Saudi-Aramco auf syrischen Ölfeldern

Bild: almasdarnews.com

Nach mehreren Medienberichten sollen saudische und ägyptische Ingenieure das al-Omar-Ölfeld inspizieren und Maßnahmen zur Verbesserung der Förderung einleiten. Indessen wirft der syrische Außenminister den USA einen Angriff auf eine Öl-Raffinerie in Homs vor

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Was machen Saudi-Aramco-Mitarbeiter an Ölfeldern im syrischen Deir ez-Zor? Offizielle Abgesandte der größten Erdölfördergesellschaft der Welt hätten die Ölfelder in der nordöstlichen Provinz Syriens besucht, berichtete die englisch-sprachige Ausgabe der Almasdar-News Ende vergangener Woche.

Zuvor hatte die Webseite Deir Ezzor 24 network, die über gute lokale Informationsquellen verfügen soll, sogar von beabsichtigten Investitionen geschrieben, die der saudi-arabische Konzern in die Ölfelder und -quellen in Deir ez-Zor anlegen will. Laut den - ungenannten - Quellen von Deir Ezzor24 soll eine Gruppe von Aramco-Mitarbeitern in einer offiziellen Mission al-Omar, eines der größten Ölfelder in Syrien, inspiziert und sogar schon mit der "Implementierung praktischer Schritte" begonnen haben.

Da die USA bekanntlich die Kontrolle über die syrischen Ölfelder im Osten des Landes haben ("But we’re keeping the oil — remember that", Trump) sollen die Aramco-Investitionen über Verträge mit der US-Regierung laufen. Der Ezzor24-Bericht fügt an, dass Trump kürzlich Investitionen in die Bodenschätze von Deir ez-Zor, Hasakeh und Rakka angekündigt habe.

Dies sei eine "klare Herausforderung" für Assad, Russland und Iran, heißt es. Man könnte auch etwas klarer deutlich davon sprechen, dass solche Abmachungen oder Verträge ein illegaler Übergriff auf Souveränitätsrechte eines Landes sind, ein Raubzug, wenn die Informationen denn zutreffen …

Der syrische Präsident Assad hatte die US-Besetzung der Ölfelder als Diebstahl bezeichnet und das russische Außenministerium hatte Ende Oktober von "staatlichen Banditentum" gesprochen, von dem Ölschmuggler profitieren (siehe Prekäre Verhältnisse: Kämpfe um das syrische Öl. Und nun also der nächste dreiste, das Völkerrecht spottende Schritt, Auftritt Saudi-Aramco?

Der Konzern dementiert dies, wie die Publikation Ennab Baladi aus einer E-Mail der Presseabteilung von Aramco zitiert: "Saudi Aramco ist weder im Abbau, der Produktion oder anderer Investment-Aktivitäten in Syrien involviert."

Widersprüchliche Nachrichten

Ennab Baladi, das 2011 gegründet wurde und der Opposition zu Assad nähersteht als der Regierung, verweist in seinem Beitrag allerdings auch auf Einzelheiten einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Agency, wonach am 13. Dezember eine "Gruppe von Ingenieuren und Technikern in US-amerikanischen Hubschraubern in der Region gelandet sei, mit der offiziellen Mission, das Ölfeld wiederherzustellen, Arbeiter auszubilden und die Ölproduktion zu steigern".

Es soll sich um 15 ägyptische und saudi-arabische Ingenieure, spezialisiert auf Öl-Anlagen, handeln, die am al-Omar-Ölfeld angekommen sind. Das Ölfeld und dazu gehörige Anlagen wurden bei Kämpfen gegen den vorherigen Besatzer, IS-Milizen, beträchtlich beschädigt.

Das US-Verteidigungsministerium hatte erklärt, dass die Öleinnahmen den Kurden zugutekommen sollen. Geht es nach Informationen des Middle East Monitor, der sich dabei auf den arabischen Dienst der Anadolu Agency (AA) beruft, so sollen aktuell - ungeachtet des Dementi - auch noch ein Dutzend saudischer Soldaten auf dem al-Omar-Ölfeld angekommen sein, um die Gruppe der ägyptischen und saudi-arabischen Ingenieure zu schützen.

Bemerkenswert ist, dass laut den lokalen Quelle von AA zusammen mit den Soldaten, die mit Hubschraubern kamen, auch etwa "30 Lastwagen mit Bohrgeräten und Ausstattung aus dem Nordirak ankamen".

Sollte dies der Wirklichkeit entsprechen, so wird dies in Moskau auf wenig Gegenliebe stoßen, obwohl man auch dort um ein gutes Verhältnis zu Saudi-Arabien bemüht ist, wie sich nicht zuletzt an der Farce um den Khashoggi-Mord zeigte, wo man wegen höherer Interessen die Sache nicht allzu hoch hängen wollte, um die Beziehungen nicht zu gefährden.

Kompliziertes Mosaik: Russland, Saudi-Arabien und Syrien

Russland hat ebenfalls Interessen an der Förderung syrischen Öls und Beteiligungen abgemacht, auch wenn die Vorkommen in Syrien nicht besonders ergiebig sind (siehe: Wiederaufbaupläne für Syrien).

In Damaskus wird die Empörung größer sein. Dort ist man mit noch weiter verschärften Sanktionen der USA konfrontiert, die zu großen Engpässen bei der Bevölkerung führen. In diesen Zusammenhang gehört auch der Vorwurf des syrischen Außenministers, wonach die Regierung al-Assad den kürzlichen Angriff auf eine wichtige Ölraffinerie in Homs den USA zuschreibt, wie die Tass berichtet. Die syrische Nachrichtenagentur Sana beruhigt indessen heute die Öffentlichkeit, Kochgas werde trotz des "terroristischen Angriffs" weiter produziert.

Sollten die saudi-arabischen Fördermaßnahmen zugunsten der SDF, die ja laut USA von Ölförderung in Syrien profitieren sollen, zutreffen, so betrifft das auch die Verhandlungen zwischen den SDF und der Regierung in Damaskus. Man kann nun darüber spekulieren, ob dies die Verhandlungsmasse der syrischen Selbstverwaltung erhöht oder ob die etwaige Zusammenarbeit zwischen den Kurden und Saudi-Arabien eine Vereinbarung zwischen Damaskus und Rojava-Vertretern erschwert.

Als Faktor für die an sich schon komplizierten Verhältnisse kommt hier hinzu, dass es Annäherungen zwischen der Regierung in Damaskus und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt und im Hintergrund sachte Hoffnungen, dass sich auch im Verhältnis zwischen Syrien und Saudi-Arabien etwas zum Besseren entwickeln könnte.

Das ist alles Spekulation, könnte aber erklären, warum ein russischer Experte das saudi-arabische "Engagement" in der anfangs erwähnte Publikation a-Masdar-News, die der Regierung in Damaskus nahesteht, verblüffend positiv beschreibt.

Hinzu zu den schräggeränderten Stücken im syrischen Mosaik kommt, dass die syrische Regierung aus der Not heraus vormals mit dem IS und danach mit den SDF Abmachungen zum Verkauf des Öls, das syrischem Boden entspringt, hatte.