Australiens Feuer und der Klimawandel

Australien: Rauch von den Bränden "Currowan-Fire" und "Tianjara Fire", aufgenommen von der Station HMAS Albatross. Foto: Bidgee/CC BY-SA 3.0 AU

Wenn bei zunehmender Hitze der Niederschlag eher abnimmt, steigt die Waldbrandgefahr

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In Australien halten die schweren Waldbrände weiter an, die ihren Rauch inzwischen weit auf den Pazifik hinaustragen. Seit Jahresbeginn verdunkeln sie auch den Himmel in Teilen des etwas über 2.000 Kilometern entfernten Neuseelands.

Manche Leute, wie der als Wettermoderator bekannt gewordene Jörg Kachelmann, verbreiten auf Twitter und ähnlichen Diensten gern, die Hitze und damit der Klimawandel habe nichts mit den Bränden zu tun. Wie leider inzwischen fast normal wird dies insbesondere auch von Kachelmann gerne im beleidigenden Ton vorgetragen, eine Taktik, die einigen zur zweiten Natur geworden sein mag, die aber vor allem die Schwäche des eigenen Arguments überspielen soll.

Denn natürlich ist das Problem nicht Selbstentzündung in zu heißer Luft. Derlei wird gern unterstellt, hat aber niemand behauptet. Die primären Ursachen sind in Australien – wie in einigen südeuropäischen Ländern – nach wie vor Brandstiftung; im US-Bundesstaat Kalifornien spielte bei der letzten großen Welle von Bränden auch Funkenschlag schadhafter elektrischer Leitungen eine Rolle.

Der Klimawandel kommt ins Spiel, wenn man nach den Bedingungen fragt, die die ursprünglichen Brandherde vorfinden. Je trockener die Wälder oder das Buschland ist, desto schneller und weiter können sich die Flammen ausbreiten und gegebenenfalls durch Funkenflug oder auch durch Gewitterstürme verbreiten, die von besonders großen und heißen Bränden erzeugt werden können.

Der australische Wetterdienst hatte bereits in seiner letztjährigen Stellungnahme zum Zustand des Klimas auf dem fünften Kontinent darauf hingewiesen, dass zum einen die Temperaturen steigen und zum anderen im gesamten Süden des Landes die Winterniederschläge zurückgehen.

Gestiegene Gefahren mit Vorwarnung

Die Sommerniederschläge haben im ganzen Norden und im Südwesten in den letzten 20 Jahren eher zugenommen, aber im derzeit besonders von den Bränden heimgesuchten Südosten ebenfalls abgenommen oder bestenfalls örtlich leicht zugelegt. Für New South Wales, in dem die schlimmsten Feuer wüten, war 2019 mit Abstand das wärmste und trockenste Jahr. Letzteres gilt übrigens für den ganzen Kontinent.

Nun bedeuten höhere Temperaturen mehr Verdunstung und mehr Feuchtigkeitsverlust der Pflanzen durch Transpiration. Um das gleiche Niveau an Boden- und Vegetationsfeuchtigkeit zu halten, müsste es also mehr regnen. Da aber insbesondere in Victoria das Gegenteil der Fall ist, trocknen die Wälder aus, Dürren häufen sich, das Feuer findet leichter Nahrung.

Das Ganze kulminiert in Extremereignissen, wenn Hitzewellen das Land in den Griff nehmen und der Regen ausbleibt. Die Analyse des australischen Wetterdienstes zeigt, dass die Zahl der Tage mit extremer Hitze zunimmt und entsprechend auch die mit extremen Waldbrandgefahren.

Überraschend kommt das alles übrigens nicht. Vor knapp 12 Jahren hieß es im sogenannten Garnaut Report, der zunächst für die oppositionelle Labour Party angefertigt und nach deren Wahlsieg aktualisiert wurde:

“Fire seasons will start earlier, end later and be more intense. This effect increases over time but should be directly observable by 2020.”
Garnaut Report

Die derzeitige konservative Regierung hat den Bericht inzwischen offensichtlich aus dem Internet genommen, aber es findet sich noch eine archivierte Version der Webseite und der Inhalt ist auch anderweitig über den Autor zugänglich.