Mitch und die Geräusche

Wenn Senator Mitch McConnell auf Twitter merkwürdige Geräusche postet, dann wird er stumm gestellt. Das geht dann doch etwas weit

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Es muss für Senator MItch McConnell schon ein wenig zum Verzweifeln sein. Da erlaubt sich der US-Präsident, also flapsig gesagt: sein Chef, auf Twitter eine Schmiererei nach der anderen, beleidigt Staatschefs, also Kollegen, US-Politiker und eigentlich inzwischen fast alle Teile der eigenen Bevölkerung, aber wenn Mitch mal was auf Twitter stellt, dann wird er deswegen gleich geblockt.

Wohlgemerkt handelt es sich dabei nicht um eine Beleidigung ähnlichen Kalibers. Eigentlich im Gegenteil. Der Anführer der republikanischen Senatsmehrheit hat ein Video von lautstarken Protesten vor seinem Haus erstellt und hochgeladen.

Da sehen wir zum Beispiel eine wild schreiende Traube von Menschen in unserem Vorgarten, die unsere Reaktion auf einen Vorschlag zur Verschärfung des heimischen Waffenrechts gar nicht gut finden und deshalb unangenehme Geräusche von sich geben. Wir filmen das und posten das in Social Media, um zu zeigen, wie unfair die Nachbarn mal wieder zu uns sind. Und schon stehen wir am Pranger.

Nicht schön. Weder dass man die im Garten stehen hat, noch dass man sich nicht entblödet, das Krakelen online zu stellen, noch dass Twitter deshalb wegen angeblicher Verherrlichung von Gewalt den Account sperrt (das geht schon gar nicht).

Dabei hat Mitch McConnell noch gar nicht begriffen, wie eng es in Zukunft für ihn werden kann, wenn er wieder mal unschöne Geräusche auf Twitter petzt. Denn in einer modernen Welt wie dieser kann man inzwischen beliebige am Internet hängende Geräte hacken und ihnen unangenehme, sogar krankmachende Geräusche entlocken. Das ist dann nicht mehr schön, wenn der Senator darauf reinfallen und den eigenen Toaster ins Netz stellen wird, weil der ihn angeblich beleidigt hat. Da sollte er lieber die Finger davon lassen. Zum einen, weil man ihn dann doch noch für ein wenig meschugge halten könnte (MItch, nicht den Toaster), zum anderen, weil Twitter ihn dann einfach genervt blockt. Und dann ist es aus mit den Sozialen Medien und der modernen Politikerkarriere.

Jetzt liegt es natürlich fern, politische Proteste mit dem Quietschen eines Toasters zu vergleichen. Nein, letzteres könnte bei den Republikanern vermutlich mehr ausrichten, und ersteres verstehen sie vermutlich gar nicht. Wie jetzt "gegen Waffen", MItch McConnell hat den Post wahrscheinlich mehr als Frage denn als Anklage auf das Netz gestellt.

Ich schlage vor, wir einigen uns in der Mitte. US-Bürgern wird klar, dass andere Bürger vor ihrem Haus gegen politische Fehlentscheidungen protestieren dürfen. Meinungsfreiheit braucht in der Verfassung zumindest kein Amendement (im Gegenzug zu Waffen). Und wir verpflichten uns, Twitter brav weiter zu lesen. Auch die Posts von Senator Mitch McConnell. Außerdem lassen wir das mit dem quietschenden Toaster. Ist doch blöd und macht die Brötchen auch nicht krustiger.