Terror gegen Umweltschützer

Valle Cocora, Los Nevados National Park, Kolumbien; Bild: Sierramroberts/ CC BY-SA 4.0

In zahlreichen Ländern müssen Aktivisten um ihr Leben fürchten

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Schon wieder ist ein Umweltschützer ermordet worden. Wie der kolumbianische Sender Contagio Radio auf seiner Internetseite berichtet, wurde Carlos Salinas, ein örtlicher Sprecher der Bauern, im kolumbianischen Department Tolina am 8. November von zwei Männern erschossen.

Umweltschützer vermuten, dass eine paramiltärische Gruppe hinter dem Anschlag stecken könnte. Salinas engagierte sich für die Entwicklung eines umweltfreundlichen Tourismus und den Erhalt der natürlichen Ressourcen im Nationalpark Los Nevados in den kolumbianischen Kordilleren. Der Sender schreibt allerdings nicht, wem er dabei auf die Füße getreten sein könnte.

Kolumbien sei nach den Philippinen das Land mit den meisten Morden an Umweltschützern, wird die Organisation Global Witness zitiert. Diese spricht in einem Beitrag auf ihrer Internetpräsenz von 30 Umwelt- und Landschützern, die 2018 auf den Philippinen Opfer von Morden wurden. Wirtschaftliche Interessen an Bergbau, Agrarindustrie, Holzernte und Kohlekraftwerken stünden hinter den Angriffen.

Morde an Umweltschützern in Brasilien

Auch in Brasilien sind Morde an Umweltschützern, Bauernvertretern und Sprechern der Indigenen an der Tagesordnung. Erst Anfang November wurde dort Paulo Paulino Guajajara von Holzfällern ermordet. Paulino galt als Waldschützer und war Sprecher der Guajajara, eines indigen Volkes im brasilianischen Bundesstaat Maranhão. Paulino sammelte gemeinsam mit anderen Informationen über Illegalen Holzeinschlag auf dem Territorium der Guajajara.

Als sei das alles nicht schlimm genug, hat Brasiliens prä-faschistischer Präsident Jair Bolsonaro nun auch noch den Zuckerrohranbau im Regenwald – ehemaligen Regenwald muss man da wohl schon fast sagen – legalisiert. Dieser ist nicht nur wegen der weltweiten Zuckernachfrage ein gutes Geschäft, sondern mehr noch, weil sich aus dem Zuckerrohr Ethanol herstellen lässt, das als Benzinersatz taugt.

Da es ein nachwachsender Rohstoff ist, gehört es zu den derzeit von CDU und CSU mal wieder besonders gehypten Biokraftstoffen. Nur: Wie das Palmöl in Südostasien zerstört auch Ethanol aus Brasilien tropischen Regenwald. Bisher indirekt, indem es auf Brasiliens besten Böden angebaut und die dort zuvor betriebene landwirtschaftliche Produktion ins Amazonasbecken verdrängte. Und in Zukunft – Bolsonaro sei Dank – auch direkt.

Risiken für Umweltschützer auch in der EU

Selbst in der EU können sich derweil Umweltschützer keineswegs sicher sein. In Rumänien floriert der illegale Holzhandel und entsprechend gefährlich leben dort Förster, die versuchen, der Abholzung Einhalt zu gebieten und die meist noch naturnahen Wälder zu schützen.

Ende Oktober wurde dort der 30jährige Liviu Pop ermordet, wie unter anderem der Berliner Tagesspiegel berichtet. Wenige Wochen zuvor habe es seinen Kollegen Raducu Gorcioaia getroffen.

Die zuständige Gewerkschaft berichte von rund 600 gewalttätigen Angriffen auf Förster und Waldarbeiter sowie sechs Morden in den letzten fünf Jahren. Die Zeitung berichtet von illegalen Abholzungen in großem Stil, gegen die die Behörden offensichtlich kaum vorgingen.

An all diese Morde sollte man sich vielleicht erinnern, wenn wieder einmal in den sozialen Medien oder in Foren gegen die jungen Klimaschützerinnen von Fridays for Future gehetzt und Morddrohungen verteilt werden. Aggressive Beleidigungen und Drohungen schaffen das Klima, in dem Gewalttaten gegen Aktivisten gedeihen. Auch Deutschland hat schon seit langem ein entsprechendes Terrorproblem, auch wenn Politik und medialer Mainstream äußerst ungern darüber sprechen.