Sanders "angewidert" von Bloomberg

Michael Bloomberg. Foto: David Berkowitz. Lizenz: CC BY 2.0

Der gestern offiziell ins Präsidentschaftsrennen eigestiegene Milliardär will keine Spenden annehmen, wirbt aber alleine diese Woche für 33 Millionen Dollar im Fernsehen

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Darüber, dass der Milliardär Michael Bloomberg in das Präsidentschaftsrennen der Demokraten einsteigt, wird bereits seit Mitte Oktober spekuliert (vgl. Biden mit Problemkind, Sanders nach Herzinfarkt und Bloomberg als Ersatz-Elefant im Raum). Seitdem mehrten sich die Grundlagen für diese Spekulationen stetig: Bloomberg ließ in Alabama und anderen Bundesstaaten fristgerecht Unterschriften für eine Vorwahlteilnahme sammeln (vgl. New York Times: Michael Bloomberg sammelt Unterschriften für Kandidatur), reservierte Fernsehwerbezeit und meldete sich am Donnerstag bei der Federal Election Commission (FEC) an.

Gestern verkündete er schließlich offiziell, dass er sich "als Präsident bewirbt, um Donald Trump zu besiegen und Amerika wieder aufzubauen". Wegen dessen "rücksichtslosem und unethischem Handeln", so der auf gut 50 Milliarden Dollar geschätzte Geschäftsmann, könnten "wir" uns "vier weitere Jahre von Präsident Trumps nicht leisten". Trump hatte bereits vorab auf die absehbare Kandidatur Blombergs reagiert und gemeint er glaube, dass sein Kollege zwar Joseph Biden schaden, aber nicht die Vorwahlen gewinnen werde, weil ihm dazu der "Zauber" fehle.

"Eine Menge Geld ausgeben"

Würde er wider Trumps Erwartung doch gewinnen, dann wäre Trump seinen eigenen Angaben nach "glücklich", weil er gegen niemand lieber antreten würde als gegen den "kleinen Michael". Den kenne er nun schon lange Zeit und "ziemlich gut" - und er wisse, dass er "einige persönliche Probleme" und "eine Menge anderer Probleme" habe: "richtig große Sachen". Ins Detail ging Trump dabei aber nicht, sondern prophezeite stattdessen, Bloomberg werde in einem Wahlkampf "eine Menge Geld ausgeben" (vgl. Donald Trump nennt "Little Michael" Bloomberg seinen Wunschherausforderer).

Zumindest mit dieser letzten Prognose scheint der amtierende Präsident richtig zu liegen: Den Informationen der New York Post nach beträgt alleine der Preis der Fernsehwerbung, die Bloomberg zwischen diesem Wochenende und dem 3. Dezember in 99 US-Städten ausstrahlen lässt, 33 Millionen Dollar.

Sanders: "Wenn man keine Graswurzelunterstützung aufbauen kann, dann ist man im Präsidentschaftsrennen fehl am Platz"

Die will er - ebenso wie seinen gesamten Wahlkampf - aus eigener Tasche bezahlen. Spenden, so kündigte sein Chefberater Howard Wolfson bereits vorher an, werde Bloomberg dafür nicht annehmen. Das, so Wolfson, habe der Milliardär auch schon vor seinen Wahlen zum New Yorker Bürgermeister so gemacht und dadurch könne er "nicht gekauft werden". Ein weiterer Effekt ist, dass Bloomberg dadurch nicht an den offiziellen Fernsehdebatten des Democratic National Committee (DNC) teilnehmen darf (oder muss). Das DNC fordert nämlich als Voraussetzung neben Mindestumfragewerten auch ein Mindestspendenaufkommen.

In der Partei, deren Führung diese Regeln aufstellte, zeigten sich Bloombergs Mitbewerber öffentlich weniger erfreut über sein Antreten als Trump. Bernie Sanders, der in einer neuen Umfrage des Emmerson College mit einem Stimmenanteil von 27 Prozent mit Joseph Biden gleichzog, verlautbarte:

Ich bin angewidert von der Idee, dass Michael Bloomberg oder irgendein anderer Milliardär glaubt, er könne den politischen Prozess umgehen und mit zweistelligen Millionensummen unsere Wahlen kaufen. Das ist nur das jüngste Beispiel eines zurechtgeschusterten politischen Systems, das wir ändern werden, wenn wir im Weißen Haus sind. Wenn man keine Graswurzelunterstützung aufbauen kann, dann ist man im Präsidentschaftsrennen fehl am Platz. Das amerikanische Volk hat die Macht von Milliardären satt, und ich vermute, es wird nicht positiv darauf reagieren, wenn jemand versucht, eine Wahl zu kaufen (Bernie Sanders)

Iowa vs. Super Tuesday

Bereits vorher hatte Sanders Bloomberg in Iowa - wo am 3. Februar die erste Vorwahl stattfindet - vorgeworfen, er wolle Bundesstaaten wie diesen vernachlässigen, und sich ganz auf den "Super Tuesday" am 3. März zu konzentrieren, an dem in Alabama, Arkansas, Kalifornien, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont und Virginia gewählt wird.

Exakt die gegenteilige Strategie scheint der demokratische Präsidentschaftsbewerber Peter Buttigieg zu fahren: Der maltesischstämmige Bürgermeister, der landesweit nur bei sechs bis neun Prozent gemessen wird, führt in der jüngsten Umfrage der dortigen State University nach einem sehr auf Iowa konzentrierten Wahlkampf in diesem Bundesstaat mit 26 Prozent recht klar vor der gerade wieder mit einem neuen Glaubwürdigkeitsproblem konfrontierten Elizabeth Warren mit 19, Bernie Sanders mit 18 und Joseph Biden mit 12 Prozent. Gewinnt ein Bewerber diese erste Vorwahl, kann ihm das so viel Medienaufmerksamkeit bescheren, dass ihm der daraus gewonnene Schwung auch für Wahlen in Bundesstaaten reicht, in denen er nicht so viel Wahlkampf gemacht hat.

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