Wieder zurückhaben will

Christian Reber hat 2015 Wunderlist an Microsoft verkauft, jetzt will er es zurückkaufen. Bad Luck

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Es gab da so eine Geschichte mit einem Krankenwagen in meiner Kindheit. Eigentlich nicht mit einem echten Krankenwagen (Gottseidank), sondern mit einem Spielzeugauto, das mir mein damaliger Kindheitsfreund und bester Kumpel aus dem Nachbarhaus geschenkt hat. Ich habe ihm dafür ein Postauto geschenkt. Zum einen, weil man natürlich auch etwas herschenkt, wenn man etwas bekommt. Klar, und auch weil man einen Vater hatte, der Postbeamter war und deshalb immer so ein Auto rüberwachsen ließ. Also war für Nachschub gesorgt.

Die Sache war nur, dass mein angeblicher Freund und bester Kumpel keine dreißig Minuten später seinen Vater an unsere Türe schickte, der sichtlich peinlich berührt nachfragen ließ, ob ich nicht doch das "gestohlene" Auto wieder zurückgeben wolle. Und was macht man, wenn man 6 Jahre alt ist und kalt an der Haustüre erwischt wird? Richtig, man gibt es kleinlaut zurück, vergisst aber zu erwähnen, dass man eben ein – wenn auch ersetzbares – Postauto verlustig ging.

Warum ich das erzähle (das Postauto habe ich nie wieder zurückbekommen, aber lassen wir das jetzt endlich, man muss auch einmal über seine Kindheitstraumata... lassen wir das), hat mit der Wunderlist zu tun. Eine sehr schöne App ist das, die ich auch sehr gerne benutze und viel Freude daran habe. Eben diese App wurde vom Gründer und Erschaffer Christian Reber 2015 an Microsoft verkauft. Soweit, sogut. Galt damals als Erfolgsgeschichte: Kleine Bude baut tolles Tool und vertickt es an den großen Konzern zu einem ziemlich heftigen Preis.

Jetzt aber will Christian Reber die Wunderlist von Microsoft zurückkaufen. Zumindest wollte er das, gibt aber schon fast auf, wenn man das auf Twitter nachliest. Vermutlich hat er sich daran erinnert, dass Tools gerne mal aus dem Markt herausgekauft werden, denn Microsoft arbeitet an einem eigenen To-Do-Tool, mit dem vielleicht "Planner" gemeint sein könnte. Oder eine abgespeckte Version davon. Und deshalb wird man die Wunderlist bald abschalten, um den geneigten Kunden locker und natürlich zwanglos zum Wechsel auf das neue Tool zu überreden. Das wollte und will Christian Reber verhindern, der übrigens gerade in Berlin eine neue Company gegründet hat, die dann eine Powerpoint-Konkurrenz auf die Beine stellen soll. Ich vermute einmal, dass dann das Tool auch wieder an Microsoft verkauft und vier Jahre später wieder zurückgekauft werden soll.

Ist an sich eine gute Idee (beides), aber so klappt das mit MIcrosoft nicht wirklich. Was da mal auf dem Campus in Redmond verschwunden ist, wird kaum wieder auf den freien Markt zurückkehren. Das ist nicht so ganz die Idee von Microsoft, das hätte man vorher noch einmal klar sagen sollen. Dann muss man auch nicht enttäuscht an der Türe wieder abdrehen.