Nach Grönland-Absage: Diplomatische Verstimmung zwischen USA und Dänemark

Grafik: TP

Trump über Frederiksen: "So spricht man nicht mit den Vereinigten Staaten - zumindest unter mir"

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Nachdem die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen nicht auf Donald Trumps Interesse am Kauf der Arktisinsel Grönland einging, hat der US-Präsident seinen für Anfang September geplanten Besuch in Kopenhagen verschoben. Anschließend kritisierte er öffentlich, dass das Land anstatt der im Rahmen der NATO vereinbarten zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts nur 1,35 Prozent für Verteidigung ausgibt.

Auch andere dänischen Politiker hatten negativ auf die Offerte reagiert: Rasmus Jarlov von der christdemokratischen Konservative Folkeparti (KF) fühlte sich "beleidigt", Frederiksens Vorgänger Lars Løkke Rasmussen von der wirtschaftsliberalen Venstre-Partei sprach von einem "Aprilscherz zur völlig falschen Jahreszeit" und sein Parteifreund Søren Pind meinte sogar, Trump solle Dänemark angesichts so eines Antrags auch künftig fernbleiben. Nach so scharfen Worten aus der Opposition wollte wohl auch die Sozialdemokratin Frederiksen selbst nicht zurückstehen und sprach von einem "absurden Theater".

Das wiederum wertete Trump als "garstig" und entgegnete öffentlich: "So spricht man nicht mit den Vereinigten Staaten - zumindest unter mir".

Telefonat zwischen den Außenministern

Auf die "diplomatische Krise", die der Regierungsdulder Martin Lidegaard von der linksliberalen Radikale Venstre (RV) in diesem Zusammenhang ausrief, reagierten der amerikanische Außenminister Mike Pompeo und der dänische Außenminister Jeppe Kofod mit einem Telefonat über das Verhältnis zwischen den beiden Ländern. State-Department-Sprecherin Morgan Ortagus zufolge ging es in diesem Gespräch um die "Verschiebung" von Donald Trumps Reise und um eine "Stärkung der Kooperation mit dem Königreich Dänemark in der Arktis einschließlich Grönlands". Darüber hinaus habe Pompeo "seine Anerkennung für Dänemarks Kooperation als einer der Verbündeten der Vereinigten Staaten und für Dänemarks Beiträge dazu, globale Sicherheitsprioritäten anzugehen, ausgedrückt".

Kofod twitterte nach dem Telefonat, die USA und Dänemark seien "enge Freunde und Verbündete mit einer langen Geschichte des aktiven Engagements rund um den Globus". Ein indirekter Hinweis auf die dänische Beteiligung an den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Ob es bei dem seiner Schilderung nach "offenen, freundlichen und konstruktiven" Gespräch auch um eine dänische Beteiligung an der amerikanischen Tankerschutzmission an der Straße von Hormus ging, ließ der Sozialdemokrat offen.

Für eine europäische Mission dort hatte er Ende Juli Zustimmung signalisiert. Seine jetzt verwendete Formulierung, man sei "übereingekommen, in Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse in vollen Umfang in Kontakt zu bleiben" kann man als diplomatische Andeutung dafür lesen, dass dies nicht unbedingt auch für eine amerikanisch geführte Mission gelten muss. Das Telefonat mit Pompeo "bestätigte" seinen Worten nach aber das "starke Band zwischen den USA und Dänemark".

Was mit Grönland nicht klappte, funktionierte bei den Jungferninseln

Trumps Interesse an Grönland ist nicht das erste, das ein US-Präsident daran zeigt: Vor ihm wurde über so ein Geschäft bereits 1946 und 1867 gesprochen, auch wenn es nicht zustande kam. Erfolgreicher verlief vor 102 Jahren der Kauf der ehemals dänischen Jungferninseln in der Karibik. Sie haben mit knapp 110.000 zwar etwa doppelt so viele Einwohner wie Grönland, sind aber sehr viel kleiner als die riesige Eisinsel. Dänemark hatte hier seit Mitte des 17. Jahrhunderts Zucker und Rum produzieren lassen, was sich nach dem Ende der Sklaverei und der Zucht der Zuckerrübe in Europa nicht mehr so lohnte wie vorher, weshalb ein großer Teil der dänischen Plantagenbesitzer und Fabrikanten abwanderte.

Für die dänischen Steuerzahler waren die Inseln seitdem eine Last. 1916 hatte deshalb ein drittes amerikanisches Kaufangebot Erfolg und die Inseln wechselten am 31. März 1917 für 25 Millionen US-Dollar in Goldmünzen die Staatszugehörigkeit. Die Integration verlief auch deshalb relativ reibungslos, weil Englisch Spanisch, Französisch, Niederländisch und deren Kreolvarianten bereits vorher eine größere Rolle gespielt hatten als das fast nur in der Verwaltung verwendete Dänische.

Heute sind die Inseln nach der Schließung einer großen Raffinerie wieder ein Zuschussgeschäft für auswärtige Steuerzahler. Das dürfte einer der Gründe sein, warum sich der Wunsch der Bewohner nach Selbständigkeit bislang in Grenzen hält. An einem Referendum beteiligten sich 1993 lediglich 31,4 Prozent der Stimmberechtigten, von denen eine Mehrheit für die Beibehaltung des Status stimmten, der dem des benachbarten Puerto Rico ähnelt: Mit ihm verfügen die Bewohner über die amerikanische Staatsbürgerschaft und können einen Vertreter mit begrenzten Stimmrechten in den Kongress entsenden. Ihre Gouverneure wählen sie seit 1970 selbst.

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