden. Ein Blick auf die Karte von Méteo France mit den Temperaturen von gestern Abend um 21 Uhr veranschaulicht das Ausmaß der gegenwärtigen Hitze. Spitzentemperaturen von 38,9 Grad im Südwesten; 36,3 Grad im Departement Indre-et-Loire im nordöstlichen Zentrum.

Auf dieser Karte hier sieht man die riesige Hitzefläche mit Temperaturen zwischen 37 und 41°Celsuis, die von der Mittelmeerküste bis fast an den Ärmelkanal reicht.

"Seien Sie vorsichtig", wurde gestern Abend als Aussage vom Gesundheitsministerium eingefügt. Am heutigen Samstag meldet die Watch-Seite von Méteo-France, dass die Alarmstufe rot wieder beendet wurde, aber für 79 Départements gilt weiterhin die Alarmstufe orange. Bei Alarmstufe rot wird von einer Vorhersage "gefährlicher Phänomene einer außergewöhnlichen Intensität" ausgegangen, bei Alarmstufe orange lediglich von "gefährlichen Phänomenen".

Am gestrigen Freitag, dem fünften Tag einer außergewöhnlichen Hitze, hat das Thermometer zum ersten mal die 45° Celsius in Frankreich überschritten. In Villevieille, in Gard, an der Grenze zum südlichen Département Hérault, wurden 45,1 °C gemessen und 45,9 °C in Gallargues-le-Montueux, ebenfalls im Département Gard im Süden.

So hohe Temperaturen seien für den Juni außergewöhnlich, wird in sämtlichen Medien bemerkt. In Le Monde kommt der Klimawissenschaftler Robert Vautard zu Wort, der davor warnt, dass diese außergewöhnlichen Hitzeperioden seit einiger Zeit mit höherer Frequenz beobachtet werden und dass sich die Situation, falls nichts unternommen werde, noch weiter verschlimmern könnte, so dass künftig auch Temperaturen von 50 °Grad wahrscheinlich werden.

Wie sich solche Warnungen weiter auf die politische Landschaft im Nachbarland auswirken werden, und wie sehr die französischen Grünen daraus politisches Kapital schlagen können, gehört zu den interessanten Fragen dieses Sommers.