Mit Alexa in der Dusche

Warum nicht eine Alexa in der Dusche haben? Darum nicht

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Die CES 2020 in Las Vegas ist zu Ende gegangen, aber sie lässt wie üblich einen Kollateralschaden an neuen Gadgets zurück, die man zwar machen kann, aber eigentlich nicht wirklich haben muss. Dieses Jahr geht es dabei weniger um Eiswürfelmaschinen für die Arktis (die würden ja angesichts der Klimakatastrophe langsam auch Sinn machen). Der Duschkopfhersteller Kohler hat sich mehr an Alexa verkünstelt. Was man sich darunter vorstellen muss: Am Brauskopf entsteht ein großes Loch in der Mitte. Nicht für mehr Wasser auf den Schädel. Nein, die Lücke soll durch einen interaktiven Lautsprecher gefüllt werden, der mit Alexa im Nebenzimmer verbunden ist.

Und wenn man sich jetzt vielleicht fragen möchte, wozu das gut sein soll, dann kann ich mir vorstellen, dass es wohl um eine Musikquelle gehen könnte. Unter der Dusche. Aber nein, das macht ja nicht wirklich viel Sinn, wenn selbst der beste Sound von einem glühend heißen und sehr lauten Wasserstrahl überlagert würde. Vielleicht denkt die Innovation auch mehr an multifunktionale Manager, die schon beim Duschen morgens ihre guten Ideen haben und sie gleich via Alexa ihre logistischen Welt mitteilen wollen.

"Alexa, kaufe Duschgel nach." Ist ein geradezu ins Auge springender Anwendungsfall für solch ein Tool. Dass man da nicht schon früher darauf gekommen ist. Ich meine, es ist ja einfach auch nicht vorstellbar, den Kauf eines Duschgels außerhalb des eigenen Badezimmers zu tätigen. Immerhin unterlassen Kohler-Kunden dann in Zukunft das für den Resthaushalt enervierende Mitsingen unter dem Reinigungsstrahl, weil eine falsche Textzeile wie "Ich kaufe Dir die Welt, mein Schaaaahaaatz" erheblich auf das Alexa gesteuerte Familienbudget drücken dürfte. Insofern ist der Kauf eines solchen Duschkopfes durch die Gattin vielleicht einfach der Versuch, wieder Ruhe in die Familie zu bekommen und durch die Verhinderung von logoröischen Gesängen mittels Drohung von Fehlbefehlen den Mann vom schrecklichen Singen abzuhalten. Solange jedenfalls der Lautsprecher keine Wasserschäden davonträgt oder bei einem unglücklichen Händestrecken aus der Halterung purzelt.

Alexa hingegen dürfte wieder einmal froh sein, dass man das Ding ohne Kamera auslieferte und ihr so der morgentliche Anblick erspart bleibt. Es gibt einfach Dinge, die muss man auch als interaktiver Lautsprecher nicht sehen. Immerhin ist noch niemand auf die Idee gekommen, eine spezielle Alexa für das eheliche Schlafzimmer zu entwickeln, meinetwegen in die Fassung der Rotlichtstandlampe geschraubt. Aus dem merkwürdigen Gefasel, das da ein- bis zweimal die Woche in den Raum dringt, wäre auch schwerlich ein vernünftiger Einkaufszettel extrapolierbar. Und wenn dann zum dritten Mal eine fette Sau angeliefert wird ("Doch, doch, das haben Sie bestellt, online"), dann wird man das Ding doch lieber wieder ins Bad montieren. Oder sich benehmen.

Immerhin könnte Amazon zusammen mit Kohler noch den gerade in Entwicklung befindlichen Handscanner einbauen. Dann ließe sich jede noch so merkwürdige Bestellung unter der Dusche oder im Schlafzimmer noch schnell durch einen Wisch über den Scanner bestätigen. Aber da denke ich vielleicht jetzt zu weit. Das sehen wir vermutlich zur CES 2021.