Mach mal halblang, Netflix

Netflix will zumindest auf Android den eigenen Inhalten Beine machen. Oder im Schneckentempo zur Sache kommen

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So richtig viel Innovation darf man sich von Streamingdiensten nicht erwarten. Nicht einmal, wenn sie – wie diese Tage – Konkurrenz von Apple+ erhalten. Augerechnet Apple setzt plötzlich die Preisschraube nach unten an, wenn es um das Abspielen von Serien und Kinofilmen geht. Das wird Netflix nicht so wirklich gefreut haben. Aber wie gesagt: Deshalb kann man jetzt auf deren Seiten auch nicht wirklich erwarten, dass der Kampf inhaltlich angesagt wird. "Jetzt noch bunter", oder mit mehr Inhalten wie "House of Cards - jetzt ohne Kevin allein zuhause", also alles, das einen doppelt so hohen Preis pro Monat für ein Abo rechtfertigen würde.

Und technisch sollte man auch nicht zu viel Neues erwarten. Streaming-Dienste sind keine tolle Plattform, um wirklich vollkommen Neues darauf zu machen. Du schaltest die Serie an, Du schaltest sie aus, dazwischen isst Du Chips, trinkst Bier und schläfst bei Folge 32 in Folge ein. So in etwa. Aber halt: Netflix hat eine Neuigkeit im Köcher, die uns natürlich den Boden unter den Füßen wegziehen wird. Positiv natürlich:

Auf Android wird die Netflix-App nun bald 1.5mal so schnell oder 0.5mal so langsam zu sehen sein. Hammer, oder? Endlich kann ich mir "House of Cards" noch einmal in einem schnelleren Tempo anschauen und dabei das Gefühl bekommen, dass die Darsteller in ihrem verschnellerten Wackelgang eher an die Schlümpfe als an Präsidenten der USA erinnern. Und geben wir es doch zu, ein Horrorfilm wird um Grade besser, wenn der freundliche Poltergeist von nebenan ein wenig wie zugekokst durch das Haus schlachtet.

Zumindest ist der Dreck dann schon nach 60 statt nach 90 MInuten vorbei. Und vermutlich sind die Stimmen dann auch wieder so heruntergepitcht, dass der Schrei der Pflichtblondine nur vier, nicht sechs Oktaven höher klingt. Gell. Also könnte man dem schon was abgewinnen. Ausserdem sind künstlich verlangsamte Stand-up Comedians dann vielleicht zum ersten Mal lustig, wenn sie aus Kanada oder Frankreich kommen. Eben was zum Mitlachen, danke Netflix.

Länger denke ich darüber nach und stelle dann fest: Das wird aber trotzdem nichts. Zum einen passiert in Serien wie "Mindhunter" auch bei 2.5mal so schnellem Ablauf kaum etwas und man sieht eigentlich keinen Unterschied. Zum anderen kann ich mir "Riverdale" in halbierter Geschwindikeit ungefähr so lustgewinnend vorstellen wie eine Rutschpartie auf Stacheldraht. Und zwar mit dem nackten Hintern. Seit ich dieses Zeug gesehen habe, bin ich wieder gläubig und bete nur noch, dass die Folge SOFORT vorbeigeht und alle ohne Chance auf Anschlussstaffel tot sind. Mausetot.

Also, liebes Netflix, vielleicht wäre ein "Blödsinn überspringen" Button besser. Aber an dem arbeitet Ihr ja auch schon, dann hat Apple+ keine Chance mehr bei Euch.