Saudi-arabischer Offizier: Tödlicher Akt auf einem US-Marine-Stützpunkt

Screenshot: MSNBC-News/YouTube

Der Mann, der zum Piloten ausgebildet werden sollte, tötete drei Menschen. Noch ist unklar, ob dies als terroristischer Akt eingestuft wird

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Der tödliche Angriff eines saudi-arabischen Flugschülers in einem Stützpunkt der US-Marine in Florida ist politisch heikel, weil einige Dinge zwischen Saudi-Arabien und den USA im Zusammenhang mit saudischen Terroristen/Flugschülern mächtig schief gelaufen sind und die Regierungen beider Länder sich in der Vergangenheit alle erdenkliche Mühe gaben, die Brisanz der saudischen Beteiligung an terroristischen Akten in den USA so niedrig wie möglich zu halten.

Noch steht aus, ob die Tat des Mannes, der als Mohammed Saeed Alshamrani identifiziert wurde, als terroristischer Akt eingestuft wird. Der Mann, der sich in der Offizierslaufbahn der saudischen Luftwaffe befand, hatte, wurde vom Deputy des Sheriffs erschossen. Zuvor hatte er gestern Morgen mit einer Glock-Pistole auf mehrere Menschen in der Naval Air Station in Pensacola geschossen und dabei drei Personen getötet und acht verletzt, wie die New York Times am heutigen Samstag berichtet.

Welche Verbindungen der Fall aufwirft, zeigt sich daran, dass eine offizielle Richtigstellung nötig war. Zwar hatten vier der saudi-arabischen Flugzeug-Entführer (Saeed al-Ghamdi, Ahmed al-Ghamdi, Hamza al-Ghamdi und Ahmed al-Nami) vom 11. September 2001 die Naval Air Station Pensacola als Wohnadresse - sie wurden dort aber "nicht ausgebildet", wie Marine-Sprecher Ron Flanders betonte. Newsweek hatte in einem Artikel vom 14. September 2001 von der Wohnadresse auf eine mögliche Ausbildung geschlossen. Dass dieser Beitrag nun ein Revival erlebt, zeigt die Echoräume, die zum gestrigen Verbrechen gehören.

Unbestritten ist, dass dessen Hauptverdächtiger Alshamrani in der renommierten Marine-Flugschule ("Die Wiege der U.S. Navy Aviation") ausgebildet wurde. Seine Ausbildung zum Piloten begann im August letzten Jahres und sollte im August nächsten Jahres beendet werden. Warum Alshamrani am Freitagmorgen in einem Schulungsraum mit seiner aufgerüsteten Glock-45 das Feuer eröffnete, wird noch ermittelt.

Suche nach einem Motiv

Im Zusammenhang mit der Motivsuche wird von US-Medien ein online gestelltes Manifest erwähnt, dass Hass auf die USA bekundet und dabei auch die Präsenz von US-Truppen in Saudi-Arabien ins Spiel bringt. Diese US-"Besetzung" des Landes von Mekka und Medina hatte Osama Bin Laden Ende im Vorfeld von 9/11 als empörend herausgestellt.

Dass US-Soldaten in Saudi-Arabien nach wie vor eine Quelle für Unruhe und Schlimmeres bei den Fanatikern sein können, führte in den letzten Jahren dazu, dass beide Länder, die USA wie Saudi-Arabien darauf achteten, so wenig wie möglich über die Präsenz amerikanischer Soldaten im Königreich an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.

Diese politische Regelung lockerte sich erst vor nicht allzu langer Zeit. Aktuell mischten angebliche Insider-Informationen des Wall Street Journals die Debatte über US-Soldaten im Nahen Osten neu auf. Angeblich werden im Pentagon-Pläne erwogen, 14.000 zusätzliche Streitkräfte in die Region zu bringen, um befreundete Staaten wie Saudi-Arabien vor Iran zu schützen. Das Pentagon dementierte, dass eine Entscheidung darüber gefallen sei, aber nicht, dass es entsprechende Erwägungen gebe.

Ob der Hass auf US-Truppen in Saudi-Arabien zu den Beweggründen gehört, die Mohammed Saeed Alshamrani dazu brachten, in dem Stützpunkt der US-Marine in Florida ein Blutbad anzurichten, ist freilich nicht bestätigt. Die Verbindung zwischen ihm und dem unter seinem Namen auf Twitter online gestellten Manifest wird erst noch untersucht.

Alarmglocken in Riad und Washington

Nicht zu überhören sind die Alarmglocken, die in Riad und Washington geschrillt haben, und sofortige Beruhigungsmaßnahmen auslösten. Der saudische König Salman rief US-Präsident Trump umgehend an, um ihm zu kondolieren, sich von den mörderischen Akten seines Untertanen zu distanzieren und Hilfe bei der Aufklärung zu versprechen.

Nimmt man die saudische Aufklärungsarbeit im Fall des Mordes an Jamal Kashoggi und die US-Reaktionen dazu als Maßstab, so darf sich die Öffentlichkeit von diesen Ankündigungen nichts erwarten. Das mörderische Geschehen in der Naval Air Station in Pensacola wird aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls politisch eingehegt werden.

Dass solche Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien auf öffentlicher politischer Ebene höchst unwillkommen sind, dafür spricht der Umgang mit sämtlichen Verbindungslinien zwischen 9/11 und dem Königreich Bände (siehe etwa Zivilklage gegen Saudi-Arabien: Neue Vorwürfe wegen Unterstützung der 9/11-Anschläge).

Derzeit konzentrieren sich die Berichte von US-Medien auf den Überprüfungsprozess - "vetting" - der Flugschüler und mögliche Sicherheitslücken. Laut New York Times sind bislang keine Verbindungen zwischen dem Angriff in Pensacola und dem "internationalen Terrorismus" bekannt.

Nach den Informationen der Zeitung wurden sechs Saudi-Araber nach dem Schusswaffenangriff festgenommen worden. Drei wurden beim Filmen beobachtet, sie haben angeblich das ganze Geschehen gefilmt.