Drohgebärdemanöver chinesischer und vietnamesischer Schiffe

Grafik: TP

Vor der Gasbohrplattform einer russischen Firma im südchinesischen Meer nimmt der Inselstreit an Schärfe zu

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Im südchinesischen Meer intensiviert sich der Streit zwischen China und Vietnam. Auslöser war, dass die vietnamesischen Behörden dem russischen Energiekonzern Rosneft eine Fördergenehmigung am Gasfeld Lan Do erteilten. Dieses Gasfeld liegt innerhalb der sogenannten Nine-Dash-Linie - also innerhalb des Seegebiets, das China exklusiv für sich beansprucht. Auf der Karte unten ist dieses Gebiet mit einer roten Linie eingezeichnet. Gleichzeitig liegt es aber auch innerhalb der mit einer blauen Linie markierten Zone, die Vietnam als seinen Meeresbereich ansieht.

CSIS: "Deutliches Risiko" einer "Kollision", die "zu einer Eskalation führen könnte"

Im Juni schickten die Chinesen ihre Küstenwache in das Gebiet. Dem amerikanischen Center for Strategic and International Studies (CSIS) nach zeigen die Daten des automatischen Schiffsidentifizierungssystems AIS, dass sie dort gefährlich nahe an vietnamesische Versorgungsschiffe heranfährt. Deshalb warnt das CSIS vor einem "deutlichen Risiko" einer "Kollision", die "zu einer Eskalation führen könnte".

Dieses Risiko besteht auch in einem anderen Teil der chinesisch-vietnamesischen Meeresschnittmenge nordöstlich der 400 Kilometer vor der vietnamesischen Küste entfernten Vanguard Bank. Dort sucht ein chinesisches Forschungsschiff nach Öl und Gas. Damit es daran nicht von zwei (zu diesem Zweck entsandten) vietnamesischen Schiffen gehindert wird, hat man ihm vier chinesische Küstenwachschiffe beigesellt - darunter den Hubschrauberträger Haijing 3901, der größer als viele Lenkwaffenzerstörer und mit mehreren Kanonen ausgestattet ist.

Gebietsansprüche im südchinesischen Meer. Karte: Voice of America.

Dass es eine chinesisch-vietnamesische Meeresanspruchsschnittmenge gibt, liegt daran, dass beide Länder außer ihrem Festland auch winzige (aber über eine relativ große Wasserfläche verstreute) Riffe und Atolle beanspruchen: die unbewohnten Paracel-Inseln und die Spratly-Inseln. Um letztere streiten sich sogar sechs Staaten: außer China und Vietnam auch Taiwan, Malaysia, Brunei und die Philippinen. Das Interesse daran resultiert zum einen aus der Rolle der Inseln für die Kontrolle über die Schifffahrt und zum anderen aus Öl- und Gasvorkommen, die unter Wasser lagern oder lagern könnten.

Mit Ausnahme von Brunei haben alle diese Mächte auf den Landerhebungen Truppen stationiert und bauliche Anlagen wie Landebahnen errichtet: die Philippinen im nordöstlichen Teil auf den Inseln Thitu, Likas, Parola, Lawak und Kota, Malaysia auf Layang-Layang und einigen Riffen im Südosten und Taiwan auf Taiping Dao und dem Zhongzhou-Riff im Norden. Vietnam und China unterhalten mehrere Stützpunkte über den gesamten Inselbereich hinweg. China schüttete dazu sogar Landebahnen auf, auf denen ein Airbus und eine Boeing 737 erfolgreich landen konnten (vgl. Konflikt im Südchinesischen Meer eskaliert weiter).

Seeschlachten ohne Kanonen, geplünderte Fabriken, und alte Feinde als neue Verbündete

Zwischen China und Vietnam kam es im Streit um Bohrungen bereits 2014 zu "Seeschlachten ohne Kanonen", bei der sich Schiffe der beiden Konfliktparteien rammten. Die vietnamesische Regierung genehmigte danach Demonstrationen, bei denen es in einem Industriegebiet in der Provinz Binh Duong zu hunderten Plünderungen von chinesischen Unternehmen und bis zu 15 Brandstiftungen kam (vgl. Vietnamesen zünden chinesische Fabriken an).

Den bislang letzten Krieg mit Kanonen führten China und Vietnam vor gerade einmal 40 Jahren. Damals ging es um den von Vietnam militärisch herbeigeführten Sturz der mit China verbündeten Khmer-Rouge-Regierung in Kambodscha. Meldungen, dass Peking 40 Jahre später mit einem Geheimvertrag über eine militärische Nutzung des Hafens Ream wieder einen Fuß in dieser Hintertür Vietnams hätte, wurden von Phnom Penh unlängst bestritten (vgl. Phnom Penh dementiert Marinebasis-Geheimvertrag mit Peking).

Unbestritten ist, dass Hanoi im Konflikt mit China Unterstützung bei einem anderen alten Kriegsgegner sucht: den USA, die nach dem nationalen Trauma ihrer einzigen dauerhafte Niederlage im 20. Jahrhundert erst 1995 diplomatische Beziehungen zu Vietnam aufnahmen, aber inzwischen sogar den Export von Waffen dorthin erlauben (vgl. USA erlauben Waffenexport nach Vietnam).

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