Post aus Japan: Es steckt noch Leben im Benziner

Elektroautos rücken immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Aber Nippons Hersteller verlieren Verbrennungsmotoren nicht aus den Augen.

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Post aus Japan: Es steckt noch Leben im Benziner

Verbrenner von Nissan.

(Bild: Nissan)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Der Boom von Elektroautos mag bereits am Anfang stehen. Aber das heißt noch lange nicht, dass Verbrennungsmotoren bereits am Ende sind. Dies machen mal wieder die japanischen Hersteller deutlich, die sich noch immer ein Wettrennen um effizientere Benzinmotoren leisten.

Denn neuesten Rekord könnte Nissan aufgestellt haben. Laut der Technikseite Nikkei X-Tech hat der Renault-Partner einen Benzinmotor mit einem Wärmewirkungsgrad von 45 Prozent entwickelt. Damit schlagen die Japaner ihren heimischen Erzrivalen Toyota. Der Branchenprimus hatte 2017 einen 2,5-Liter-Motor mit einem thermischen Wirkungsgrad von 41 Prozent für die Hybridversion seiner Mittelklasselimousine Camry.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Honda zog später nach, während Mazda noch dieses Jahr einen Benziner mit einem Wärmewirkungsgrad von 43 Prozent auf den Markt bringen wird. Ich persönlich schätzte den technischen Erfolg von Mazda höher ein als Nissans. Denn Mazda erzielt diesen Wert für einen Verbrennungsmotor, der den Wagen allein antreibt.

Der Autobauer setzt dabei nicht auf Downsizing von Motoren, die dann wieder mit Turbos hochgepusht werden, sondern auf immer höhere Verdichtung.

Mit einer kommenden Motorengeneration will Mazda sogar neue Abgasvorschriften meistern können. Das Ziel ist, irgendwann das Benzin so stark zusammenzupressen, dass sich das Gemisch wie ein Dieselmotor ohne den Funken einer Zündkerze selbst zündet.

Nissan hingegen nutzt seinen 1,5-Liter-Motörchen nicht für den Antrieb, sondern als reines Stromaggregat für sein e-Power-System. Bei dem wird das Auto von einem Elektromotor angetrieben, der seine Kraft meist aus einer recht kleinen Batterie zieht, die durch den Benziner regelmäßig aufgeladen wird.

So ein Aggregat mit einem Antriebsmotor zu vergleichen, ist schon etwas gemein. Denn er muss nicht schnell hochdrehen, sondern darf gemächlich wie konstant mit 2000 bis 3000 Umdrehungen in der Minute Strom erzeugen. Schließlich wirkt die Batterie als Zwischenspeicher. Damit kann der Motor wohl für den geringen Drehzahlbereich besser optimiert werden.

Den meisten Kunden dürfte das allerdings egal sein. Denn sie wollen schlicht die Umwelt- und den Geldbeutel schonen. In Japan kommt dieses Hybridsystem daher gut an. Denn es senkt den Benzinverbrauch wie andere Hybride und bietet zudem den Fahrspaß eines Elektroautos zum Preis eines Benziners.

Der neue Motor soll dies 2020 nun noch effizienter in Nissans SUV X-Trail tun. Ich habe zuletzt einen Nissan Serena mit dem System getestet und empfand das System trotz des ewigen Ausschaltens und Anspringen des Aggregats als ansprechend. Obwohl die kastenförmige Familienkutsche den Luftwiderstand eines Garagentors hat, konnte ich bei sanfter Fahrt und ausgeschalteter Klimaanlage den Verbrauch einmal auf unter fünf Liter drücken. Und dies hat mich in meinem Glauben bestärkt, dass Benzinmotoren im Auto noch länger eine große Rolle spielen werden als einigen Jüngern von Elektroautos lieb sein dürfte.

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