Auch Trump will nun mit Baghdadi wie Bush und Obama den wichtigsten Terrorchef "erlegt" haben

Wie bei Obama, als Bin Laden exekutiert wurde, will auch Trump live der Tötung von Baghdadi zugeschaut haben. Bild: Weißes Haus

Vieles ist unklar, vor allem die Rolle der Türkei, Russland streitet eine Mithilfe und Bewegungen von US-Flugzeugen über Idlib ab

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Der Eindruck drängt sich auf, dass jeder US-Präsident mindestens einen Terrorführer töten oder gefangen nehmen muss. Das Ereignis wurde stets medial ausgeschlachtet und für die Medien inszeniert. Die Eliminierung des Bösen sollte auch den Gegner durch "Köpfung" schwer treffen und am Boden zerstören. Vor allem aber galt der Showdown mit dem Bösen als ein Erfolg des jeweiligen Präsidenten. Was George W. Bush und dann Barack Obama gelang, feiert nun auch Donald Trump in seiner narzisstischen Art besonders aufdringlich: den Tod des IS-Kalifen al-Baghdadi (Bagdadi), der allerdings nach seinem Auftritt in Mossul, als er sich zum Kalifen ernannte, wie zuvor auch Osama bin Laden keine erkennbar wichtige Rolle mehr spielte, sondern zum Phantom wurde, dessen Tod schon mehrmals die Runde machte (Trump: "Abu Bakr al-Baghdadi ist tot").

Hussein und Sarkawi: Trophäen von Bush

Unter Bush schwankte man noch zwischen der Inszenierung von archaischen Bildern von zur Schau gestellten Getöteten und der Demütigung des Gegners. Als im Irak im Juli 2003 zwei Söhne des noch untergetauchten Saddam Hussein in einem Haus in Mossul gestellt und getötet wurden, stellte man deren zerschundenen Leichen aus und verbreitete Bilder ihrer zusammengeflickten Gesichter. Schon im Mai hatte Bush bekannt mit seiner Rede "Mission Accomplished" das Ende der größeren Kriegshandlungen gefeiert. Die Tötung der Hussein-Söhne, die sich aus unerfindlichen Gründen in einem Privathaus aufhielten, durch überwältigende Gewalt wurde von Bush als "Ende des Regimes" gefeiert (Die Erfolgsgeschichte und der Dollar-Opportunist). Die Bilder der Hingerichteten kamen jedoch nicht so gut an und könnten die Ablehnung der amerikanischen Besatzer eher verstärkt haben.

Um jede Heroisierung zu vermeiden, so könnte man annehmen, wurde hingegen die Festnahme des Diktators Saddam Hussein inszeniert. Im Dezember 2003, als deutlich wurde, dass Irak in keiner Weise befriedet war, wurde Hussein als eine Art Weihnachtsgeschenk für Bush lebendig und ohne Gegenwehr aufgespürt. Er soll sich auf einem Bauernhof bei Tikrit in einem Erdloch versteckt haben. Unschlüssig blieb, ob sein Versteck von kurdischen Peschmerga oder von US-Truppen entdeckt wurde. Seine Festnahme wurde inszeniert, der dreckige, ängstliche, heruntergekommene Zausel wurde medizinisch untersucht und sein Haar nach Läusen abgesucht, was man auf Bildern festhielt, um zu zeigen, in welchem erbärmlichen Zustand der einst mächtige Diktator und Gegenspieler von George W. Bush war. Gerüchte gingen um, dass Hussein womöglich schon länger gefangengehalten worden war, um zu günstiger Gelegenheit präsentiert zu werden (US-Regierung erneut im Propagandakrieg?).

Hussein wurde, nach einem fragwürdigen Prozess, wieder zu Weihnachten 2006 hingerichtet, als die Zustimmung zum Irak-Krieg schon auf einen Tiefpunkt gefallen war (Saddam Hussein hingerichtet). Dieses Mal zirkulierte ein angeblich geleakter Film von der Exekution (Saddams Exekution und das Video). Sein Leichnam konnte in seinem Heimatort Awjah zunächst beigesetzt werden, das Grab wurde allerdings schnell zerstört und sein Leichnam verschwand.

Vorhergegangen war der Abu-Ghraib-Skandal (2004) und der stärker werdende Widerstand gegen die amerikanischen Besatzer. Hochgespielt hatte sich insbesondere al-Sarkawi, der mit besonders brutalen Aktionen die Medienöffentlichkeit suchte und sich als al-Qaida-Chef im Irak durchsetzte. Wie immer wurde er auch zum bösen Gegenspieler des US-Präsidenten von Politik und Medien gemacht, nachdem Bin Laden schon nicht mehr seine Rolle ausfüllte und der Schauplatz von Afghanistan in den Irak gewechselt war, die durch Personalisierung und Rollenverteilung von Guten und Bösen das Geschehen spannend, dramatisch und nachvollziehbar wie einen Film oder ein Computerspiel machen sollen.

Im Juni 2006 war al-Sarkawi, der zum Vater des Islamischen Staats und zum Vorbild al-Baghdadis werden sollte, durch einen Luftangriff getötet worden (Terroristenführer Sarkawi getötet). Seine Gruppe bestätigte seinen Tod, dass die Leiche die von al-Sarkawi war, wurde damals durch Fingerabdrücke, Gesichtserkennung und bekannte Narben geleistet. Dieses Mal sollte sein Tod wieder als archaischer Sieg über das Böse inszeniert werden. Das Pentagon verbreitete Bilder der Leiche und präsentierte ein Foto seines Gesichts bei einer Pressekonferenz in einem traditionellen Goldrahmen, als ob man das Bild wie eine Ikone oder wie das eines erlegten Tiers zur Schau stellen will. Auf dem ersten Foto, das den Medien ausgeteilt wurde, war der Kopf des Toten noch blutig, schließlich präsentierte man den ästhetisch präparierten Kopf des Terrorfürsten, der friedlich zu schlafen schien. Seine Leiche wurde angeblich an einem geheimen Ort beigesetzt, um einen Kult zu unterbinden. Das freilich hat nichts genutzt, mit dem Islamischen Staat lebte Sarkawi als Terrorahne weiter.

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