USA: Zwei Massaker innerhalb von 24 Stunden

Symbolbild: Pixabay License

Aus der texanischen Grenzstadt El-Paso und in Dayton, Ohio, werden viele Tote gemeldet. Bei dem ersten Massenmord wird ein politischer Hintergrund ins Spiel gebracht

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Die Mörder haben ein Blutbad unter Unschuldigen angerichtet. Über 20 Tote und 26 Verletzte lautet die vorläufige Bilanz einer Gewalttat, die am Samstagvormittag (Ortszeit) in einer Walmart-Filiale in der texanischen Stadt El Paso begangen wurde. Die Opfer waren, wie es oft kalt aus Rat- und Hilflosigkeit so gesagt wird: "zur falschen Zeit am falschen Ort". Die Getöteten und Verletzten hatten keine Beziehung zu dem Täter; sie waren für ihn nur Symbole, keine Personen, Mittel zu einem selbstherrlichen Zweck, dem das Leben anderer nichts bedeutet.

Am heutigen Sonntag wird ein weiterer Massenmord aus den USA gemeldet. Mindestens 9 Tote und 16 Verletzte lautet die vorläufige Bilanz der Gewalttat in Dayton, Ohio. Der Täter schoss auf Besucher einer Bar.

Bei diesem Zwischenfall mit einer großen Opferzahl ("mass casualty incident") ist bis Sonntagmittag noch wenig über die Opfer und den Täter bekannt. Der mutmaßliche Mörder wurde von der Polizei getötet. Da er ersten Meldungen zufolge aus einem Gewehr mehrere Salven abgab, ist naheliegend, dass auch hier keine "Beziehungstat" vorliegt, sondern eine Motivation, die den Täter dazu brachte, ein persönliches Kriegsrecht zu fabrizieren.

Der Hauptverdächtige in El Paso wurde von der Polizei gefasst. Zwar gaben die Behörden zunächst seine Identität nicht preis, sie kursierte dann aber schnell in Publikationen, als Name wird Patrick Crusius genannt. Der junge Mann, Anfang zwanzig, ist in einer Sniper-Kämpfermontur in die Walmart-Filiale eingedrungen.

Die großen Medien hielten sich heute Vormittag auffallend mit der genauen Bezeichnung der Waffe, einem Schnellfeuergewehr, zurück. Als Erklärung naheliegend ist, dass man damit der Selbstinszenierung des Mörders keine Nahrung geben will. Denn es gibt ein Manifest, das in Berichten erwähnt wird, und mutmaßlich vom Täter vor dem Anschlag auf 8chan gepostet wurde. Dort delektiert sich der Verfasser an der Wahl der Waffe vor seinem Publikum.

Das FBI untersucht zur Stunde noch, ob das Manifest nachweislich vom gefassten Hauptverdächtigen stammt. Ist dem so, so ist das Massaker in El Paso ein Hassverbrechen. Der Verfasser des Manifests beruft sich auf Schlagworte und krude Theorien, die in rechten Kreisen viel Anhängerschaft finden: Erwähnt wird "Invasion von Migranten" - namentlich, dass die hispanische Bevölkerung in Texas zunehmend die Macht übernehme -, auf das Wirken des politische Establishments, vornehmlich der Demokraten, das der "Unterwanderung" zusammen mit Konzernen zuarbeite, usw.

Der Verfasser des Manifests schreibt im ersten Satz, dass er ein Unterstützer des Massenmörders von Christchurch ist. Bezeichnend für seine geistige Verfassung ist der Satz: "Kurz gesagt, Amerika fault von innen nach außen und friedliche Mittel, dies aufzuhalten, scheinen fast unmöglich." Hier porträtiert sich ein selbsternannter Retter in einem Wahnsinn, der ideologische Nähe zum Sammelsurium des "Großen Austauschs" hat, das auch hierzulande in neurechten Kreisen zur Salonfähigkeit gepusht wird.

Nach Aussage des Polizeichefs von El Paso, Greg Allen, gebe es Hinweise, dass der Verfasser des Manifests und der Mörder identisch sind. Das wird allerdings erst noch geprüft. Das Posting des Manifests würde bestätigen, dass sich der Täter vor einem Netzpublikum heroisieren wollte. Dass er in Publikationen mehrfach "Loser" genannt wird, ist eine Reaktion auf diese gefährliche Blase.

Nach bisherigen Informationen ist der Hauptverdächtige, der in der Nähe von Dallas lebt, mehrere hundert Kilometer weit gefahren, um die anscheinend länger vorbereitete Tat zu begehen.

Die Grenzstadt El-Paso ist seit langem wegen der Migration aus dem benachbarten Mexiko ein Ort, der in der amerikanischen Debatte über die Zuwanderung eine große Rolle spielt. Unter den Toten sollen drei Mexikaner sein.

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