Kriege in Afghanistan, Irak und Syrien waren für US-Veteranen die Kosten nicht wert

Trump erfreut sich bei Veteranen großer Beliebtheit, das Vertrauen ist groß, wohl auch die Hoffnung, keinen neuen Krieg zu beginnen

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Unter den Veteranen ist Donald Trump ziemlich beliebt. Das ist wenig verwunderlich, hat er doch (noch) keinen neuen Krieg begonnen, viel Geld ins Militär gesteckt und den Sold erhöht. Es könnte nach einer Umfrage von Pew unter Veteranen aber durchaus noch mehr sein. Leise Kritik wird daran geübt, dass Trump den Militärs zu wenig Gehör schenke. Er genießt dennoch hohes Vertrauen der Veteranen, wenn es um militärische Entscheidungen geht.

58 Prozent sagen, sie vertrauen dem Präsidenten die richtige Entscheidung über Militäreinsätze zu geben, ebenso viele trauen ihm zu, sich auch beim Einsatz von Atomwaffen richtig zu entscheiden. Auch hier dürfte ihm zugute kommen, dass er versucht, das Militär aus Kriegsgebieten abzuziehen, und er bislang nur mit Krieg oder Atomwaffen drohte, ohne die Drohung wahr zu machen. Eine knappe Mehrheit befürwortet auch die Entsendung von Truppen an die mexikanische Grenze, den Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran oder dem Verbot von Transgender im Militär. Die Gesamtbevölkerung neigt hier mehrheitlich zum Gegenteil. Nimmt man nur die Anhänger der Republikaner so sind die praktisch in allen Themen mehrheitlich für eine aggressive Militärpolitik. Mit der Schaffung eines Weltraumkommandos sind aber nur 45 Prozent der Veteranen einverstanden, aber 65 Prozent der Anhänger der Republikaner.

Donald Trump ließ zur Feier des Nationaltags am 4. Juli Kampfjets und Panzer auffahren. Bild: DoD

Hinter Trumps Umgang mit Nordkorea, mit den Nato-Alliierten oder mit Russland ist auch eine Mehrheit der Veteranen einverstanden. In der Gesamtbevölkerung sind es deutlich weniger als Hälfte. Am größten ist die Distanz beim Verhältnis zu Russland. 54 Prozent der Veteranen befürworten Trumps Politik, in der Gesamtbevölkerung sind es nur 39 Prozent. Was dabei befürwortet, etwa der Versuch der Annäherung oder die Eskalation des Konflikts, lässt sich hieraus nicht ableiten.

Interessanter erscheint die Frage, wie Veteranen und wie die Gesamtbevölkerung die amerikanischen Kriege in Afghanistan, im Irak und in Syrien einschätzt. Gefragt wurde, wie die Kosten und Gewinne der Kriege eingeschätzt werden, also ob sie es wert waren, dass dort gekämpft wurde oder wird. Veteranen und Gesamtbevölkerung sind sich ziemlich einig darüber, dass die Kriege die Kosten nicht wert waren.

Am meisten sehen den Krieg im Irak als sinnlos an. Das sagen 64 Prozent der Veteranen und 62 Prozent der Gesamtbevölkerung, beim Krieg in Afghanistan sind es 58 vs. 59 Prozent, beim Einsatz in Syrien 55 vs. 58 Prozent. Trumps Versprechen und Ankündigungen, möglichst schnell abzuziehen und die Gebiete den Alliierten zu überlassen, wird also von einer Mehrheit getragen.

Dabei gibt es wieder große Unterschiede zwischen den politischen Lagern. 45 Prozent der Veteranen, die den Republikanern anhängen, sehen den Krieg im Irak gerechtfertigt, aber nur 15 Prozent der Anhänger der Demokraten (alle: 33 Prozent), beim Krieg in Afghanistan sind es 46 vs. 26 Prozent (alle: 38 Prozent). Das entspricht etwa der Haltung der Gesamtbevölkerung. "Veteranen, die in Afghanistan oder im Irak eingesetzt waren, befürworten diese nicht mehr als solche, die bei den Kriegen nicht dabei waren", schreibt Pew.

Beim Kriegseinsatz in Syrien unterscheiden sich die republikanischen Veteranen, die ihn zu 54 Prozent befürworten, deutlich von den demokratischen Veteranen, bei denen dies nur 25 Prozent machen, auch wenn der Krieg von Barack Obama befohlen wurde.

Nun muss man sich aber auch fragen, was es denn bedeutet, wenn Veteranen, die teilweise im Kriegseinsatz waren, sagen sollen, dass er die Kosten wert war oder nicht. Sind es die Kosten für die amerikanische Gesellschaft, die in die Billionen gehen könnten und die Verschuldung explosiv vorantrieben, die Kosten des Militärs oder die der Soldaten, die im Einsatz waren, getötet oder verletzt wurden - oder die der Bevölkerung in dem Land, in dem sie im Einsatz sind? Und was kann als Erfolg gelten? Friedenssicherung, Sturz eines unliebsamen Herrschers, Unterwerfung des Gegners, Durchsetzung geopolitischer oder wirtschaftlicher Interessen, Expansion der US-Dominanz etc.? Wollen Berufssoldaten einen Einsatz oder liebe eine ruhige Kugel schieben?

Der Afghanistan-Krieg wird bereits 18 Jahre lang geführt. Jetzt wird mit den Taliban verhandelt, die bekämpft wurden, und gibt es statt al-Qaida den IS. Zwar herrschte auch vor dem Beginn der Intervention gegen die Taliban auf der Seite von Warlords Krieg zwischen den Taliban und der Nordallianz in Afghanistan, aber die Aussichten für das Land sind nach 18 Jahren düster, die Regierung instabil und korrupt, die Taliban werden immer mächtiger.

Der von Hussein "befreite" Irak hat bekanntlich dazu geführt, dass sich der Islamische Staat ausbreiten konnte. In Syrien wurde zwar der IS als Territorialmacht niedergeschlagen, aber es ist keine Lösung des Konflikts in Sicht, weil sich zu viele unterschiedliche geopolitische Interessen ausgeprägt haben.

Es gab auch in Afghanistan und im Irak relativ wenige gefallene und verletzte Soldaten der USA und der Koalition. Aber für die Menschen waren und sind die Kriege verheerend. So sollen seit 2003 im Irak um die 200.000 Zivilisten getötet worden sein, es könnten aber auch deutlich mehr sein nach anderen Schätzungen, die bis zu einer Million reichen. In Afghanistan werden erst seit 2009 Daten von den Vereinten Nationen erhoben, seitdem wurden danach 38.000 Zivilisten getötet und 60.000 verletzt.

Im Irak wurden nach Angaben der UNHCR 3,3 Millionen vertrieben, 370.000 sind ins Ausland geflohen. Ein Viertel der Bevölkerung ist 16 Jahre nach Kriegsbeginn von humanitärer Hilfe abhängig. In Afghanistan gibt es über eine Million Vertriebe, um die 1,3 Millionen Flüchtlinge sollen in Pakistan, etwas weniger im Iran leben. Um die 5 Millionen wurden wieder nach Afghanistan zurückgeholt. Über 6 Millionen Menschen in Afghanistan sind nach OCHA auf Hilfe angewiesen, doppelt so viele wie 2018. Das hat nicht nur mit dem Krieg, sondern auch mit der Dürre zu tun. OCHA geht für 2019 von 611 Millionen US-Dollar zur Versorgung der Notleidenden aus, eingegangen sind bislang nur 162 Millionen oder ein Viertel. Zu erwarten ist, dass mehr Menschen fliehen werden oder die Instabilität zunimmt.

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